BattleTech 16: Wolfsrudel
erwachte wieder.
Der Raum war voller Licht, viel heller, als dies eine künstliche Beleuchtung hätte bewirken können. Es war Tag. Jemand hatte die Vorhänge zurückgezogen, um die Sonne einzulassen. Noch jemand war im Zimmer und stand neben seinem Bett.
Diese Person trug nicht das helle Gelb eines Arztes der Bruderschaft. Wenngleich Michi sicher war, daß er den Mann kannte, weigerte sich das Gesicht des hochgewachsenen Besuchers beharrlich, erkennbare Züge anzunehmen. Erst als der Besucher sprach, erkannte Michi, daß es Theodore Kurita war, der Mann, der Michi mit den Ketten der Pflicht gefesselt und zu Recht verlangt hatte, daß Michi den Dienst am Kombinat vor alle persönlichen Wünsche stellte.
Theodore nickte ernst, als er sah, daß Michis Augen ihn fixierten, und sagte: »Mein Vater hat mir von deiner Entscheidung im Dojo berichtet.«
Michi wollte Theodore sagen, daß er fortgehen und ihn bei seiner Suche nach der Hölle allein lassen solle, doch seine Stimme verweigerte den Dienst. Theodore ignorierte die schwachen Laute.
»Er hat mich gebeten, dir als Belohnung für deine Treue zum Kombinat wieder ein Kommando zu geben. Das Wohlergehen des Reiches lag ihm sehr am Herzen. Er sagte, du würdest einen guten Kriegsherrn abgeben. Überall, nur nicht in Dieron, sagte er.«
Ein Versuch, den Kopf zu schütteln, wurde von seinen rebellierenden Muskeln vereitelt. Michis Kopf fiel lediglich auf die Seite.
»Ich persönlich glaube, Dieron wäre genau richtig«, sagte Theodore.
»Nein«, krächzte Michi, der schließlich seine Stimme fand. »Nicht Dieron. Nirgendwo. Ich war nie ein Politiker, nur ein Soldat. Jetzt bin ich nicht einmal mehr das. In deiner Armee ist kein Platz für mich.«
»Du bist müde und verwundet. Triff keine überhastete Entscheidung. Ich weiß, was du getan hast, und ich weiß, wie wir uns trafen. Du sagtest mir damals, die Pflicht sei der wichtigste Teil im Leben eines Samurai, und die Pflicht dem Kombinat gegenüber die schwerste Last, die ein Mann tragen könne. Diese Pflicht endet nie, Michi-kun. Das Kombinat braucht dich immer noch, jetzt mehr denn je. Wenn du wieder gesund bist, wartet ein Platz bei den Ryuken auf dich. Das Kommando über Ryuken, wenn du es willst.«
»Fräser hat das Kommando.«
»Also erinnerst du dich noch an ihn? Er wäre froh, das zu hören. Ja, er hat das Kommando, aber ich brauche ihn anderswo dringender. Die Ryuken brauchen einen Kommandanten, und ich glaube, du bist der beste Mann für diesen Job.«
»Die Ryuken gehören der Vergangenheit an. Und die ist tot, so wie ich eigentlich tot sein sollte.«
»Du irrst dich.« Theodore ging zum Fenster. Die spätnachmittägliche Sonne warf Schatten auf das Bett, die seine Augen vor der Helligkeit schützten. Aus dem Fenster blickend, sagte Theodore: »Du hast das Leben meines Vaters gerettet, indem du jene anderen aufgehalten hast. Das gab ihm… eine neue Perspektive. Er glaubte die Möglichkeit eines ehrenvollen Todes gefunden zu haben.«
Michi runzelte die Stirn. »Ich glaube den Arzt sagen gehört zu haben, daß er im Schlaf gestorben ist. An Herzversagen.«
Theodores Stimme war fast unhörbar. »Die Ärzte sagen, was sie sagen müssen.«
»Den Tod eines Kriegers? Ich erinnere mich an einen Kampf.«
»Nein. Er hat jene anderen überlebt. Er hat dein Schwert benutzt, um sie so lange aufzuhalten, bis die Otomo eintrafen. Danach erzählte er mir, was du über die Wahlmöglichkeiten eines Samurai gesagt hast. Ich glaube, dein Beispiel hat seine Meinung geändert. Am Ende wählte er freiwillig, was andere ihm aufzwingen wollten. Er hielt es für weise.«
Die verdrehte Ironie der Situation weckte in Michi das Bedürfnis zu lachen, doch die Schmerzen in seiner Brust verwandelten seine Belustigung in Qualen. Als der Krampf nachließ, sagte er: »Er verweigerte diesen Tod, als ich ihn ihm anbot.«
»Er war nie besonders empfänglich für die jüngere Generation«, sagte Theodore wehmütig. Er kehrte zu Michis Bett zurück. »Ich will dich belohnen.«
Ein vorübergehender Anfall von Kraft gestattete Michi, den Kopf zu schütteln. »Das wäre unangemessen.«
»Weil du die Hand gegen Haus Kurita erhoben hast?«
»Hai!«
»Und wenn ich als Haupt dieses Hauses sage, daß du immer loyal warst, wie es ein Samurai sein sollte?«
Michi begegnete Theodores Blick. Er spürte die Kraft des Kanrei, die Kraft zu herrschen. Doch Michi hatte ebenfalls seine Kraft. »Es würde nichts an der Wahrheit ändern. Ich habe
Weitere Kostenlose Bücher