BattleTech 13: Jade Phoenix-Trilogie I - Clankrieger
wie ein lebendiger Freigeborener, der aus dem Unterholz springt. Aber ich habe meine Position noch immer erfolgreich verteidigen können. Sobald ein Kadett weiß, daß er von Puppen aus Metall und Pappe angegriffen wird, sind die nächsten Begegnungen mit diesen lächerlichen künstlichen Hindernissen keine echte Herausforderung mehr, sondern ein Spiel, ein Witz. Diese Konstruktionen sind die wahre Verschwendung – eine Verschwendung wertvollen Materials für eine sinnlose Aufgabe. Aber wenn Kadetten auf dem Weg zu ihren Testmechs freigeborene Schüler besiegen und auch töten, schärfen sie damit ihre Fähigkeiten und steigern ihren Adrenalinspiegel für den wichtigen Kampf, der ihnen bevorsteht. Kleinere Gefahren helfen, eine größere Gefahr zu überstehen. Die Kadetten wissen natürlich nicht, daß das Spiel zu ihren Gunsten verfälscht ist. Die Waffen der Freigeborenen sind präpariert und können nicht töten. Sie können einen Kadetten bestenfalls für ein paar Sekunden außer Gefecht setzen. Aber selbst so verliere ich in dieser Phase des Tests selten einen Freigeborenen mit echtem Potential, und ich habe noch nie einen Kadetten verloren. Ich finde, die Ergebnisse sprechen für meine Methode.
Was die Verschwendung angeht, trifft genau das Gegenteil zu. Der Test ist besser, die Teilnehmer verhalten sich geschickter, die Ausbildung produziert bessere und aggressivere MechKrieger. Ich bin zufrieden. Und ich bin nicht der einzige. Ich stelle mit Dankbarkeit fest, daß immer mehr meiner Kollegen meine Methoden übernehmen.
Es ist auch wichtig zu vermerken, daß meine Einheit den größten Erfolg bei der Ausbildung von Freigeborenen hat, was den gelegentlichen Verlust von einigen wenigen in einer wertvollen Testsituation durchaus angemessen erscheinen läßt. Ob im Krieg oder im Frieden, es zählen nur Strategien und Taktiken, die zum Sieg führen oder dem Gegner schwere Verluste zufügen. Ergebnisse rechtfertigen, Beschwerden behindern. Und ich bin erfolgreich genug, solche Behinderungen zu ignorieren. Ich habe gehört, daß in der Geschichte Massaker und Gemetzel von Leuten, die sich als ›vernünftig‹ bezeichneten, verurteilt wurden. Ich stimme dem zu, aber ich glaube, die Clans haben der Schuld, die damals den Ereignissen angelastet wurde, eine Kontrolle über Leben und Tod entgegengesetzt. Die Anzahl der Krieger, die den Tod finden, ist präzise vorausberechnet. Niemand sollte unnötig sterben, das ist das Schlüsselwort. Es gibt notwendige Todesfälle, notwendige Massaker, notwendige Gemetzel. Das ist der Punkt, an dem die vernünftigen Kritiker scheitern. Wenn der Tod von tausend Menschen den Zielen unserer Aufgabe dient, ist ihr Tod ein ruhmreiches Ereignis. Aber der unnötige Tod eines einzelnen Menschen ist ein Greuel. Wir Clanner haben Worte wie Greuel und Ruhm neu definiert.
Selbst die Freigeborenen bringen bessere Leistungen, weil sie wissen, daß sie Teil der Tests für Wahrgeborene sind. Die meisten brennen darauf, einen Wahrgeborenen anzugreifen, obwohl sie wissen, daß die Clangesellschaft die Freigeborenen als die minderwertige der beiden genetischen Kategorien betrachtet.
Nein, ich sehe keine Verschwendung.
Trotzdem hat Kadett Aidans Abschuß von fünf Freigeborenen sogar mich schockiert. Als er dann für einen Moment am Boden lag und ein rachsüchtiger Freigeborener über ihm stand, das potentielle sechste Opfer, war ich versucht, die ganze Übung abzubrechen…
20
Später, viel später, als er Zeit hatte, die Ereignisse in Ruhe Revue passieren zu lassen, entschied Aidan, daß es eine kleine Explosion gewesen sein mußte, die ihn von den Beinen gerissen hatte, vielleicht die Art Übungsgranate, wie sie auf Hindernisbahnen benutzt wurde. Der Sprengsatz war klein, aber die Granate hätte echten Schaden anrichten können, wäre sie dichter an seiner Position gelandet. Sie war immerhin noch stark genug, ihm für ein oder zwei Sekunden das Bewußtsein zu rauben. Als er wieder zu sich kam, hing die aus den Wolken aufgetauchte Sonne hinter der hoch über Aidan aufragenden Gestalt eines der Freigeborenen. Obwohl sein Gegner nur ein dunkler Schatten war, konnte Aidan erkennen, daß er eine Pistole auf seinen Kopf richtete. Ob der Freigeborene den Abzug betätigt hatte oder nicht, konnte Aidan nie mit Sicherheit sagen. Er hatte eine zweifelhafte Erinnerung an ein Sirren neben seinem Ohr, als er sich zur Seite rollte und aufsprang. Zumindest dieses eine Mal profitierte er von den
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