BattleTech 14: Jade Phoenix-Trilogie II - Blutrecht
hatten. Sie hatte keine Angst vor dem Tod: Sie fürchtete nur, für eine unwichtige Sache zu fallen.
Ursprünglich hatte Joanna versucht, gegen ihre Versetzung auf Station Glory zu protestieren. Wenn ein größerer Krieg ausbrach oder die Invasion der Inneren Sphäre begann, während sie auf diesem entfernten Außenposten des Clanreiches Dienst schob, konnte es ihr passieren, daß sie die Invasion verpaßte oder erst an die Front gerufen wurde, wenn die entscheidenden Schlachten schon alle geschlagen waren. Es würde ihre bemerkenswerten Manipulationskünste aufs äußerste beanspruchen, einen Weg von Station Glory zurück zu finden, aber sie war sicher, daß sie es schaffen konnte.
Sie wollte Nomad gerade den Tagesbefehl geben, als die Stimme des Kapitäns über die private Sprechanlage in allen Offizierskabinen kam: »Dies ist ein Offiziersalarm. Bringt alle Truppen in Gefechtsbereitschaft und meldet euch auf der Brücke.« Die Meldung wurde einmal wiederholt, dann verstummte der Lautsprecher.
»Zum Mechhangar«, befahl Joanna. »Es wird Zeit, die Maschinen vorzubereiten.«
Der Tech brauchte keine weiteren Befehle. Er kannte die Bedeutung eines Offiziersalarms.
»Sorg dafür, daß die Mechs gesichert sind«, rief sie ihm auf dem Gang hinterher. Dann wandte sie sich in die andere Richtung und lief zur Brücke. Es überraschte sie nicht, den Gang vor dem Brückenschott voller Offiziere zu finden.
Der Kapitän des Landungsschiffs, ein flotter, junger Krieger namens Essel, teilte ihnen mit, ein Sprungschiff des Wolfclans sei soeben im System aufgetaucht und habe Landungsschiffe abgekoppelt, die sich nun auf Glory zubewegten.
»Wir haben keine Funksprüche der Wolf-Schiffe aufgefangen, aber wir vermuten, daß ein Kampf bevorsteht. Sterncolonel Kael Pershaw hat mich informiert, daß er plant, dieses Schiff und den Trinärstern, den wir transportieren, bei der Verteidigung einzusetzen. Bitte bereitet eure Truppen vor und haltet euch für den allgemeinen Alarm bereit. Zurück auf die Stationen.«
Die geringste Aussicht auf einen Kampf genügte, um Joannas Adrenalin strömen zu lassen. Sie hatte ein Gefecht nötig, um ihre Frustration auszuleben. Sich an jemand wie Nomad abzureagieren, so aufmüpfig er auch war, brachte ihr keine Ehre. Sie war eine Kriegerin und nur in ihrem Element, wenn sie als Kriegerin agieren konnte.
Welch ein Glück, daß Kael Pershaw dieses Schiff und ihren Trinärstern einsetzen wollte. Joanna war sich nicht sicher, ob es ein Zeichen von Genie oder schierer Verzweiflung von seiten des Sterncolonels war, denn das Landungsschiff war nur ein Truppentransporter und nicht für einen planetaren Angriff ausgelegt. Trotzdem mußte sie die Entschlußkraft des Mannes bewundern.
Ich hoffe, wir kommen aus dem Schiff, bevor der Kampf beginnt, dachte sie. Ich hasse den Gedanken, als bloße Zuschauerin in einer Umlaufbahn um Glory zu hängen. Eine grauenhafte Vorstellung.
3
Kael Pershaw hatte tatsächlich keine Warnung vor einem Eindringen des Wolfsclans in seinen Raumsektor erhalten. Clan Jadefalke erwartete keinen Angriff. Welcher Gegner könnte ein Interesse daran haben, Station Glory zu besetzen?
Als der KommTech ihm die Mitteilung überbrachte, daß gewisse Anomalien am äußeren Rand des Sektors Schiffe sein könnten, machte Pershaw sich keine Sorgen. Vielleicht waren es nur Händler, die vier, fünf Wochen zu früh kamen, oder vielleicht sogar Piraten auf der Suche nach einem Schlupfwinkel. Wenn es Handelsschiffe waren, würden ihre Kapitäne ihre Angebote früh genug vor ihm ausbreiten, und sofern es sich um Piraten handelte, hatte Pershaw keine Bedenken, sie landen zu lassen, solange sie es nicht auf seiner Hemisphäre Glorys taten.
Was ihn momentan wirklich beschäftigte, war der Mann, der gelassen vor ihm stand. Sterncommander Jorges Uniform zeigte keine Spuren der Schlägerei. Es schien, als hätte sich der Stoff von selbst an seinem Körper geglättet. Jorge war ein Typ, der alles überleben konnte. Eine gute Eigenschaft für einen Krieger, dachte Pershaw, aber dieser Krieger, so fähig er auch sein mochte, war nur eine widerliche Freigeburt.
»Ich habe den Eindruck, daß wir schon einmal an diesem Punkt waren, Jorge«, bemerkte Pershaw. »Nach deinem letzten Kampf mit Sterncommander Bast, nicht wahr?«
Jorge nickte. Pershaw starrte ihn wütend an. Dieser Jorge war ein Granitblock, eine Statue, ein Machwerk. Er würde ihn zertrümmern müssen.
Von Aidans Blickwinkel aus erschien Kael Pershaws
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