BattleTech 18: Das Antlitz des Krieges
Marik-Commonwealth
Liga Freier Welten
1.Januar 3055
Als Thomas seine Frage stellte, senkte sich Schweigen über die Versammlung. Für Masters schien die Stille eine Ewigkeit zu dauern. Er wollte sein Schwert heben und lauthals seine Loyalität bekunden, aber seine Freundschaft mit Thomas war zu bekannt. Es hätte nach einem hohlen Publicitytrick ausgesehen.
Dann hörte er zu seiner Linken das Geräusch von kratzendem Metall. Dann zu seiner Rechten. Er sah sich um. Ein MechKrieger nach dem anderen zog das zeremonielle Seitschwert aus der Scheide. Die Schwerter entstammten zahllosen Welten und Kulturen. Manche waren gebogen, andere gerade. Und doch, nach all den Jahrhunderten der Autokanonen, Raketen und Laser war das Schwert noch immer das Symbol des Kriegers.
»Ich folge dir, Generalhauptmann Thomas Marik«, rief Gainard, und in seiner Stimme schwang tiefe Bewegung mit.
»Ich folge dir!« rief ein zweiter. »Ich folge dir!« Ein dritter. Einer nach dem anderen hoben die Krieger ihre Schwerter und erklärten Thomas und den Rittern der Inneren Sphäre ihre Gefolgschaft. Masters Erleichterung trieb ihm die Tränen in die Augen. Thomas’ Ahnung war offensichtlich richtig gewesen. Ein Gespenst ging um in der Liga Freier Welten, das Gespenst der Angst vor einer möglichen Zukunft, in der das Chaos des Krieges die Sterne verschlang.
Schnell war es vollbracht. Alle Schwerter außer Masters’ ragten zum Himmel empor. Jetzt endlich hob auch er die Klinge und rief voller Stolz: »Ich folge dir, Thomas Marik.«
Thomas blickte herab, umrahmt von den bunten Sternen der Holokarte, und nickte. Dann drehte er sich langsam, um alle Ritter gleichberechtigt anzusprechen.
»Ihr ehrt mich, Krieger. Ihr ehrt mich über alle Maßen. Und ich werde euer Vertrauen nicht enttäuschen. Laßt uns diesen Eid mit einer uralten Zeremonie aus der terranischen Vergangenheit besiegeln, einer Zeremonie, die seit mehr als tausend Jahren nicht mehr stattgefunden hat.« Masters sah, wie Thomas sich von einem Mann, der über gemeinsame Interessen sprach, in einen Führer verwandelte, der sich über sie alle erhob. Er schien größer zu werden, seine Miene wurde härter, und als er wieder das Wort ergriff, war seine Stimme tiefer. »Wer mir Gefolgschaft schwören will, der knie nieder.«
Wie ein Mann sanken die versammelten MechKrieger auf ein Knie.
»Schwört ihr, mich als euren wahren und gesetzmäßigen Lehnsherren anzuerkennen?«
»Ja!« ertönte es vielstimmig, laut und klar.
»Schwört ihr mir Gefolgschaft, und schwört ihr mir Gehorsam, in meinen Diensten zu kämpfen für alle Zeit, bis euch der Tod hinwegrafft?«
»Ja.«
»So schwöre ich für meinen Teil, jeden von euch zu ehren und zu beschützen, wie es einem wahren Ritter gebührt. Von dieser Stunde an sollt ihr nicht mehr in den militärischen Bürokratien eurer Vergangenheit dienen, sondern außerhalb aller Strukturen stehen, mit Ausnahme einer einzigen: der Ritter der Inneren Sphäre.«
Masters lief es eiskalt den Rücken hinab. Er sah sich um. Endlich hatte er eine Familie gefunden, eine einhundertfünfzigköpfige Gruppe, deren Mitglieder sich ebenso um die Zukunft der Kriegsführung sorgten wie er. Eine Gruppe, die nicht bereit war, sich von der Entwicklung überrollen zu lassen, sondern die Geschichte ihren Wünschen entsprechend formen würde.
»Führt den Titel mit Stolz, denn nun seid ihr mehr, als ihr vorher wart, und die Welten der Inneren Sphäre werden euch erkennen. Führt eure Waffen und euer Können gut in meinen Diensten und zu meinem Schutz.«
So wie sie auf die Knie gesunken waren, erhoben sich die einhundertfünfzig Männer und Frauen jetzt wie ein Mann. Von einem ungeheuren Wir-Gefühl beseelt, riefen sie aus: »Heil dir, Thomas Marik!« Tosender Beifall brandete über die Tribünen. Der Lärm war ohrenbetäubend. Masters fühlte sein Herz bis zum Hals pochen. Das war’s. Es war getan. Sie hatten den ersten Schritt getan, die Zersplitterung der Liga Freier Welten zu beenden. Einhundertfünfzig MechKrieger hatten ihre alten Bindungen zerbrochen und ihre Loyalität nicht einem Staat, sondern der Person Thomas Mariks verpflichtet.
Jetzt mußten sie nur noch die Konsequenzen überleben.
Die Ritter und Hunderte andere Gäste feierten ausgelassen im großen Ballsaal des Palastes. Diener trugen Brot, Wein, Käse, Braten, Geflügel, Fisch, Wein und Bier auf; Tänzer und Gaukler bahnten sich ihren Weg durch die Menge; Musiker spielten auf, und die Ritter und übrigen Gäste
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