BattleTech 12: Stackpole, Michael A. - Das Blut der Kerensky 3 - Dunkles Schicksal
Anastasius Focht? Erkläre mir alles, damit ich deiner Logik folgen kann.«
Der junge MechKrieger blickte auf seine Notizen und nahm sich ein paar Sekunden Zeit, seine Antwort zu formulieren. »Ich habe die Arbeit mit den Basisdaten begonnen, die Gus Michaels gesammelt hatte, bevor Ihr ihn nach Alyina geschickt habt. Danach ist Focht im äußersten Fall einhundert Jahre alt. Er ist offensichtlich männlichen Geschlechts, aber die Möglichkeit einer Geschlechtsumwandlung ist nicht auszuschließen. Das fehlende Auge ist möglicherweise eine Gefechtsverletzung. Sie hätte das Ende seiner Laufbahn als aktiver Soldat bedeutet, aber er hätte durchaus noch in befehlender Funktion dienen können. Wir wissen auch, daß er vor zwölf Jahren bei ComStar aufgetaucht ist, Deutsch wie ein Lyraner spricht und einige Zeit am Nagelring verbracht haben kann. Außerdem bemerkte Focht mir gegenüber, daß er einmal meinem Vater begegnet sei.«
»Nicht gerade üppig«, bemerkte Ulric leise.
»Stimmt, aber genug, um einen Ansatzpunkt zu liefern. In dem Wissen, oder zumindest der festen Annahme, daß Focht ein Deckname ist, habe ich die Daten aller Kadetten und Absolventen des Nagelring in den letzten achtzig Jahren abgefragt. Nach Überprüfung der Körpergröße und anderen Maßen blieben etwas über eintausend Kandidaten.«
Der ilKhan lehnte sich interessiert vor und umschloß ein Knie mit den Händen. »Du hast diese Personen mit ihren Laufbahnen in Korrelation gesetzt, um festzustellen, ob sie überlebt haben oder gefallen sind, frapos?«
»Pos, mein Khan. Wir haben auch diejenigen eingeschlossen, die als vermißt gelten, selbst wenn sie in Kämpfen lange vor dem Vierten Nachfolgekrieg verschwunden sind. Nach dem Vierten Krieg blieben kaum Kandidaten übrig, und bei denen verliefen alle Nachforschungen ergebnislos. Nichts.«
Phelan klopfte mit dem Fingerknöchel auf den Monitor. »Daraufhin machte ich mir so meine Gedanken über die Suchparameter des Programms. Ich begann eine zweite Suche nach einem bekannten Wert: nach mir selbst. Ich ließ den Computer auf dieselbe Weise nach mir suchen, in der er nach Fochts Identität gesucht hatte.«
»Und?«
»Kein Ergebnis!« Phelan grinste. »Ich erweiterte die Maschen, indem ich die Daten entfernte und den Nachnamen Kell eingab. Der Computer lieferte meinen Vater, aber er ignorierte mich und meinen Onkel Patrick. Der Grund dafür ist, daß Patrick und ich nach den von uns benutzten ComStar- und LyrCom-Daten tot sind.«
»Aber du lebst noch. Und gleiches gilt mit ziemlicher Gewißheit für den Präzentor Martialum.« Ulric zupfte sich nachdenklich am Kinnbart. »Du hast die Filterparameter verändert, frapos?«
»Pos. Ich blieb bei unserem Kern von eintausend Kandidaten und ließ nach Jokern suchen. Focht hat einmal einen Aufenthalt auf den Lestrade-Gütern auf Summer erwähnt, also suchte ich Personen, die auf Summer gedient hatten oder in irgendeiner Weise mit Aldo Lestrade zu tun hatten. Das halbierte die Auswahl.« Phelan begann, an seinen Fingern abzuzählen. »Eine andere Bemerkung Fochts mir gegenüber führte mich zu der Vermutung, daß er sein Auge im Vierten Nachfolgekrieg verlor. Da ich bereits alle Personen überprüft hatte, die den Krieg überlebten, konzentrierte ich mich auf die Toten und Vermißten. Ich versuchte auch eine Kreuzkorrelation mit Kontakten mit meinem Vater oder gemeinsame Einsätze. Durch eine Unachtsamkeit führte ich in der betreffenden Programmzeile auch soziale Kontakte auf – ich kopierte den Hinweis auf Lestrade, änderte nur den Namen –, und das sorgte für eine höchst interessante Einschränkung der Kandidaten. Bemerkenswerterweise waren alle als tot oder vermißt aufgeführt.«
Der ilKhan hörte interessiert zu. »Du hast versucht, den Tod der Kandidaten zu verifizieren, frapos?«
Der MechKrieger nickte. »Totenscheine, Autopsieberichte, Grabsteine, was immer sich fand. Die genealogische Datensammlung von Domain war eine ungeheure Hilfe. Bei der Durchsicht fand ich auch einen hübschen Gedenkstein für mich auf Arc-Royal.«
Phelan versuchte, die Bemerkung beiläufig klingen zu lassen, aber die Worte blieben ihm im Halse stecken. Es war nicht so sehr der Gedanke, für tot gehalten zu werden, der ihm zu schaffen machte, als die Trauer, die seine Familie empfinden mußte. Der Wolfsclan war seine neue Heimat geworden, aber er liebte seine Blutsverwandten deswegen nicht weniger und fühlte ihre Schmerzen mit.
»Das kann kein angenehmes Erlebnis gewesen
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