BattleTech 16: Wolfsrudel
zufrieden. »Einheit, Jaime! Was, in Kerenskys Namen, glaubst du hier zu tun? Warum verschrottest du nicht einfach alle Mechs und musterst alle Krieger aus?«
»Ich versuche die Dragoner zusammenzuhalten.«
»Bei dieser Sitzung geht es doch darum, einen Stellvertreter für dich zu benennen«, sagte Stan. In seiner Stimme lag Argwohn, und ich sah langsam, was vorging.
»Das stimmt«, sagte der Colonel. »Ich habe vor, Kelly Yukinow zu ernennen. Er hat beim Alpha-Regiment gute Arbeit geleistet.«
»Gerüchte besagen, daß Alpin erwartet, zu Ihrem Stellvertreter ernannt zu werden«, sagte ich.
Der Colonel schüttelte den Kopf. Seine Stimme war mit etwas belastet, das ich für Bedauern hielt. »Nein. Er ist noch nicht reif… wenn er es überhaupt je sein wird.«
Stan seufzte, befeuchtete sich dann die Lippen. Er war nervös, und ich konnte es ihm nicht verdenken. »Jaime, Alpin hat sich auf die Seite der Clanner-Fraktion geschlagen. Sie preisen ihn als deinen Nachfolger an.«
»Alpin? Er ist kein Menschenführer.«
»Du bist nicht mehr auf dem laufenden. Menschen ändern sich. Er scheint eine Koalition zusammengebracht zu haben.«
»Du blähst die Dinge zu sehr auf, Stan. Den Clannern gefällt die Idee einer Familiennachfolge nicht besonders. Alpin könnte sie nicht vom Gegenteil überzeugen.«
»Dann solltest du ihn vielleicht einsetzen. Die Clanner müßten zwangsläufig verstummen. Und wenn er es verpfuscht, hast du einen guten Grund, ihn durch einen anderen zu ersetzen. In der Zwischenzeit bliebe Zeit genug, daß zumindest ein paar von den Integrationsprogrammen ihre Wirkung tun können. Wir können uns solche Fehlschläge wie bei der Schiffsmission nicht leisten.«
Stan bemerkte seinen Ausrutscher, als sich der Colonel versteifte.
»Es tut mir leid, Jaime. Ich habe das nicht so gemeint, wie es klang. Es ist nur so, daß sich die Dinge nicht so entwickelt haben, wie wir hofften. Es gibt immer noch zu viele Spannungen innerhalb der Dragoner.«
Jaime Wolfs Gefühlsaufwallung ließ ebenso rasch nach, wie sie gekommen war. Die Energie hatte ihn verlassen, und er sprach wie ein müder alter Mann. »Das ist schon in Ordnung, Stan. Es wird sich schon alles regeln. Yukinow ist ein guter Kommandeur, und er hat seine Sache bei Alpha wirklich gut gemacht. Warten wir mal ein Jahr oder so ab und dann – tja, wer weiß?« Der Colonel stand auf. »Der Rat wartet.«
Wir gingen zum Versammlungsraum. Der Rat setzte sich aus den Kommandeuren der aktiven Dragonerregimenter und den Häuptern der verschiedenen Kommandos und operationalen Abteilungen zusammen. Er bestand aus dreizehn Mitgliedern, vierzehn, wenn man den Colonel als Vorsitzenden des Rats mitrechnete. Die meisten waren anwesend, und, von Stan und dem Colonel abgesehen, hatten alle ihre zwei Adjutanten mitgebracht. Traditionsgemäß durfte ein Adjutant bei seinem Ratsmitglied am Tisch sitzen, während sich der andere irgendwo im Außenbereich des Raumes aufhielt. Ich nahm neben dem Colonel Platt. Stan setzte sich allein neben mich. Seine Mundwinkel zuckten vor Verärgerung, und als ich daraufhin über den Tisch sah, fiel mein Blick auf Alpin Wolf, der neben Nev Parella vom Gamma-Regiment saß.
Von den anderen Feldkommandeuren war nur Alicia Fancher vom Beta-Regiment anwesend. Hanson Brubaaker von der Kontraktabteilung war in ein Gespräch mit Gerald Kearne, dem Abgesandten des Blackwell-Konzerns, vertieft. Kearne war ein nicht stimmberechtigtes Mitglied des Rats. Jason Carmody saß kerzengerade auf seinem Stuhl. Der Kommandant von Outreach sah aus, als wäre er am liebsten woanders. Er hatte mein Mitgefühl, aber zumindest hatte er gewußt, was auf ihn zukam. Neben ihm saßen Chan, Nikkitch und Grazier: die Häupter der BattleMech-, Infanterieund PanzerOperationskommandos. Das letzte anwesende Ratsmitglied war Hamilton Atwyl, der Befehlshaber des Luft/Raum-Kommandos.
Stan flüsterte mir zu: »Vielleicht ist es nicht so schlimm, wie ich dachte. Epsilon ist hier, und Nichole steht auf unserer Seite. Wenn sie hier ist, sind wir in der Mehrheit.«
Ich wünschte, er hätte mich bezüglich seiner Mutmaßungen ins Vertrauen gezogen. Ich wußte, wo Alpin stand. Parella war ein ClanVerehrer, Carmody und Atwyl waren standhafte Anhänger des Colonels, aber ich kannte den Standpunkt der anderen nicht. Wie konnte ich helfen, wenn ich nicht wußte, wer auf unserer Seite war?
Die Tür öffnete sich, und Major Elson betrat den Raum in Begleitung eines Quartetts jüngerer
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