BattleTech 14: Jade Phoenix-Trilogie II - Blutrecht
Freigeborener namens Jorge, war anscheinend besonders begabt gewesen und hätte sich bei der Prüfung ohne Zweifel gut geschlagen. So hatte Aidan Roshaks Hinterlist seinen momentanen, minderwertigen Kriegerstatus zu verdanken. Die Morde, die Minderwertigkeit, die Tatsache, daß er es zugelassen hatte — all das ließ Aidan Roshak mehr hassen als er Pershaw oder Joanna jemals hassen konnte, mehr, als er einen Feind auf dem Schlachtfeld hassen konnte, ein ernster Makel für einen überzeugten Clan-Krieger.
Seine wahre Identität preiszugeben, würde ihn ohne jeden Zweifel als Krieger ruinieren, aber er würde auch Roshak stürzen. Trotzdem, Roshak in Schande gestürzt und füsiliert zu sehen, erschien Aidan das Risiko der eigenen Exekution nicht wert. Die mindeste Strafe, die ihn erwartete, war eine Kastenrückstufung. Nachdem er bei seinem ursprünglichen Test versagt hatte und bevor er die neue Identität angenommen hatte, war er eine Zeitlang Tech gewesen, und er wußte, daß er nie wieder auf diese Stufe der Clangesellschaft zurückkehren konnte. Auch das war unkriegerlich. Es war das Wesen des Clans, daß jedes seiner Mitglieder seine Befriedigung daraus zog, für das Wohl aller zu arbeiten, ungeachtet der Position. Es gab keinen Platz für Unzufriedenheit. Und um der Wahrheit die Ehre zu geben, die wenigsten Clanner waren mit ihrem Los unzufrieden. Aidan mußte wohl von einem seltsamen Schicksal verflucht sein, aber selbst das war nicht clangemäß. Er hatte das Konzept erst durch seine heimlichen Bücherstudien kennengelernt. Dieses Schicksal hatte ihn nachdenklich gemacht, von Geburt an rastlos, und — die ultimative Ironie — zu einem nachgemachten Freigeborenen. Einer Freigeburt, wie Pershaw ständig feststellte.
Manchmal fragte sich Aidan, ob sein persönliches Schicksal, das sein Leben mit sicherer Hand in fruchtlose Bahnen lenkte, eines dieser mythologischen Wunder gewirkt hatte, von denen er gelesen hatte. In einer Geschichte hatte ein Bildhauer die Statue einer wunderschönen Frau geschaffen, und sie war zum Leben erwacht. Für Aidan schien es, als hätten die Künstlerhände seines persönlichen Schicksals ihn zum Freigeborenen geformt. Vielleicht war er jetzt ein Freigeborener und konnte nie mehr ein Wahrgeborener werden, so als sei er in der falschen Kaste zum Leben erwacht und würde zur Statue werden, wenn er versuchte, in die andere zurückzukehren.
Das Problem war, daß er mehr und mehr wie ein Freigeborener dachte. Er war so lange mit Freigeborenen zusammen, daß er gelernt hatte, sie zu bewundern, insbesondere ihre Fähigkeit, trotz der Verachtung, mit der die Wahrgeborenen sie nach jeder Schlacht überschütteten, gut zu kämpfen. Ihre Konzentration auf ihre persönlichen Fähigkeiten und ihr persönliches Können beim Führen eines BattleMechs waren gelegentlich einfach phänomenal. Aber die einzige Belohnung, die sie für gute Leistungen zu erwarten hatten, selbst wenn sie die von Wahrgeborenen übertrafen, waren ein paar gedankenlos formulierte Worte in einer wertlosen Belobigung. Zum Trost kannten sie eine Kameradschaft, die Aidan genießen gelernt hatte. Freigeborene waren nicht so steif und verschlossen wie wahrgeborene Krieger. Die Clans drückten auch bei den Trinkgewohnheiten von Freigeborenen ein Auge zu, ebenso wie bei ihrer Neigung, sich weit häufiger mit einheimischen Frauen einzulassen als die statusbesessenen Wahrgeborenen.
Kael Pershaw hatte ihn eine ganze Weile angestarrt. Seine Miene war ruhig, sein Körper entspannt. Seine ganze Einheit wußte, daß eine so offensichtliche Zufriedenheit Anlaß zur Furcht war, aber Aidan weigerte sich, den Stützpunktkommandeur zu fürchten.
»Glaub mir, Jorge«, stellte er schließlich fest, »ich täte nichts lieber, als dich im Kreis der Gleichen zu töten, wenn wir auf Station Glory nicht dermaßen unterbesetzt wären, daß der Tod jedes Kriegers eine schockierende Verschwendung wäre. Ich vermute, Clan Wolf wußte schon vor dem Batchall über unsere Situation gut Bescheid. Aber ich werde ihnen nicht gestatten, mein genetisches Erbe zu gewinnen. Und deswegen ist deine Mission überlebenswichtig. Wenn ich sie einer wahrgeborenen Einheit anvertrauen könnte, würde ich es tun, aber unsere Reihen sind schon zu stark gelichtet. Dein Stern muß es übernehmen.«
Natürlich, dachte Aidan. Wenn es die mieseste Arbeit ist, die zu vergeben steht, dann bekommen die Freigeborenen sie. Diese Mission, die sein Stern übernehmen mußte, war ohne
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