BattleTech 16: Wolfsrudel
würde er sehen, was sich machen ließ, um sich ein neues Leben aufzubauen.
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Die Ehrenwache stand zackig Spalier an der Rampe der Chieftain. Sie waren alle Elementare, und obwohl nicht alle Teil des Leibeigenentransfers auf Luthien gewesen waren, trugen alle Abzeichen der Novakatzen, und zwar an ebenso ins Auge springender Stelle wie die Einheits- und Rangabzeichen der Dragoner. Elson fragte sich, was Wolf davon halten würde.
Wolfs Frau und Kinder warteten am Fuß der Rampe zusammen mit MacKenzies Witwe und Tochter. Marisha Dandridge hatte sich mit der Bitte um Erlaubnis an den Offiziersrat gewandt, diejenige sein zu dürfen, welche Wolf die Nachricht vom Tode seines Sohnes überbrachte. Elson hatte keinen Grund gesehen, dieses Ersuchen abzulehnen, wenngleich es gegen die übliche Befehlshierarchie verstieß. Ein weiteres Zeichen für die dekadente Schwäche aller Blutfamilien. Die öffentliche Zurschaustellung des Kummers würde Wolfs Ansehen bei den Clannern innerhalb der Dragoner nur noch weiter verringern.
Die Personenschleuse des Landungsschiffs öffnete sich zischend, um den Blick auf einen Haufen schwarz uniformierter Soldaten freizugeben. Elson erkannte die Uniformen. Das mußten die Kuritas sein, die Wolf mit nach Hause brachte. Sie gingen langsam und mit steif durchgedrücktem Rücken die Rampe hinunter. Am Fuß angelangt, verbeugten sie sich einer nach dem anderen vor Wolfs Familie, bevor sie beiseite traten. Sie blieben beieinander und zogen sich in den Schatten des Landungsschiffes zurück, offenbar nicht gewillt, sich der Gruppe der Dragoneroffiziere anzuschließen, bei der Elson stand.
Als nächste verließen Wolf und sein Leibwächter das Schiff. Cameron, der Komm-Offizier folgte ihnen auf dem Fuß. Wolfs Wiedersehen mit seiner Familie war äußerst emotionsgeladen. Elson sah sich nach Alpin um.
Der Junge trat zwar von einem Fuß auf den anderen, blieb jedoch, wo er war.
Die Reaktion der Ehrenwache-Elementare fiel genauso aus, wie Elson erwartet hatte. Sie hielten die Augen stur geradeaus gerichtet, die Miene wie versteinert. Die Kuritas hielten es ebenfalls für angebracht, die Szene, die sich vor ihren Augen abspielte, zu ignorieren. Ihre Kultur ehrte zwar Emotionen, sah jedoch auf die öffentliche Zurschaustellung von Gefühlen herab, so daß ihre Abneigung lediglich der Unangemessenheit des Ausdrucks galt. Einige der Offiziere um Elson machten Bemerkungen, die darauf hinausliefen, daß Wolfs Benehmen eines Militärs unwürdig war. Elson war zufrieden. Wegen seiner Erziehung drängte alles in ihm danach, sich wie die anderen über die schamlose Zurschaustellung und den schreienden Mangel an Beherrschung lustig zu machen, doch es war wichtig, daß er heute den Eindruck erweckte, nicht gegen Wolf voreingenommen zu sein. Seine Selbstbeherrschung war für diese Aufgabe mehr als ausreichend.
Cameron schlüpfte an der Familie vorbei und tippte Vordel auf die Schulter. Er beugte sich herunter, um dem untersetzten Leibwächter etwas ins Ohr zu flüstern, dann verließen die beiden die Rampe und kamen auf Elsons Gruppe zu. Das Flüstern unter den Offizieren verstummte, als sie sich näherten.
»Warum bist du nicht bei deiner Familie?« fragte Vordel Alpin. »Ich bin Offizier«, schnauzte Alpin. »Mein Platz ist hier.« Vordel beäugte ihn mißtrauisch. »Was geht denn hier vor?« »Das werden Sie noch früh genug herausfinden, alter Mann«, sagte
Alpin. »Sie werden es ihm jeden Augenblick sagen.«
»Wem sagen? Was?«
Cameron sah noch besorgter aus, als Vordel klang. Er sah sich rasch nach Wolf um. Ein Zittern überlief seinen Körper, als denke er daran, zu seinem Herrn und Meister zurückzurennen. Die Reaktion verriet Elson, daß die Nachrichtensperre ein Erfolg gewesen war.
»Ich brauche Ihre Fragen nicht zu beantworten«, stieß Alpin höhnisch hervor.
Hans’ Gesicht verhärtete sich. Elson sah das Gefahrenzeichen, das Alpin entging. Cameron bemerkte es ebenfalls und kam Vordels Erwiderung zuvor, indem er ihm eine Hand auf den Arm legte. Vordel entspannte sich, wenn auch nur ein wenig. Seine Stimme war hart, als er sprach, und Elson war zufrieden, daß der Leibwächter seine Frage an Alicia Fancher, eine der sichereren Offiziere, richtete. Colonel Fancher hatte nicht vergessen, daß Wolf sie vor Jahren einmal ihres Kommandos enthoben hatte. Es hatte Elson wenig Mühe gekostet, das Feuer ihrer Ressentiments zu schüren. Sie würde den Plan nicht verraten.
»Was soll das, Alicia? Was
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