BattleTech 14: Jade Phoenix-Trilogie II - Blutrecht
sofort Antwort. Sie schien überlegen zu müssen, ob sie ihre Gedanken preisgeben sollte oder nicht. Schließlich redete sie. »Alle Wettbewerber um den Blutnamen leisten einen Schwur.«
»Ich habe nichts davon gehört.«
»Weil es dabei um dich geht. Der Schwur verurteilt deine Teilnahme an diesem Blutrechtstest. Megasa hat ihn vorgeschlagen. Nach dem, was ich aufgeschnappt habe, schwören deine Gegner, daß sie versuchen werden, dich nicht nur zu besiegen, sondern zu töten. Alle Mitbewerber haben den Schwur geleistet.«
Aidan nickte nur. Sein Mund war ein dünner Strich.
»Macht dir das keine Sorgen?« fragte Marthe.
»Natürlich macht es mir Sorgen. Aber es überrascht mich nicht. Es ist ein seltsames Gefühl, so verhaßt zu sein, aber ich werde eine Möglichkeit finden, es zu benutzen. Alles kann im Kampf zum Vorteil gewendet werden.«
»Zieh dich zurück, Aidan«, riet Hengst leise.
»Nein, das kann er nicht«, insistierte Joanna.
»Und ich werde es auch nicht tun«, sagte Aidan. »Ich habe bei meinem ersten Test hier auf Ironhold versagt. Wenn ich hier beim Blutrechtstest wieder versage, sterbe ich lieber.«
Über Marthe schlug plötzlich eine Woge von Traurigkeit zusammen. Möglicherweise zuckte das Gefühl sogar durch ihren Blick, aber schon im nächsten Moment hatte sie sich wieder völlig unter Kontrolle. Niemand schien ihren Augenblick der Schwäche bemerkt zu haben.
32
Die Blutrechtsmünze machte Aidan Mut. Irgendwie erinnerte ihn das Emblem des fliegenden Jadefalken auf der Vorderseite der Münze an den Wanderfalken, den er als Junge aufgezogen und zur Jagd abgerichtet hatte. Er hatte ihn Warhawk getauft, nach einem mythischen Falken in einer Geschichte, die Geschmutter Glynn häufig erzählt hatte, und in Anlehnung an den riesigen BattleMech namens Kriegsfalke.
Er konnte sich nicht mehr genau an die Falkengeschichte erinnern, die Glynn mit den für sie typischen dramatischen Ausschmückungen erzählt hatte. Er erinnerte sich noch daran, daß am Ende der Falke hoch am Himmel über einem Berggipfel mit einem zweiten seiner Art gekämpft hatte. Der Warhawk in der Geschichte war in einem großartigen Sturzflug auf seinen Gegner herabgestürzt und hatte ihm in der Luft den Kopf abgerissen. Wenn er jetzt daran zurückdachte, wurde Aidan klar, wie übertrieben diese Geschichte gewesen war, genau wie all die anderen, mit denen Glynn die Kinder der Geschko unterhalten hatte. Aber diese Geschichten hatten ihre Phantasie angeregt, hatten ihr Leben und ihre Wertvorstellungen geprägt. Hätte Aidan Glynns Geschichte über Warhawk nicht gehört, hätte er vielleicht nie den Wunsch verspürt, selbst einen Vogel großzuziehen. Und vielleicht hätte er auch dieses unnachgiebige Bedürfnis nicht gespürt, seinem Schicksal bis zu diesem Augenblick hier nachzujagen. Darauf war alles hinausgelaufen, auf den Moment, in dem er hier stand, eine Münze mit einem Falken wie Warhawk in der Hand, und auf die Gelegenheit wartete, den Blutnamen zu gewinnen, nach dem er mit jeder Faser seines Wesens verlangte.
Obwohl er nicht immer Joannas Meinung war, mußte er ihr recht geben, was die Diskussion mit Hengst über Blutnamen am Abend zuvor betraf. Ein Krieger zu sein, gab seinem Leben Sinn, aber der Gewinn eines Blutnamens würde seiner Seele Frieden bringen. Egal, der Wettbewerb mußte jeden Augenblick beginnen, daher war die Diskussion bedeutungslos. Joanna und Hengst standen neben ihm, während sie darauf warteten, vom Hausleiter aufgerufen zu werden.
Aidan fragte sich, ob Lopar, sein schlanker Gegner, der auf der anderen Seite des Spaliers wartete, dieselbe Erregung spürte. Falls dem so war, zeigte sich keine Spur davon in seiner Miene. Sein Gesicht trug nur blanken Haß zur Schau. Der Blick, den er Aidan zuwarf, war mehr als die typische Kriegerpose, die rituelle Körpersprache, die den Gegner einschüchtern sollte. Nein, das war echt, tiefer, reiner Haß.
Du haßt mich also, ja, Lopar? dachte Aidan. Würde es dich überraschen zu erfahren, daß ich dich nicht hasse? Ich denke nicht daran, meinen Haß an einen Narren wie dich zu verschwenden. Hasse mich ruhig. Es wird dein Untergang sein, denn ich werde eine Möglichkeit finden, es auszunutzen.
Risa Pryde stand im Zentrum der riesigen Halle, die für die Blutrechtszeremonien ausgewählt worden war. Sie hatte das Ritual bereits für die meisten der dreißig anderen Wettbewerber durchgeführt. Aidan und Lopar stellten die vorletzte Paarung.
Erregung brandete in Aidan hoch,
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