BattleTech 16: Wolfsrudel
geht hier vor? Irgendwas stimmt hier nicht, sonst wären Sie nicht hier.«
Es war keine Überraschung, daß der Leibwächter Fancher kannte. Als Mitglied von Wolfs Befehlslanze mußte Vordel einen guten Überblick über die gegenwärtigen Aufgaben aller Gefechtseinheiten haben. Fanchers Beta-Regiment war angeblich in Kämpfe auf Vertabren verwickelt. Da er nichts von Umgruppierungen gehört hatte, mußte Vordel annehmen, daß etwas Wichtiges im Gange war, wenn ein Regimentskommandeur von seinen Truppen im Feld abgezogen wurde. Colonel Fancher blieb gelassen.
»Wie Alpin Wolf schon sagte, Sie werden es noch früh genug herausfinden.«
Sie neigte den Kopf, um auf die Annäherung von Jaime Wolf hinzuweisen. Während Vordels Fragerei hatte Wolf vom Tode seines Sohnes erfahren. Die Wangen des Colonels glänzten dort, wo die Tränen feuchte Spuren hinterlassen hatten.
Cameron sah schockiert aus und Vordel tief beunruhigt. Wolf warf einen kurzen Blick auf Alpin, als er an ihm vorbeiging. Die versammelten Dragoner teilten sich vor dem Colonel, als sei er ein mächtiger bedrohlicher Krieger und kein schmächtiger Mann, der eine Handspanne kleiner war als der kleinste unter ihnen und gut zwanzig Jahre älter. Wolf blieb knapp vor Elson stehen.
»Marisha sagte, Sie hätten eine Nachrichtensperre verhängt.«
»Das stimmt.«
»Warum?«
»Ich hielt es für angebracht, die Nachricht nicht vor Ihrer Rückkehr in der Inneren Sphäre zu verbreiten. Die Dragoner haben Feinde, die vielleicht ihren Nutzen daraus hätten ziehen können.«
»Das war unnötig.«
Ein Achselzucken wäre zu keck gewesen. Elson stand stramm. »In der Tiefe des Raumes war nicht so klar, ob die Maßnahme nötig ist oder nicht. Ein Kurier kam aufgrund unserer Missionsrichtlinien nicht in Frage. Eine offene Funkmeldung hätte abgehört werden können. Ein ComStar-Kommunique hätte einer fragwürdigen Organisation heikle Informationen in die Hände gespielt. Vertreten die Dragoner nicht die Politik, es möglichst zu vermeiden, ComStar wichtige Informationen anzuvertrauen?«
Wolf seufzte. »Vielleicht haben Sie recht. Aber ich hätte es gern früher erfahren.«
»Es hätte nichts geändert, frapos?«
Leise erwiderte der Colonel: »Ich glaube nicht.«
»Er ist im Kampf gestorben. Welcher Krieger könnte mehr verlangen?«
»Er war mein Sohn.«
Elson nickte. »Wir haben die Erinnerung bis nach Ihrer Rückkehr verschoben.«
»Wir wußten, du würdest dabeisein wollen, Großvater«, sagte Alpin.
Wolf betrachtete ihn einen Moment lang mit leerem Blick, dann fragte er: »Wann?«
»Heute abend, wenn Sie es wünschen«, erwiderte Elson.
»Heute abend?« Wolf strich sich den Bart. »Nein. Das ist… Ich brauche noch etwas Zeit, um es zu begreifen, um mich vorzubereiten.«
»Es gibt da ein paar Einzelheiten«, soufflierte Elson.
»Ich übernehme das«, sagte Cameron mit schwankender Stimme. »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, Colonel. Ich werde mich um die Formalitäten kümmern.«
Er fuhr zusammen, als Marisha ihn am Arm berührte. Offensichtlich hatte er sie nicht kommen hören.
»Vielen Dank, Brian. Jaime und ich wissen das zu schätzen. Wir alle wissen das zu schätzen.«
Sie nahm den Arm ihres Mannes. Er nickte ihr abwesend zu und sah sich dann um. Als er Katherine den freien Arm um die Schulter legte, rang er sich ein Lächeln ab. Sie weinte ganz offen und schluchzte an seiner Schulter.
»Das wird schon wieder, Katherine. Wir werden darüber hinwegkommen.«
»Komm«, sagte Marisha. »Es wird Zeit, nach Hause zu gehen.«
Hand in Hand gingen sie davon. Kachel, Joshua und Shauna folgten ihnen, Vordel, der ergebene und pflichtbewußte Leibwächter, ebenfalls. Cameron blieb, wo er war, und fixierte Alpin.
Elson trat zwischen die beiden, um Alpin vor den Blicken des Komm-Offiziers abzuschirmen. Für heute morgen war das genug der Demonstration. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, an dieser Front irgend etwas ausbrechen zu lassen.
»Der Wolf ist heimgekehrt«, sagte er, wobei er die Stimme hob, um die versammelten Dragoner mit einzubeziehen. »Wir haben alle viel zu tun, frapos ?«
»Pos«, lautete die Antwort.
Elson lächelte im stillen. Die Stimmen hätten auch Clannern gehören können.
35
Dechan holte die konventionelle Jacke aus dem Schrank und runzelte die Stirn. In dem Geschäft hatte sie nicht so schlicht ausgesehen, als er sie gestern gekauft hatte. Er zog sie an, richtete die Polster in den Schultern und betrachtete sich im
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