BattleTech 14: Jade Phoenix-Trilogie II - Blutrecht
drängender Stimme auf Aidan ein. »Wenn ihr euren momentanen Kurs beibehaltet, kommt ihr genau hinter den Wolfsclan-Truppen zum Vorschein. Wenn meine Berechnungen stimmen. Wir wissen beide, wie leicht Daten unter den Bedingungen hier verzerrt werden.«
»Das Wissen darum, daß wir im Rücken von Clan Wolf auftauchen, könnte uns einen strategischen Vorteil verschaffen«, meinte Aidan. »Aber wir sind nur zu acht. Das ist viel zu wenig für einen Hinterhalt, frapos?«
»Pos«, bestätigte Lanja.
»Dann brauchen wir eine Ablenkung.«
»Eine Ablenkung?«
»Ja. Kannst du uns so dicht an Station Glory bringen, daß wir Funkverbindung aufnehmen können?«
»Natürlich. Auf einer Lichtung, etwa zehn Kilometer von hier, ist ein Hügel. Von dort aus müßte ich eine sichere Stimm- und Digitalverbindung zum Sternhaufenhauptquartier etablieren können.«
Sie winkte Hengst beiseite, obwohl er noch an ihren Verletzungen arbeitete. Ihre Geste bedeutete ihm, daß sie im Augenblick keine weitere Versorgung wünschte.
»Also gut«, sagte Aidan. »Wir gehen zu Fuß. Hengst, bring den Stern, so dicht es geht, ohne den Sumpf zu verlassen, an die Wolfslinien. Einer der überzähligen Piloten aus Joannas Trinärstern soll meinen Mech führen. Ich stoße dann dort zu euch.« Er drehte sich zu Lanja um. »Gehen wir. Lanja, du wirst für mich sprechen müssen. Wegen diesem Ding« — er deutete auf die schwarze Schärpe — »braucht Kael Pershaw nicht mit mir zu reden. Und selbst ohne sie würde er sich möglicherweise weigern, den Rat eines Freigeborenen anzunehmen.«
Lanja wußte, daß das stimmte, aber sie sagte nichts. Sie hatte das Gefühl, daß Jorge die Lösung für eine Situation kannte, die ansonsten mit einer sicheren Niederlage enden mußte.
17
Joanna fragte sich, ob Nomads Eingriff in die Elektronik den Neurohelm ernsthaft beschädigt hatte. Er hatte ihn zwar wieder angeschlossen, aber das Gefühl, wenn sie den Helm benutzte, war identisch mit dem bei ihrer allerersten Anpassung an einen Neurohelm viele Jahre zuvor. Ihr Kopf war von einer Art pulsierendem Schwindelgefühl erfüllt, einem Gefühl, daß der Mech sich durch einen Nebel bewegte, obwohl er einwandfrei zu funktionieren schien.
Sie fragte sich, ob er das Gerät sabotiert hatte. Fähig dazu wäre er gewesen.
Sie atmete tief durch. Die Luftfilter waren ausgefallen, und der Geruch von Erbrochenem hing in der Luft. Nomads Schmerzen waren so stark geworden, daß er sich übergeben hatte, nachdem er den Fuß des Mechs mit letzter Kraft auf trockenen Boden gebracht hatte. Er hatte es geschafft, den größten Teil der Spuren zu entfernen, aber der Geruch war hartnäckig. Auf ein Lüften des Cockpits hatte er verzichtet. Nicht nur waren die Luftfilter ausgefallen, der Gestank der Sumpfluft war noch schlimmer.
Nachdem er eine Weile geschmollt hatte, war Nomad auf dem Passagiersitz wieder eingeschlafen. Wütend war er deshalb gewesen, weil Joanna sich nicht ordentlich bei ihm für die Lebensrettung bedankt hatte.
»Es ist deine Pflicht, deine Vorgesetzte zu retten«, hatte sie ihm erklärt. »Du bist noch immer der wertlose Unterkastler, der du schon immer warst. Ich werde dich in meinem Bericht angemessen loben. Mehr Dank braucht ein Clansmann nicht.«
»Was immer Sie sagen, Sterncaptain«, hatte er geantwortet.
»Also, Nomad, wenn es dich beruhigt, will ich zugeben, daß ich zufrieden bin, noch weiter die Möglichkeit zu haben, dem Clan zu dienen. Mir ist klar, daß du dafür verantwortlich bist. Ich respektiere alle, die ihre Pflicht tun, also respektiere ich dich ebenfalls dafür. Macht dich das glücklicher?«
»Ich bin nicht mal sicher, ob ich es kapiert habe.«
Sie war froh, daß er eingeschlafen war. Seine konstanten Anmerkungen bei jedem Wort, das sie sagte, fielen ihr auf die Nerven. Sie hatte keine Ahnung, wo sie waren, und konnte kein einziges Instrument auf der Kontrollkonsole einsetzen, um es herauszufinden, sondern mußte — metaphorisch gesprochen — blind umherstolpern. Im Sumpf gab es einfach keine Orientierungspunkte. Alles sah gleich aus.
Irgend etwas in ihrem Neurohelm verursachte Kopfschmerzen. Sie schloß die Augen und schien einen Moment lang ein voll betriebsfähiges Cockpit zu sehen. Als der Mech in einen kleinen Tümpel trat, wurde sie zurück in die Wirklichkeit gerissen. Sie mußte sich darauf konzentrieren, den Koloß durch das Wasser zu bewegen. Die Kopfschmerzen wurden noch stärker, als der Mech über etwas stolperte und gegen einen dicken
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