BattleTech 16: Wolfsrudel
uns für Gelegenheiten auf, bei denen es darauf ankam: Für das Schlachtfeld.
Ich verbrachte eine Menge Zeit in der Halle.
Im Laufe der Monate gewöhnte ich mich an meinen Platz an Wolfs Seite. Er muß sich ebenfalls mehr an mich gewöhnt haben, denn er nannte mich immer seltener William. Ich war zufrieden, hatte ich doch das Gefühl, mir langsam aber sicher meinen Platz zu erobern. Doch ich wußte, daß mir die eigentliche Prüfung noch bevorstand. Der Kampf macht nur einen geringen Teil des Soldatenlebens aus, doch erst dort würde ich meinen Wert wahrhaftig unter Beweis stellen.
Die Befehlslanze war beschäftigt, obwohl wir nicht an Gefechten teilnahmen, wodurch die erzwungene Abwesenheit vom Kampf für den Wolf nicht ganz so schlimm war, wie sie hätte sein können. Für Hans Vordel und seine Leibwachen-Lanze war es schwerer. Bei den alten Dragonern war Hans der Leibwächter des Wolfs gewesen, ein Mitglied der Befehlslanze. Wenngleich ein exzellenter Krieger, zeigte er wenig Befähigung für etwas anderes als den Kampf mit BattleMechs.
Als die Dragoner nach dem Vierten Nachfolgekrieg im Jahre 3030 nach Outreach kamen, waren wir in schlechter Verfassung. Viele befürchteten, Takashi Kurita würde unseren geschwächten Zustand ausnutzen und einen Schlag gegen uns führen, der die Dragoner vollständig vernichten würde. Bei einer Zusammenkunft hatten die Dragoner-Colonels die Bildung einer Leibwachen-Lanze von und für Jaime Wolf gefordert. Der Wolf hatte darauf beharrt, das sei unnötig, aber die Colonels hatten ihn überstimmt. Hans war angewiesen worden, sich die besten Krieger auszusuchen, und auf Ratschlag von Stanford Blake wählte er sie aus verschiedenen Altersklassen. Ich vermute, die Idee, die dahintersteckte, war die, eine Art Kontinuität der Erfahrung zu schaffen, indem die schnelleren Reflexe der jüngeren Generationen mit der Kampferfahrung der älteren gepaart wurden. Aus welchen Gründen auch immer, das Team erzielte bei allen Tests beständig überragende Resultate. Hans arbeitete hart, um diesen Vorsprung seiner Lanze zu bewahren.
Ich glaubte, daß die Kombination aus verschiedenen Altersklassen noch einen weiteren Vorteil mit sich brachte, aber ich fürchte, es war mehr ein persönlicher, denn ein professioneller. Denn das jüngste Mitglied war aus meiner Altersklasse und wie ich das Produkt einer Geschko.
Ihr Name war Maeve.
Wenn ich Ihnen von ihrer verführerischen Schönheit, ihrem mitternachtsfarbenen Haar, ihrer schlanken, katzenhaften Grazie erzähle,
werden Sie mich für töricht halten, für einen Sklaven meiner Hormone. Niemand, werden Sie sagen, kann so schön sein. Vielleicht würden Sie schließlich allem mißtrauen, was ich Ihnen berichte. Also will ich statt dessen von ihrem überragenden Können als MechKriegerin reden. Das läßt sich durch die Aufzeichnungen bestätigen, wenngleich ihre Auswahl für die Leibwachen-Lanze Beweis genug für ihr Geschick sein müßte. Außerdem gibt es eine Dokumentation über ihre späteren Leistungen als Kommandeur. Zusätzlich kann ich ihr eine scharfe Zunge und einen raschen Verstand attestieren, ohne befürchten zu müssen, der Unaufrichtigkeit bezichtigt zu werden. Auch darüber existieren Aufzeichnungen. Auf jedem dieser Gebiete tat sie sich hervor, also glauben Sie mir, wenn ich sage, daß sie außergewöhnlich ist.
Sie war meine erste Liebe.
Für sie war ich jedoch einfach der Komm-Offizier, lediglich eine feste Einrichtung in ihrem militärischen Leben, der nur dann an Bedeutung gewann, wenn Botschaften abgeschickt oder empfangen wurden. Meine Zunge verriet alle meine Versuche, ein beiläufiges Gespräch zu beginnen, so daß unsere Wortwechsel strikt geschäftlicher Natur waren. Irgendwie konnte ich mit ihr reden, wenn sie nur ein anderer Dragoner war, doch darüber hinaus war ich hilflos. Bei meinen Geschwistern war ich nicht so schüchtern gewesen, und das war auch der Grund, warum ich wußte, daß ich verliebt war.
Ich erinnere mich deutlich an ihren ersten Tag im Dienst. Sie war zusammen mit Sergeant Anton Benjamin für die Spätschicht eingeteilt und hatte sich am Ende unserer üblichen Dienstrunden der Befehlslanze angeschlossen. Der Wolf beendete gerade irgendein Geschäft in der Anwerbehalle, die Unterzeichnung eines Subkontrakts für die Schwarze Brigade. Als er fertig war, trafen wir unsere neue Lanzenkameradin vor dem Konferenzraum, wo Maeve und Anton darauf warteten, Hans und Shelly Gordon abzulösen. Ich weiß, ich
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