BattleTech 13: Jade Phoenix-Trilogie I - Clankrieger
fest: »So, das wird genügen, bis Warhawk in die Mauser kommt. Die Nadel ist speziell behandelt, so daß sie die Feder an der Innenseite festhält. Und jetzt nehmen wir uns die anderen vor.«
Aidan und Gönn hatten mehrere Stunden so gearbeitet. Es war das einzige Mal gewesen, daß Gönn in Aidans Augen auch nur entfernt wie ein Mensch gewirkt hatte. Sein Grab lag auch irgendwo auf demselben Friedhof wie Glynns, aber Aidan und Marthe hatten es nicht besucht.
Drei Jahre lang hatte Aidan von dem Mann geträumt, den er in der Schlacht umgebracht hatte. Immer neue Variationen des Kampfes hatten die Träume noch erschreckender als die Wirklichkeit werden lassen. In manchen Träumen hatte sein Opfer besser gekämpft und war kaum umzubringen gewesen. Gelegentlich hatte er kurz vor dem Sieg gestanden, als Aidan schweißgebadet aufgeschreckt war.
Die anderen Gräber, die Marthe und er an jenem Tag aufsuchten, hatten den Toten der Geschko gehört, denen ihrer Kogeschwister, die bei Prüfungen gestorben waren, durch Krankheit oder Unfall. Doch das waren nur wenige. Die meisten der inzwischen nicht mehr vorhandenen Mitglieder der Geschko hatten die Prüfungen nur nicht geschafft und waren fortgeschickt worden, um in andere Kasten eingegliedert zu werden. Niemand verlor in der Clangesellschaft wirklich das Gesicht. Jede momentane Schande konnte durch ein nützliches Leben in einer anderen Kaste wettgemacht werden.
Jetzt aber drohte Schande, dachte Aidan, als er wieder Dermot zuhörte. Es war schlimm, die Geschko vor der Ausbildung verlassen zu müssen, aber aus der Kriegerausbildung ausgeschlossen zu werden, war eine lebenslange Schande. Sicher, man konnte sich einer anderen Kaste anschließen, so wie diejenigen, die schon vorher ausgesiebt worden waren, aber das Wissen darum, daß man an der Schwelle zum Leben eines Kriegers gestanden hatte, zum Leben in der höchsten aller Kasten, dieses Wissen blieb. So freundlich und respektvoll andere auch mit einem sprachen, sie würden nie vergessen können, daß man die schlimmste aller Schanden hinter sich hatte, die Aberkennung des Kriegerstatus. Die wenigen gescheiterten Krieger, denen Aidan in seiner Jugend begegnet war, hatten mehr wie Exoskelette ohne Körper ausgesehen, so als habe die Unfähigkeit, Krieger zu werden, ihr Inneres zu Staub zerfallen lassen. Sie hatten ihre neuen Kastenrollen gut erfüllt, sogar hervorragend, aber es hatte immer etwas gefehlt. Aidan wollte kein solches Leben. Er konnte nur ein Krieger werden.
Dermot war dabei, das Zuchtprogramm zu beschreiben. Er berichtete davon, wie der erhabene Nicholas die Notwendigkeit gesehen hatte, über die normale Geburtenrate hinauszugehen, um schnell eine Rasse der besten Krieger zu schaffen. Die Bruderkriege hatten die Clanwelten entvölkert, und drastische Lösungen waren notwendig geworden. Deswegen hatte Nicholas das systematische Eugenikprogramm ins Leben gerufen, in dessen Zuge die 800 Krieger der Clans Genmaterial für eine Art Babyfabrik gespendet hatten, das die Wissenschaftler umschreibend ›Heim‹ nannten. Die Heime spezialisierten sich darauf, die besten Eigenschaften individueller Gene in Sperma und Eizellen zu kombinieren, um Kinder herzustellen, die – zumindest war das die Hoffnung – zu Kriegern mit allen gewünschten Eigenschaften der Spender heranwachsen würden, ohne die negativen Merkmale zu zeigen, die unter den ersten Siedlern der Clanwelten zu so viel Unruhe und Rebellion geführt hatten. In Brutkästen großgezogen, sollte jede Generation durch ständige, wiederholte Prüfung immer freier von Defekten und fähiger werden als die vorhergegangene.
Alle Clans zogen die Kinder in Geschwisterkompanien – Geschkos – auf, und die von Nicholas gewünschte Bevölkerungsexplosion ließ nicht lange auf sich warten. Selbst wenn nicht alle Mitglieder einer Geschko die Jahre harter Prüfungen bis zum Schluß durchhielten und sich zu Kriegern entwickelten, leisteten auch die umdirigierten Geschkinder an anderer Stelle wichtige Beiträge zur Entwicklung der Gesellschaft. Als starke Führer und superintelligente Bürger neigten sie dazu, die Kontrolle über andere Kasten auszuüben. Es war eine gegebene Tatsache, daß ein Wahrgeborener in der Clangesellschaft eine größere Erfolgschance hatte als ein Freigeborener.
Aidan kam kaum mit den Antwortchören mit, die Dermot verlangte. Er dachte an die Konflikte zwischen Wahrgeborenen und Freigeborenen in der Geschichte mancher Siedlungswelten. Dort draußen, wo
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