BattleTech 15: Jade Phoenix-Trilogie III - Falkenwacht
verstümmelt oder beleidigend zu benutzen. Und sicherlich nicht als Anrede ohne andere Namen und Titel.
Aber Melanie Truit hatte ihm eingeschärft, daß es bei Geiselnahmen darauf ankam, ruhig zu bleiben und zu verhindern, daß die Rebellen die Führung der Verhandlungen übernahmen.
»Wenn du willst, daß deine Leute diese Situation überleben, mußt du mit mir verhandeln, Mahoney.«
Aidan benutzte den Nachnamen des Rebellen als Beleidigung, obwohl es dem Mann wahrscheinlich gleichgültig war, wie er angesprochen wurde.
»Na gut? Sind Sie bewaffnet? Wenn ja, dann lassen Sie alle Waffen fallen.«
»Ich bin unbewaffnet.«
»Wer ist das da bei Ihnen?«
Melanie Truit trat vor. »Ich bin Melanie Truit, die ComStar-Demipräzentorin für diesen Sektor von Quarell.«
»ComStar hat also auch Angst vor uns?«
»Überschätzen Sie sich nicht, Jared Mahoney. Mein Interesse an dieser Situation ist rein persönlicher Natur. Rückschlüsse auf offizielle ComStar-Politik wären ganz und gar unbegründet.«
»Sind Sie bewaffnet, Truit?«
»Nein.«
»Dann kommen Sie näher, beide.«
Diana beobachtete, wie ihr Vater und die ComStar-Repräsentantin durch die Tore Vreeports traten. Sie fühlte einen Kloß im Hals, als sich die Tore hinter ihnen schlossen. Plötzlich kam ihr der Gedanke, daß sie ihren Vater möglicherweise nie wiedersehen würde. Der Kummer, den dieser Gedanke in ihr auslöste, war ebenso widerwärtig wie unerträglich.
10
Jared Mahoney führte sie eine enge Straße hinab. Straße war eigentlich ein viel zu hochtrabender Name dafür, dachte Aidan. Es war eher ein müllübersäter Trampelpfad. Auch die Gebäude trugen die Spuren des Krieges. Türen hingen nur noch an einer Angel, Fenster waren geborsten, Wände trugen Brandspuren. Die Menschen schienen vor ihnen zurückzuweichen. Ihre Gesten waren nervös und aufgeregt. Feindseligkeit hing über Vreeport wie eine Korona um einen Mond bei Sonnenfinsternis.
Der Rebellenführer deutete auf ein großes Gebäude am Ende der Straße. »Zuerst hier hinein«, sagte er mit einem seltsam zufriedenen Unterton.
Das Gebäude erwies sich als Lagerhalle voller Waffen, Munition und Sprengstoffkisten. »Das ist eines von vielen Gebäuden, die mit genug explosivem Material für ein verflucht großes Feuerwerk gefüllt sind«, erklärte Jared Mahoney. »Ich zeige es Ihnen, um zu beweisen, daß wir nicht bluffen.«
Melanie Truit berührte Aidans Arm »Es könnte trotzdem ein Bluff sein«, flüsterte sie. »Möglicherweise ist das ihre einzige Lagerhalle, und nicht ›eine von vielen‹. Und woher wissen wir, was wirklich in den Kisten ist?«
»Sind die Bewohner der Inneren Sphäre so betrügerisch?«
Melanie Truit lächelte, und wieder bemerkte Aidan, wie weiß und ebenmäßig ihre Zähne waren. »Sterncolonel, auf gewisse Weise seid ihr Clanner sehr naiv. Können Sie sich nicht vorstellen, daß Menschen jeden möglichen Trick benutzen, um ihr Leben zu retten, wenn sie in eine Ecke gedrängt werden?«
Der Vorwurf der Naivität ärgerte Aidan, aber er antwortete nur: »Du hast recht, was die Clans betrifft, Demipräzentorin. Gelegentlich bluffen wir bei der Gebotsprozedur, aber offene Lügen sind nicht unsere Sache. Das dürfte ein weiterer Aspekt der Degeneration in der Inneren Sphäre sein.«
»Die Clans mögen ja recht geschickt in der Kriegsführung sein, Sterncolonel, aber die Differenziertheit der Politik in der Inneren Sphäre scheint Ihnen fremd.«
»Nennt ihr es Differenziertheit?«
Sie zuckte die Schultern. »Einfach nur ein Wort.«
»Wohl nicht einfach nur.«
Wieder lächelte sie und packte seine Hand. Sie drückte sie leicht, bevor sie sie wieder freigab. Diese Art der Berührung war Aidan völlig neu, und das Gefühl war angenehm. Er freute sich darauf, nach Abschluß der Verhandlungen mit dieser Frau zusammenzusein. Diese Vorfreude verwirrte ihn. Üblicherweise beschäftigte er sich mit dem momentan anliegenden Problem, ohne sich durch Gedanken an die Zukunft ablenken zu lassen, die keinen Bezug zum Problem hatten. Beiläufige Spekulationen über die Zukunft erschienen ihm unclanmäßig.
Jared Mahoney führte sie auf einen Platz, der wohl als Marktplatz diente — ein unregelmäßig geformter freier Platz, in dessen ungefährer Mitte der AgroMech aufragte, zufällig von verschiedenen Fahrzeugen umringt.
Falls er noch irgendwelche Zweifel bezüglich der Behauptungen der Rebellen hatte, konnte Aidan jetzt sehen, daß sie nicht gelogen hatten, was den
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