BattleTech 14: Jade Phoenix-Trilogie II - Blutrecht
hätte, wenn sie alle in Flammen aufgehen. Aber ich glaube nicht, daß du einen Gedanken an die Sicherheit der Einheit verschwendest. Das ist eine Sache zwischen dir und Sterncaptain Joanna, oder nich? Oder nich?«
»Bitte, Hengst. Deine Aussprache.«
»Jetzt weiß ich, daß etwas mit dir nicht stimmt. Du ärgerst dich nur über meine Aussprache, wenn du dich wieder als Wahrgeborener siehst. Du sitzt auf dem hohen Roß, Jorge. Diese Joanna hat deine Rolle übernommen, und du willst dich dafür rächen. Ich höre es in jeder Antwort, die du ihr gibst. Und möglicherweise stammt dieser Drang nach Rache sogar noch von Ironhold, hab ich Recht?«
»Ich will nur nicht, daß schießwütige Eindringlinge das Tierleben von ...«
»Du klammerst dich an Strohhalme. Seit wann interessiert dich das Tierleben hier? Du bist wütend auf sie, weil sie ihren höheren Dienstgrad gegen dich ausgespielt hat. Du willst die Kontrolle behalten, selbst wenn du es heimlich machen mußt. Indem du hinter den Kulissen an den Fäden ziehst.«
»Laß sein, Hengst. Wir haben einen Auftrag zu erfüllen.«
»Ich will nur nicht, daß du uns alle für deine private Vendetta in Gefahr bringst, Jorge. Wir haben vielleicht nicht dein genetisches Markenzeichen, aber wir haben dir gut gedient.«
»Das weiß ich, Hengst. Ich gebe zu, daß ich Joanna nicht ausstehen kann, und ich würde mich freuen, sie in den Kreis der Gleichen zu bekommen und diesmal zu zerquetschen, aber ...«
»Diesmal? Es ist schon einmal passiert? Ihr zwei habt schon früher gekämpft?«
Aidan erinnerte sich daran, wie ihn Joanna bei einem Ehrenduell im Kreis besiegt hatte. Und plötzlich erkannte er, daß Hengsts Spekulation den Nagel auf den Kopf traf. Er wollte jene Niederlage rächen, mußte sie rächen. Es hatte damals einen Augenblick gegeben, in dem er sich geschworen hatte, sie zu rächen. Und dieses Versprechen war ihm so heilig wie ein Clanschwur.
»Wir brauchen das nicht weiter zu diskutieren, Hengst. Wir haben einen Auftrag.«
»Ich hasse es, wenn du zur Müllgeburt wirst.«
»Ich bin eine Müllgeburt, und das weißt du.«
»Ja, das weiß ich.«
Hengsts Stimme war ungewöhnlich bitter, als er abrupt die Verbindung unterbrach. Der einzige Mensch im Universum, den Aidan nicht gegen sich aufbringen wollte, war Hengst. Sie waren schon so lange zusammen, daß sie im Gefecht zusammenarbeiteten, ohne sich absprechen zu müssen. Sie hatten ihren Test zusammen bestanden und seitdem in denselben Einheiten gedient. Er würde es wieder gutmachen müssen.
Als er sich sagte, daß Hengst der einzige Mensch war, dessen Zustimmung er brauchte, wurde ihm plötzlich klar, daß das nicht ganz stimmte. Da gab es auch noch Marthe. Seit er sie zum letztenmal auf Ironhold gesehen hatte, mußte sie rapide aufgestiegen sein. Wahrscheinlich war sie inzwischen Sterncaptain. Immerhin hatte sie sich bei ihrer Prüfung mit zwei ›Abschüssen‹ zur Kriegerin qualifiziert, wodurch sie ihre Laufbahn sofort als Offizierin begonnen hatte. Aidan hatte niemals danach gefragt, ob jemand etwas von ihr gehört hatte, und auch nie die Aufstellungen anderer Sternhaufen auf anderen Welten nach ihrem Namen abgesucht. Sie waren zusammen in einer Geschko aufgewachsen, und bis ihn Marthe in der Kriegerausbildung überholt hatte, waren sie einander sehr nah gewesen, näher als die meisten Geschkinder einander je kamen. Joanna wußte wahrscheinlich, wo Marthe jetzt war. Aber er wäre eher vor Kael Pershaw auf die Knie gesunken und hätte ihn um die Antwort angefleht, als Joanna danach zu fragen.
12
Sterncaptain Dwillt Radicks BattleMech, eine Viper, strotzte — zumindest vor seinen Augen — vor Energie und Zuversicht, vor einem Eifer, in die Schlacht zu ziehen, die seinem eigenen in nichts nachstand. Er lehnte sich zu einer weiteren Überprüfung der Instrumente in die Kommandoliege zurück und holte Geländekarten auf den Sekundärschirm. Kael Pershaws Wahl des Schlachtfeldes hatte ihn überrascht. Es war ein relativ flaches Gelände, und abgesehen von einem Sumpf, in den kein Mech-Krieger seine Maschine freiwillig steuern würde, bot es kaum eine Möglichkeit, sich zu verstecken. Die häßliche sogenannte Glory-Ebene war von niedrigem Buschwerk und größeren Ansammlungen buschiger Sträucher bedeckt. Sie verdiente weder die Bezeichnung Ebene noch den Namen Glory. Ebenen hatten erhaben, wenn nicht gar majestätisch zu sein — ein Meer aus Gras, das im Wind wogte, brillante grüne Weiten, offenes Gelände, in das die
Weitere Kostenlose Bücher