BattleTech 16: Wolfsrudel
nicht als Banditen gebrandmarkt«, protestierte Hanson.
»Und das wird er auch nicht tun«, sagte Carmody. »Er ist selbst ein Wolf.«
»Vielleicht wird er das nicht«, korrigierte Stan. »Er muß sich um eine ganze Menge mehr Gedanken machen als um das Wohlergehen einer Bande abtrünniger freigeborener Krieger.«
Nach Stans Kommentar machte Carmody einen unglücklichen Eindruck. »Vielleicht handelt es sich um einen Versuch, die Dragoner für ihren Verrat an den Clans zu bestrafen.«
Mehrere andere Offiziere vertraten ebenfalls diese Theorie.
»Wieviel haben die Novakatzen Ihrer Meinung nach wohl für dieses Privileg geboten, Elson?« fragte Atwyl.
»Ich bin kein Krieger der Novakatzen mehr.«
»Na und? Was glauben Sie?«
»Ich habe an einer derartigen Versteigerung nie teilgenommen.«
»Sie sind uns ja wirklich ‘ne große Hilfe«, fauchte Atwyl. Er machte seiner Frustration Luft, indem er gegen die leere Schlachtrüstung trat. »Ich glaube, Jason hat ins Schwarze getroffen. Den Katzen würde ein Komplott wie dieses gefallen. Sie erledigen Jaime und schlagen damit zwei Fliegen mit einer Klappe. Sie nehmen für Luthien Rache an den Dragonern und beschämen gleichzeitig die Wölfe, indem sie ihre Angelegenheiten in Ordnung bringen. Sie wären bei den anderen Clans im Kurs gestiegen, und das hätten sie insbesondere nach Tukkayid bitter nötig gehabt.«
»Vielleicht können wir etwas von dem Elementar erfahren.« Carmody klang hoffnungsvoll.
Die Nachricht, die ich über mein rechtes Ohr empfing, erlegte mir die unangenehme Pflicht auf, diese Hoffnung zu zerstören.
»Das medizinische Zentrum meldet den Tod des Elementars. Er hat sich die Zunge abgebissen und ist an seinem eigenen Blut erstickt.« In das daraufhin einsetzende Stimmengewirr hinein verkündete ich die wichtigere Neuigkeit. »Der Zustand des Wolfs hat sich stabilisiert. Die Prognosen sind gut.«
»Irgendeine Nachricht von MacKenzie?« fragte Atwyl besorgt.
»Einheit, Ham! Die Nachricht ist gerade erst rausgegangen.«
»Ich weiß, Stan.« Atwyl runzelte die Stirn. »Mir ist erst wohler, wenn er hier ist, zumindest so lange, bis Jaime wieder auf den Beinen ist. Jemand muß diesen Haufen beaufsichtigen.«
Er erhielt allgemeine Zustimmung, doch ich nahm überrascht zur Kenntnis, daß einige der Offiziere nicht gerade begeistert wirkten. Ich wollte Elsons Reaktion mitbekommen, aber als ich mich nach ihm umsah, war er verschwunden. Das galt auch für seine Elementare.
12
MacKenzie Wolf traf zwei Wochen nach dem Attentat auf seinen Vater auf Outreach ein. Die Reise hätte viel länger gedauert, wenn Colonel Atwyl nicht einige Dragonersprungschiffe von ihren regulären Pflichten entbunden und sie zu dem angeordnet hätte, was die Sphäroiden eine Stafette nannten. Eine Staffel von Sprungschiffen wartete entlang seiner Route nach Outreach. Anstatt nach jedem Sprung warten zu müssen, bis sich das Sprungsegel wieder aufgeladen hatte, wechselte MacKenzie einfach mit seinem Landungsschiff von Sprungschiff zu sprungbereitem Sprungschiff. Die vielen Transfers verkürzten die Reisezeit zwar enorm, aber trotzdem war mehr als genug Zeit vergangen, so daß sich jeder eine Lieblingstheorie über die Identität des Attentäters hatte zurechtlegen können.
Manche Theorien fanden mehr Anhänger als andere. Ein ClanAttentäter von einem beliebigen Clan. Eine Racheaktion der Sphäroiden. Die Einmischung einer reaktionären ComStar-Fraktion. Ein Erstschlag durch eine bedeutende Fraktion innerhalb ComStars. Ein einfacher Schurke. Sogar ein abtrünniger Dragoner. Letztere Theorie war insbesondere bei adoptierten Dragonern populär, die glauben wollten, daß wir von einer Clique intriganter Clan-Marionetten geführt wurden. Ich hatte mir noch keine Meinung gebildet. Ich wartete auf Beweise. Ich machte mir jedoch Sorgen darüber, wohin all diese wüsten Spekulationen noch führen würden.
Innerhalb weniger Tage schienen sich die führenden Theorien zu starren, fast politischen Positionen verfestigt zu haben. Zwischen den Vertretern verschiedener Theorien kam es zu Streitigkeiten, sogar zu ein paar Kämpfen. Man wußte, welche Theorie von einem Dragoner bevorzugt wurde, wenn man wußte, welcher der Fraktionen, die sich innerhalb der Dragoner zu bilden schienen, er den Vorzug gab.
Ich fand die Spaltung und die zunehmende Schärfe der Auseinandersetzungen beunruhigend.
In der Geschko hatte man mich zu dem Glauben erzogen, daß die Dragoner eine einzige große
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