BattleTech 16: Wolfsrudel
drehte sich zu den anderen um, deren Atem in der kalten Luft gefror. Er verbeugte sich vor ihnen.
»Konichiiva.«
Die Erwiderung der Begrüßung fiel ein wenig ungehobelt aus. Die meisten der Versammelten trugen Kurita-Militäruniformen, doch es gab eine breite Vielfalt verschiedener Einheitsabzeichen. Ein paar hatten Söldneruniformen an, einer die weiße Uniform eines ComStar-Gardisten. Der Rest trug militärische Kleidung, die sich nicht eindeutig einordnen ließ.
Sie gehörten allen Altersklassen an. Manche waren jung, zu jung, um an den alten Schlachten teilgenommen haben zu können. Sie mußten Angehörige der jüngsten Generation von Kriegern sein. Andere kannte er noch von seiner Zeit in Dieron. Und wieder andere noch von den alten Ryuken. Er verbeugte sich vor einem von ihnen.
»Kumban san .«
»Michi sama .« Der Mann trat einen Schritt vor und erwiderte die Verbeugung. »Ich sah den Stein für den alten Mann. Ihr Werk?«
»Hai.«
»Er kann Ihnen nicht danken, also werde ich es tun.«
»Das ist unnötig. Es war mir eine Ehre.«
Kumban verbeugte sich noch einmal und wich wieder einen Schritt zurück.
»Sie sind derjenige, den wir ehren, Michi sama «, sagte Kiyomasa. »Wir wissen von Ihrer Vendetta und davon, was Sie getan haben, um die Ehre meines Vaters hochzuhalten. Unser Herr, Takashi, ist tot, so daß wir von unserem Treueid entbunden sind. Bevor wir einem anderen Kurita verpflichtet werden konnten, haben wir beschlossen, zu Ihnen zu kommen. Wenn Sie gestatten, werden wir uns Ihnen anschließen. Sie sind ein Mann von großer Ehre. Wir wollen, daß Sie uns zeigen, was es heißt, ein ehrenhafter Krieger zu sein.«
Michi musterte die versammelten Kuritas. Er sah Hoffnung und Furcht und die Gier nach Ruhm in ihren Augen. Seine geschärften Sinne ließen ihn die Färbung ihres Ki fühlen. Sie waren Krieger, sie alle, und hatten einen kühnen und verwegenen Kurs eingeschlagen. Sie hatten sich gegen den Spott ihrer Kameraden gewappnet und waren davongelaufen, um sich einem halbverrückten Vagabunden anzuschließen, den sie ohne Zweifel für eine Art Kriegerheiligen hielten. Und doch waren sie unruhig, nervös.
Die große Höhle mit ihren unheimlichen Echos war ein beunruhigender Ort, aber einem wahren Krieger würde das Herz deswegen nicht in die Hose rutschen. Er erwog die Möglichkeit, daß er der Grund für ihre Nervosität war.
Ihm wurde klar, daß er einen Anblick bieten mußte, der im Einklang mit derartigen Fantasien stand. Wie ein Asket, der den Elementen trotzt, trug er nur einen leichten Kimono gegen die Kälte, und er war weiß, die Farbe des Todes. Das Gewand hing locker an ihm herunter, und seine offene Vorderseite und die kurzen Ärmel ließen die Narben eines Lebens erkennen. Sein blickloses, weißes linkes Auge machte es vielen jüngeren Menschen unmöglich, seinem Blick länger als einen Augenblick zu begegnen. Sogar ein paar von denen, die ihn schon länger kannten, zuckten zusammen, als er den Blick auf sie richtete.
Es gab keinen Zweifel, daß sie von seiner körperlichen Erscheinung beeindruckt waren, doch der Grad ihrer Aufregung konnte nicht allein daher rühren, daß sie ihren Träumen nun in Fleisch und Blut begegneten. Da war noch etwas anderes, das sie beunruhigte. Michi ließ seine Sinne auf der Suche nach der Ursache ihrer Unruhe weiter ausgreifen und fand, daß unter den Anwesenden noch andere Krieger waren, die einen weiteren Faktor in den Zukunftsplänen der Kuritas darstellten. Die Anwesenheit dieser arideren war seinem Ki durch die Aufregung der Kuritas verborgen geblieben, wie deren Körper ihm die Sicht auf sie versperrt hatten. Jetzt, wo er auf sie aufmerksam geworden war, konnte sich Michi nur noch fragen, wie sie ihm anfangs entgangen sein konnten. Sie waren keine Kuritas, aber sie waren stark. Er erkannte das Muster wieder.
Michi nickte und sagte: »Sie dürfen ruhig vortreten, Colonel Wolf.«
Die Kuritas teilten sich, um die drei Dragoner durchzulassen. Zur Rechten wurde Jaime Wolf von Hans Vordel flankiert. Das Alter hatte tiefere Linien in sein Galgenvogelgesicht gegraben und ein paar Haare weiß werden lassen, seinem Kriegerschritt jedoch nichts anhaben können. Der Dragoner zur Linken sah aus wie eine Momentaufnahme aus der Vergangenheit. Er hätte William Cameron, Wolfs Kommunikationsspezialist sein können, aber er war es nicht. Cameron war auf Crossing gestorben. Dies mußte ein Sohn von ihm sein. Wolf lächelte, als amüsiere er sich über einen
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