BattleTech 18: Das Antlitz des Krieges
einen Schlüssel aus der Jacke. Nachdem sie aufgeschlossen hatte, trat sie in den Raum und blickte sich zufrieden um. Masters folgte ihr. Er fand ein großes Himmelbett, eine Eichenkommode und eine Tür zu Ankleidezimmer und Bad vor. Der Raum entsprach seiner Unterkunft in Thomas’ Palast.
Er drehte sich zu ihr um. »Ich nehme nicht an, Sie wollen mir erklären, warum Sie glauben, daß dieser Krieg nicht mit militärischen Mitteln zu beenden ist.«
»Ich…« Sie verstummte. »Kann ich noch irgend etwas für Sie tun?« Sie trat zwei Schritte zurück in Richtung Tür.
Masters folgte ihr. »Sie können mir sagen, warum Sie glauben, daß es keine militärische Lösung für den Konflikt auf Ihrer Welt gibt.«
Sie starrte ihn trotzig an. »Nein, das kann ich nicht.«
»Ich bin hier, um den Krieg zu beenden. Ich werde tun, was immer dazu nötig ist, solange es die passende Lösung darstellt. Ich glaube, Sie können mir dabei helfen. Habe ich recht? Ich suche nach Informationen. Was können Sie mir erzählen?«
»Ihr Ritter seid angeblich ein edler, selbstgefälliger Haufen. Warum finden Sie es nicht selbst heraus?«
»Wir sehen das etwas anders.«
»Was können Sie anbieten, das die MechKrieger von Blakes Wort nicht für die Sache dieses Krieges geben können?«
»Meine Loyalität Thomas Marik gegenüber. Und Thomas ist ein gerechter Mann. Ich bin hier, um Recht zu bringen.«
Sie musterte ihn sorgfältig, studierte seine Augen. Dann erkannte er, daß sie sich entschieden hatte, ihm nicht zu vertrauen. »Nein. Ich kann wirklich nicht mit Ihnen darüber sprechen.« Sie drehte sich um und ging zur Tür.
»Sehen wir uns heute abend wieder? Auf der Feier?«
Sie schenkte ihm ein Lächeln, das eine versteckte Bedeutung zu besitzen schien. »Oh, ja. Alle werden da sein.«
8
Omen
Gibson
Prinzipalität Gibson
Liga Freier Welten
22. Januar 3055
Die Rotoren des Hubschraubers peitschten mit rhythmischem Donnern durch die Luft. Sie waren unterwegs zum Palast Prinzipal Hsiangs. Jungfer Kris saß vorne neben dem Piloten. Neben Masters saß die Gräfin Dystar in einem trägerlosen grünen Abendkleid mit gewagtem Ausschnitt. Sie hatte schon zweimal die Hand auf sein rechtes Knie gelegt, und beide Male hatte er sie sanft wieder entfernt.
»Ja, die Wahren Gläubigen erzählen mir, daß sie mehr Truppen brauchen, und ich werbe sie an, wie sie gebraucht werden«, antwortete sie deutlich gelangweilt auf seine Frage. Nachdem er ihre Hand zum zweiten Mal von seinem Knie genommen hatte, hatte sie sich von ihm abgewandt und starrte aus dem Fenster wie ein verärgertes Kind.
»Woher kommen sie?«
»Von den verschiedensten Welten. Die meisten sind keine Berufssöldner, sondern einfach Männer und Frauen, die eine Arbeit suchen. Ein paar sind Veteranen, die schon vorher als Hilfstruppen für Mecheinheiten gedient haben. Einige sollen sogar beim Wolfsrudel gewesen sein.«
»Wo werden sie ausgebildet?«
»Gleich hier. Die Wahren Gläubigen haben Ausbildungslager auf Gibson. Wie ich höre, verläuft der Krieg sehr gut.« Masters sah, wie Kris’ Schulter bei den Worten der Gräfin zuckte, aber er verstand nicht, weshalb.
Der Palast kam in Sicht, eine häßliche Anhäufung von Türmen, Statuen nackter Muskelmänner und Springbrunnen. »Wer zeichnet denn für dieses bezaubernde Dekor verantwortlich?« fragte Masters und schüttelte leise den Kopf über diese Anhäufung von Phalli. Anscheinend hatte hier jemand verzweifelt versucht, Eindruck zu schinden.
»Prinzipal Hsiang persönlich«, erwiderte Jungfer Kris. »Er hat den Palast gleich nach Amtsantritt umgestaltet.«
»Hübsch.«
Jungfer Kris warf ihm ein trauriges Lächeln zu.
Auf dem Landeplatz half Masters der Gräfin aus der Maschine.
Jungfer Kris stieg allein aus, blieb dann stehen und wartete geduldig auf die Anweisungen der Gräfin. Masters erkannte schnell, daß sie sich sehr hilfsbereit und verantwortlich um die Gräfin kümmerte, wenn sie beobachtet wurde, ihr Gesichtsausdruck aber beinahe bösartig wurde, wenn sie sich unbeobachtet glaubte.
Sie gingen durch die Nacht zu weit offenen Doppeltüren, zwischen denen Tanzmusik ins Freie drang. Die Luft war inzwischen abgekühlt, Masters war freudig überrascht, wie stark die Temperaturen auf Djakarta selbst im Sommer fallen konnten. Als sie die Türen erreicht hatten, drehte sich die Gräfin Dystar zu ihm um und sagte: »Warten Sie, Sir Ritter.« Sie trat durch die Türen, in gebührendem Abstand gefolgt von Jungfer Kris, und die Musik
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