BattleTech 16: Wolfsrudel
Clans zu bekämpfen. Die Führer der Häuser bekamen ihre Ausbildung und ihre Informationen, aber sie werden nie erfahren, daß sie dafür auch etwas bezahlten.«
»Du sagtest neue Gene.«
»Genau. Der Wolf befahl, von allen Erben genetische Proben zu entnehmen, während sie einer umfangreichen medizinischen Untersuchung unterzogen wurden. Bei diesen Untersuchungen schliefen die Kinder der Haus-Herren. Ich hoffe, daß sie angenehme Träume hatten, weil sie im Schlaf einen Teil von sich zurückließen. Sie sind alle in den Gen-Bänken verewigt.«
»Der Wolf hat dem Gen-Pool Gene der Sphäroiden hinzugefügt?«
Ich wußte nicht, ob sie schockiert oder nur überrascht war. Ich nickte.
»Auch Kurita-Gene?«
»Pos.«
Sie schwieg eine ganze Weile. »Aber er hielt es geheim.«
»Pos. Ein Kommandant muß ein paar Geheimnisse bewahren. Nicht nur, um sich mit einer Aura des Mystischen zu umgeben, sondern vor allem, um sich eine gewisse Unberechenbarkeit zu bewahren. Geheimhaltung ist ebensosehr ein Bestandteil des Krieges wie Partikelprojektorkanonen und Blut. Eine Menge von dem, was der Wolf tut, ist geheim. In der Öffentlichkeit zeigt er ein bestimmtes Gesicht und in der Kommandozentrale ein ganz anderes.«
»Wie jeder gute Offizier.«
Ich hoffte, das war alles. »Da steckt noch mehr dahinter. Ich wünschte, ich wüßte, was.«
»Vielleicht befürchtet er, daß seine Entscheidung für die Adoptierten ein Problem werden könnte«, sagte sie nachdenklich. »Die Geschkos gefallen ihnen nicht. Ich glaube, sie denken wirklich, wir sind keine richtigen Menschen.«
»Vielleicht haben sie recht.«
»Du weißt es besser«, sagte sie, indem sie mir die Hand auf die Wange legte.
Sie hörte sich wie Lydia an. Meine Geschschwester hatte immer ein Wort des Trostes für mich gehabt, wenn ich in einem Test nicht gut abgeschnitten hatte, doch der Trost war nur selten körperlich gewesen. Maeves Hand brannte heiß auf meiner Wange. Ich versuchte den Kontakt zu ignorieren, aber er brannte sich direkt in meinen Verstand. »Wirklich?« murmelte ich.
Sie drehte meinen Kopf und starrte mir in die Augen. Ihre andere Hand sank zwischen meine Beine.
»Du bist Mensch genug für mich«, sagte sie.
Und sie war auch ein Mensch.
11
Wenn ich nicht an die vergangene Nacht gedacht hätte, würde ich vielleicht schneller reagiert haben. Maeve schwelgte wohl ebenfalls noch in Erinnerungen, denn sie war ebenso langsam. Vielleicht war es aber auch gar nicht unser Fehler, aber ich glaube es immer noch nicht. Wir hätten aufmerksamer sein müssen. Ich hätte aufmerksamer sein müssen.
Da die Dragoner mehr und mehr Infanterietruppen mit Schlachtrüstungen nach Art der Elementare ausrüsteten, waren Menschen in Kampfanzügen ein zunehmend alltäglicher Anblick auf den Straßen von Outreach. Kriegsgerät ist in einem Heerlager nicht fehl am Platz, und als Hauptstadt von Outreach war Harlech gewiß eines. An diesem speziellen Tag trug jene spezielle Schlachtrüstung DragonerKennzeichen, was ganz so war, wie es auch sein sollte. Die Dragonerpolitik verbot allen außer den Dragonern selbst die Anwesenheit auf der Planetenoberfläche. Schlachtrüstungen waren in der Inneren Sphäre noch nicht sonderlich weit verbreitet, so daß wir keinen Grund hatten zu argwöhnen, daß diese nicht zu uns gehörte.
Dennoch beunruhigte es mich ein wenig, den Infanteriemann in seiner Schlachtrüstung vor der Betonmauer herumlungern zu sehen, welche den Seiteneingang zur Wolf Hall abschirmte. Ich führte mein Unbehagen auf den Gedanken zurück, bei dem Soldat könne es sich um jenen großen Schläger handeln, gegen den Maeve und ich letzte Nacht gekämpft hatten. Er war groß genug gewesen, um ein Elementar zu sein. Im nachhinein ist mir jedoch klar, was ich unbewußt registrierte: Die Kennzeichen auf der Rüstung waren zwar eindeutig Dragonerinsignien und taktische Abzeichen, doch ansonsten veraltet.
Wolf Hall war die Kommandozentrale für alle Dragoneroperationen, und darin waren Büros für alle höherrangigen Offiziere untergebracht. Heute war Papierkram-Tag für den Wolf. Er würde also in seinem Büro sein, und wir waren sehr spät daran. Jaime Wolf mochte es nicht, wenn sich sein Stab verspätete.
Nach der frostigen Kühle der U-Bahn-Station schien die Sonne warm auf uns herab, als wir durch die kleine Tür an der Ostseite des Gebäudes gingen. Maeve passierte vor mir die Scanner, als ich hörte, wie sich ein Wagen näherte. Ich drehte mich um und sah den
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