BattleTech 18: Das Antlitz des Krieges
eifersüchtig? Masters wußte sehr wohl, daß ein Angebot der Ritterwürde Thomas Roush nicht interessiert hätte, aber vielleicht fühlte er sich beleidigt, gar nicht erst gefragt worden zu sein. Der Kolonel war ein verbissener regulanischer Nationalist, der die Herrscher des Fürstentums Regulus seit langem zu Investitionen in neue Waffensysteme aufforderte, um beim Rüstungswettlauf nicht ›ins Hintertreffen‹ zu geraten.
Natürlich. Das war es, ganz einfach. Roush haßte den Gedanken der Ritter und was sie symbolisierten.
»Ich weiß, was ihr vorhabt. Du und Marik. Ihr wollt ihn zum Herrscher über die Freien Welten machen. Es wird nicht funktionieren. Glaubt ihr, Marik kann eine Privatarmee aufstellen, ohne daß es irgend jemand bemerkt?«
»Wir haben nicht versucht, es zu verbergen.«
»Nein, aber ihr verschweigt, was ihr mit ihr vorhabt.« Roush wankte, während er sprach, und Masters hielt es für angebracht, sich zu verabschieden, bevor die Lage noch brenzliger wurde. »Wo willst du hin?«
»Ich habe einen Termin mit dem Generalhauptmann.«
Roush schien überrascht, aus der Bahn geworfen, ohne genau sagen zu können, wodurch. »Oh.« Dann nahm er sich zusammen. »Was meinst du, wird passieren, wenn die anderen Nachfolgerstaaten herausfinden, daß wir in unseren Kriegsanstrengungen rückwärts marschieren?«
»Wir marschieren nicht…«
»Natürlich tun wir das, du Idiot.« Roush kam näher und stieß Masters den Finger auf die Brust. »Wir schwächen uns selbst.«
Masters wich zurück, um der Wut nicht nachzugeben, die sich in ihm aufbaute. »Die Liga Freier Welten wird stärker werden, weil…«
»Ich weiß«, höhnte Roush. »›Stärker im Geiste‹. Ich hab die Presseerklärung gelesen. Glaubst du wirklich, das macht etwas aus? Wenn es zum Krieg kommt, muß man alles Menschenmögliche tun, um zu gewinnen. ›Krieg ist ein Akt der Gewalt, und die Anwendung dieser Gewalt hat keine logische Grenze‹.«
»Von Clausewitz lebte in einer anderen Zeit, Kolonel. Er besaß keine Waffen, die innerhalb von Sekunden einen ganzen Planeten verwüsten können.«
»Das ändert nichts an der Wirklichkeit des Krieges: Sieger ist die Seite, die den Gegner zuerst vernichten kann.«
»Nein. Von Clausewitz sagte, die Aufgabe besteht darin, den Feind zu entwaffnen. Er sagte auch, daß eine Gesellschaft Intelligenz einsetzen kann, um keine Städte vernichten zu müssen. Der Generalhauptmann versucht, die MechKriegertradition, ein Produkt von Intelligenz und freier Entscheidung, zu stärken, in der Hoffnung, damit der Menschheit zu helfen, ihrer Selbstzerstörung in einem totalen Krieg zu entgehen.«
»Von Clausewitz hätte dich einen Narren gescholten.«
»Und ich hätte ihn einen Säugling in der Geschichte der Menschheit genannt. Ich möchte dich auch darauf hinweisen, daß wir den Beruf des MechKriegers bewahren. Zu große Fortschritte in der Kriegstechnologie werden die Rolle des BattleMechs schwächen. Noch sind wir durch bewegliche Waffen nicht verwundbar. Aber bei Weiterverfolgung bestimmter Technologien ist es durchaus möglich, daß MechKrieger wie wir überflüssig werden. BattleMechs sind zu teuer. Ihr Einsatz rechnet sich nur, solange sie die Könige des Schlachtfelds sind.«
»Ist das alles, worum es dir geht? Dein Job?«
Masters lachte. »Ja, teilweise. Es erstaunt mich, daß dich das überrascht. Warum sollte ich nicht um meinen Job kämpfen? Ich bin Soldat. Ich kämpfe gerne. Ich will weiterkämpfen. Vor dem Zusammenbruch des Sternenbundes existierte eine gewaltige Kriegstechnologie, Waffen, die nicht von Soldaten benutzt sondern entfesselt wurden. Kampfgas, taktische Atomwaffen, Lasergeschütze, die wahllos über das Schlachtfeld feuerten und den Soldaten das Augenlicht raubten. Was bleibt bei solchen Waffen für einen Soldaten noch zu tun? Wir werden zu Leichen in Wartestellung; Verlustzahlen für die Heimatfront. Nein, Kolonel, ich bevorzuge einen primitiven Krieg, in dem ich eine echte Rolle spiele.«
»Die Waffen werden immer weiter wachsen. Das ist der Lauf der Welt.«
»Durchaus nicht. Ende des sechzehnten Jahrhunderts stellten die Japaner die besten Feuerwaffen Terras her. Aber als die Samurai erkannten, daß diese Waffen ihre Fähigkeiten nutzlos machten, hörten sie auf, sie zu einzusetzen. Ein Bauer mit fünf Minuten Training konnte einen Schwertmeister mit vierzig Jahren Erfahrung töten. Innerhalb von hundert Jahren waren alle Feuerwaffen aus Japan verschwunden.«
»Ein Märchen…«
»Was hätte
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