BattleTech 14: Jade Phoenix-Trilogie II - Blutrecht
nicht durch mein Können gesiegt. Oder sogar, daß es Schicksal war.«
»Schicksal? Du glaubst an Schicksal? Das paßt gar nicht zu dir!«
»Nicht Schicksal im üblichen Sinn. Aber manchmal glaube ich schon, daß eine Art Schicksal meinen Weg bestimmt, vielleicht den von uns allen.«
»Eine Art Lenksystem für Menschen?«
»So könntest du es ausdrücken.«
»Nein. Das würde ich nie sagen. Es klingt wie Unsinn. Außerdem müssen wir den morgigen Kampf besprechen. Wie heißt dein Gegner?«
»Er heißt Lopar. Er ist ein erfahrener BattleMech-Pilot.«
»Er ist mehr als nur erfahren. Er ist so gut, daß er manchmal eins mit seinem Mech zu werden scheint, als hätte man ihn gleich in der Fabrik zusammen mit dem Mech konstruiert. Du könntest ihn in einer direkten Konfrontation schlagen, aber wozu die Mühe? Du solltest versuchen, dich ihm und jedem anderen Gegner außerhalb seiner gewohnten Umgebung zu stellen.«
Während Marthe weitersprach, kam Hengst in das kleine, kahle Zimmer. Er setzte sich auf einen der beiden freien Stühle und verfolgte die Diskussion der beiden. Ihm gegenüber saß Joanna und nickte bei verschiedenen Ratschlägen Marthes zustimmend. Als Hengst ins Zimmer gekommen war, schien ihr ein Schauder über den Rücken gelaufen zu sein.
Nachdem Marthe gegangen war, übernahm Joanna Aidans Vorbereitung, indem sie seinen körperlichen Zustand testete. Sie warf ihm einen Ball zu, den er mit einer Hand fangen mußte. Er war schnell, und der Ball traf unvermeidlich seine offene Hand. Sie führten auch eine komplizierte Übung mit Stöcken durch, die sie in einer präzisen, aber arhythmischen Abfolge hin und her warfen.
Während einer Pause erhaschte Hengst Aidans Blick. »Ist es das alles wert?« fragte er. »Brauchst du unbedingt einen dieser dummen Blutnamen?«
»Ja, Hengst, der Blutname ist es wert. Er stellt die einzige Möglichkeit dar, daß meine Gene für den Genfundus ausgewählt werden.«
»Der Genfundus, der Blutname, das sind doch nur Schmuckstücke. Du hast deinen Wert als Krieger schon bewiesen.«
»Halt den Mund, Frei...« Ein schneller Blick Aidans hinderte Joanna daran, die Obszönität auszusprechen. »... geborener. Du bist ein Mitglied in Aidans Team. Du hast kein Recht, den Blutrechtstest zu verspotten. Es handelt sich um eine ehrbare Tradition. Du bist nur neidisch, weil du nicht daran teilnehmen darfst.«
Hengst schüttelte den Kopf. »Keineswegs. Selbst wenn ich ein Wahrgeborener wäre, würde ich keinen Blutnamen wollen.«
Joanna brach abrupt in Gelächter aus. Es war ihr übliches, grausames Lachen, ein Lachen, das einmal Angst und Schrecken bei ihren Kadetten ausgelöst hatte. »Dein Name ist nicht ganz treffend, Hengst. Pferdearsch wäre treffender. Wenn du ein Wahrgeborener wärst! Du kannst dir nicht vorstellen, was es heißt, ein Wahrgeborener zu sein, kannst nicht ahnen, was es heißt, einen Blutnamen zu besitzen, kannst nicht...«
»Und warum hast du noch keinen Blutnamen gewonnen? Bist du nicht gut genug?«
Hengst hatte Glück, daß Aidan zwischen ihm und Joanna stand. So wie sie auf Hengst losging, wäre selbst ein erfahrener Krieger wie er durch die Wand gedrückt worden. Aidan hielt sie fest, bevor es soweit kommen konnte.
»Ihr zwei seid meine Ratgeber«, beruhigte er sie. »Ich brauche eure Hilfe, keine Streitereien.«
»Du solltest ihn loswerden, Aidan«, knurrte Joanna. »Die Art Ratschläge, die er dir geben kann, werden dich ins Grab bringen.«
»Nein, Joanna«, meinte Aidan. »Ich muß beide Seiten der Medaille sehen. Wie kann ich instinktiv reagieren, wenn ich mir etwas vormache?«
»Ich kann nicht sehen, wie sein Geplapper dir irgendwie helfen könnte. Es schändet das Ideal des Blutnamens.«
»Und genau deshalb ist Hengst für mich wertvoll. Sein Gesichtspunkt gestattet mir, dieses Ideal im richtigen Verhältnis zu sehen.«
»Ich habe keine Ahnung, was du damit meinst.«
»Ich bin derart auf diesen Blutnamen fixiert, daß mir das Verhältnis seinen Wert zeigt.«
»Also, wenn es darum geht, um einen Blutnamen zu kämpfen, solltest du daran denken, daß ich das auch schon getan habe. Und ich kann dir versichern, mit Philosophieren hat noch niemand einen Tropfen gegnerisches Blut vergossen.«
Aidan wußte, wie verbittert Joanna darüber war, daß es ihr noch nicht gelungen war, einen Blutnamen ihres Hauses zu erringen, aber Marthes Rückkehr ersparte ihm eine weitere Diskussion.
Wegen des seltsamen Ausdrucks in ihrem Gesicht fragte er, was los sei.
Marthe gab nicht
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