BattleTech 18: Das Antlitz des Krieges
Tunnelwand. Masters riß den GFL-Mann herum und packte ihn von hinten. Er zog das lose Ende des noch immer um sein Handgelenk geschnürten Seils über den Mund des Guerilleros, um ihn zum Schweigen zu bringen, bevor jemand ihren Zweikampf bemerkte. Der Guerillero wehrte sich, und durch die Belastung der verletzten rechten Schulter kamen die Schmerzen wieder in ihrer ganzen Schrecklichkeit.
Aus dem Augenwinkel bemerkte Masters eine Guerillera, die den Korridor entlangkam. Fast im gleichen Augenblick riß sie die Waffe hoch, aber er zerrte seinen Gegner herum und benutzte ihn als Schild. Das Knattern von MP-Feuer hallte durch den Tunnel, und der Mann in seinen Armen wurde heftig durchgeschüttelt. Seine Schreie wurden vom Seilknebel erstickt.
Den leblosen Körper weiter als Deckung benutzend, zog Masters die Waffe von dessen Schulter. Er richtete sie auf die Guerillera und feuerte blindlings mehrere Salven ab. Die Frau warf sich hinter einer Gangbiegung in Deckung. Masters hatte die Leiche gerade aus dem Weg gezerrt, als die Guerillera wieder auftauchte. Diesmal zielte er. Und traf. Sie schrie laut und furchtbar auf. Dann sank sie blutüberströmt zusammen.
Masters blickte auf Spinard hinab. Der MechKrieger von Blakes Wort hatte sich nicht gerührt, als die Schießerei begann. Er würde sich auch in Zukunft nicht mehr rühren. Ein Querschläger war ihm in den Schädel gedrungen. Masters seufzte schwer. Er wünschte sich, mehr Macht zu haben, mehr Möglichkeiten zu tun, was er tun wollte, die zu beschützen, die Schutz benötigten.
»Man tut, was man kann«, wie Thomas es einmal ausgedrückt hatte.
Er zog die MP von der Schulter des Guerillero. Dann ließ er den Leichnam langsam wieder zu Boden sinken.
Er rannte hinüber zu der zweiten Toten, holte das Magazin aus ihrer Waffe und lief weiter. Er hatte keine Ahnung, wie er hier herauskommen sollte, konnte nur hoffen, seine Lage irgendwie zu verbessern.
Es dauerte nicht lange, bis er auf weitere Guerilleros traf, die vom Lärm des MP-Feuers im Tunnelsystem alarmiert worden waren. Er wurde noch dreimal in ein Feuergefecht verwickelt, aber er hatte keine andere Wahl. Wenn er nicht im Kampf fiel, erwartete ihn ein Foltertod in den Händen der GFL. Also stürmte er vorwärts, griff die Guerilleros an und erschütterte durch seine Entschlossenheit deren Selbstvertrauen. Steine und Erde flogen von den Tunnelwänden, losgesprengt von Fehlschüssen und Querschlägern. Die Guerilleros beobachteten schockiert, wie Masters in vollem Tempo auf sie zustürmte, ohne sich um ihre Überlegenheit zu kümmern. Immer wieder zögerten sie, wurden unsicher, und in diesen Momenten der Überraschung konnte Masters sie nacheinander zur Strecke bringen.
Immer wieder tauschte er leere Waffen gegen die der Toten und Verwundeten. Eine Waffe nach der anderen feuerte er leer, während er durch die Tunnel hetzte.
Aber schnell wurde die Übermacht der Guerilleros zu groß und der Abstand zwischen den Begegnungen zu kurz. Als ihn sechs Mann stoppten, mußte er zurück und durch Seitengänge weiterlaufen, die er zuvor ignoriert hatte. Da er nicht wußte, wohin er lief, mußte er damit rechnen, im Kreis zu laufen. Ganz zu schweigen von der Möglichkeit, jeden Augenblick in ein Kreuzfeuer von beiden Enden eines Korridors zu geraten und in Stücke geschossen zu werden. Angst und Erschöpfung schlugen über ihm zusammen.
Als er um eine weitere Ecke bog, hüpfte ihm das Herz im Leibe, denn etwa hundert Meter voraus fiel strahlender Sonnenschein in den Gang. Er rannte los, auf den Lippen einen Sprechgesang: »Noch ein Stück, noch ein Stück, noch ein Stück…«
Jetzt sah er, daß er sich einer großen Höhle näherte, die ins Freie führte. Vor der Tunnelöffnung bemerkte er die Silhouette eines vorbeigehenden Guerilleros.
Anscheinend wußte man in diesem Teil des Tunnelsystems noch nichts von seiner Flucht.
Masters rannte ans Ende des Tunnels und spähte in die Höhle. Sie war weit und niedrig und führte geradewegs in leicht bewaldetes Terrain. Anscheinend diente sie der GFL als Fahrzeugdepot, denn ein halbes Dutzend Guerilleros arbeiteten in ihrem Innern an leichten Geländewagen. Einige Wagen waren mit Maschinengewehren bestückt, andere mit leichten Lasern. Das war nicht unbedingt die beste Methode, schwere Waffen zu transportieren, aber wahrscheinlich hatten die Guerilleros keine andere Möglichkeit.
Als er einen Kistenstapel sah, der mit schwerem Tuch abgedeckt war, huschte er in die
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