BattleTech 16: Wolfsrudel
jetzt noch an ihn – außer den Geistern, natürlich?
In der Ferne konnte er den dunklen Fleck des Kaiserlichen Palastes inmitten der Stadtbeleuchtung sehen. Takashi Kurita schlief darin, heute nacht gewiß zufrieden. Botschafter Inochi war mit der Nachricht zurückgekehrt, daß Jaime Wolf das Duell akzeptiert hatte, und die Spätnachrichten hatten die Geschichte lang und breit ausgewalzt. Doch Dechan Fräser hatte weder von Theodore noch von irgendeinem anderen Kurita, den er kannte, eine Vorwarnung erhalten. Auch nicht von den Dragoneragenten. Wieder einmal kam Jaime Wolf nach Luthien, und Dechan stand im Dunkeln. Er fragte sich, ob Michi von dem Duell wußte. Wenn ja, würde er sich freuen oder ärgern?
Dechan kannte sich selbst nicht mehr. Wie konnte er da die Reaktion eines alten Freundes erraten?
Wenn Michi tatsächlich sein Freund und nicht nur ein weiterer Puppenspieler gewesen war. Es hatte den Anschein, als würde jeder Dechan benutzen, wenn es gerade gut paßte, und ihn dann vergessen, wenn sich andere Dinge in den Vordergrund schoben. Jeder außer Jenette. Sie war ihm ebenso treu geblieben wie er ihr. Doch sie schlief weiter, von seinen Zweifeln und Ärgernissen unberührt. Das war eine Last, die er ihr nicht auferlegen wollte.
Er starrte immer noch aus dem Fenster, als sie erwachte und plötzlich hinter ihm stand, um ihn schläfrig zu umarmen.
»Du bist früh auf«, sagte sie, indem sie ihn auf den Nacken küßte.
»Ich dachte, ich könnte mir den Sonnenaufgang ansehen.«
Sie glitt neben ihn und legte sich seinen Arm um die Hüfte. »Er ist wunderschön«, sagte sie, während sie den Kopf an seine Schulter lehnte. »Du hättest mich wecken sollen.«
»Ich wollte dich nicht stören. Du sahst so zufrieden aus.« Er küßte ihr Haar. »Es wird noch andere Sonnenaufgänge geben.«
»Aber niemals ein anderes Heute.« Sie kuschelte sich näher an ihn. »Wir könnten den Tag gleich richtig beginnen.«
Ihre Hand streichelte seinen Bauch und wanderte dann nach unten. Sein Körper reagierte auf die Liebkosung eher als sein Verstand, doch als er sie küßte, ließ er sich in die Umarmung ihrer Liebe fallen. Zumindest für eine Weile wurde der Rest der Welt bedeutungslos.
22
Der Konferenzraum der Talbot war mit jedem dienstfreien Offizier besetzt, der sich hineinzwängen konnte. Darüber hinaus war noch eine ganze Reihe von Mannschaftsdienstgraden anwesend, die alle erpicht darauf waren, den Offiziersrat zu hören. Ihre Anwesenheit gebot Vorsicht und würde sogar bewirken, daß einige Argumente gar nicht in die Diskussion eingebracht wurden, aber nach altem Dragonerbrauch konnte dies keine geschlossene Sitzung sein. Elson bemerkte, daß die Anwesenheit dieser Beobachter einige der älteren Dragoneroffiziere ärgerte, insbesondere Colonel Atwyl. Ihre Nervosität überzeugte Elson davon, daß es eine gute Strategie gewesen war, die unteren Dienstgrade zur Teilnahme zu ermutigen.
Elson bemerkte außerdem, daß viele seiner Elementare entlang der Wände des Raumes verteilt waren. Ihre Anwesenheit war leicht auszumachen, weil sie die Menge um mehr als Kopfeslänge überragten. Er hatte ihnen nicht zu kommen befohlen, doch sie waren gekommen und hatten sich mit Bedacht auf den Konferenzraum verteilt. Er hielt es nicht für einen Zufall, daß mindestens ein Elementar in der Nähe jedes anderen Ratsmitglieds stand. Die Vorsichtsmaßnahme war sehr wahrscheinlich unnötig, aber er freute sich, daß seine Männer solche Initiative an den Tag legten.
Willens und bereit, sich die einleitenden Debatten anzuhören, lehnte er sich zurück. Die Luft war warm, und die schwer arbeitende Klimaanlage tuckerte leise, während sie sich bemühte, die von den Körpern erzeugte Hitze zu kompensieren. Er ließ die Hitze in sich eindringen, so daß sich seine Muskeln lockerten und der Fluß des Blutes erleichtert wurde. Er war gelassen und vollkommen damit zufrieden, Hamilton Atwyl zuzulächeln, während der Rest des Rates diskutierte.
Der erste Schritt bestand darin, ein neues siebentes Ratsmitglied zu wählen. Die Nominierung Edelsteins durch Gilson war zeitlich gut abgestimmt. Die MechPilotin trug ihre Argumente gut vor, ganz so, wie Elson es ihr eingetrichtert hatte. Seine Unterstützung der Nominierung führte zu anhaltendem Beifall bei der Menge. Atwyl brachte noch zwei Namen auf die Liste, bevor sich Brandon aus der Menge zu Wort meldete und die Abstimmung verlangte. Aus der geheimen Wahl ging Edelstein mit einem
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