BattleTech 19: Stahlgladiatoren
schweren Koffer ab und beäugte sie mit derselben Vorsicht und demselben Mißtrauen, das er in ihren Gesichtern sah. Er konnte es ihnen nicht verübeln. Sie mußten aus einer scheinbaren Laune ihres Arbeitgebers heraus ihr Leben einem völligen Fremden anvertrauen. Jeremiah war in derselben Lage, aber aus freier Entscheidung. Er konnte sich die Wut, den Frust und die Angst vorstellen, die diese drei fühlen mußten. Er musterte die beiden Frauen und den Mann, die bereits ihre Kampfmontur und Kühlwesten angelegt hatten. Die Stille war praktisch greifbar, bis die größte der drei das Wort ergriff.
»Ich bin Esmeralda. Das sind Jackson und Little Mary. Das hier ist meine Lanze, und das sind meine Leute, egal, was der Blödmann Carstairs sagt. O’Shea hatte damit keine Probleme. Was ist mit dir?«
Rose erwog seine Optionen. Normalerweise hätte die Arroganz und Feindseligkeit in der Stimme der Frau eine Konfrontation unausweichlich gemacht, aber jetzt mußte er ihre Befürchtungen entkräften, auch wenn er kein Vertrauen erwarten konnte.
»Ich habe es gehört und verstanden, Sir.«
Esmeralda starrte ihn einen Augenblick wütend an und suchte in seinen Worten nach einer sarkastischen Note, dann nahm sie seine Antwort widerwillig an. Es war offenkundig, daß sie Rose nicht wirklich traute, aber sie führte trotzdem ihren Schlachtplan aus.
»So sieht’s aus, Leute. Die Hauptarena ist auf eine beinahe offene Konfrontation ausgelegt. In der Mitte stehen ein paar einstöckige Gebäude, aber es sind nicht viele, und sie sind nicht sonderlich stabil gebaut.«
»Woher wissen Sie das?«
Alle Augen richteten sich auf Rose.
»Hör zu, Ace. Bevor ich in die Arena gehe, informiere ich mich. Wer das nicht tut, ist so gut wie tot. Wenn ich dir sage, daß es so ist, dann ist das so gut, als hättest du’s von Gott persönlich gehört. Klar? Versucht nicht, auf die Gebäude zu klettern. Die Dächer halten nicht einmal Marys Hornisse aus, also bleibt weg davon. Rose, es heißt, du wirst ihr erstes Ziel. Du scheinst jemand echt verärgert zu haben. Die Buchmacher erwarten, daß du als erster flachliegst.«
»Ich weiß«, antwortete er trocken. »Ich hab auf dem Weg hierher bei einem vorbeigeschaut.«
Esmeralda lächelte ihn mitleidig an.
»Wir werden versuchen, dich zu decken, aber…«
Sie ließ die Worte verklingen. Offensichtlich hatte sie keine allzu großen Erwartungen, was Rose anging. Vielleicht, daß er ein paar der Anfangsschüsse abfing.
»Ich verstehe.« Er verstand nur zu gut. Jacksons Miene zeigte, daß er ebenfalls gegen Rose gewettet hatte.
»Okay, Munition fassen. Rose, ich möchte mit dir reden.«
Little Mary und Jackson verschwanden ohne einen zweiten Blick in Richtung ihrer Mechs. Rose bewunderte, wie Esmeralda ihre Lanze im Griff hatte.
»Ich mach es kurz. Ich kenne dich genausowenig wie du mich. Das ergibt ein Problem. Egal, was O’Shea sagt, Warwicks Leute sind gut. Ich muß wissen, wie gut du bist, und zwar jetzt. Sieh mir in die Augen und beantworte eine Frage – wie gut bist du?«
Rose beugte sich vor, bis seine Nase beinahe an die Esmeraldas stieß. »Ich bin der Beste.«
»Toll«, erwiderte sie. »Ich hab einen zweiten Kai Allard geerbt. Hoffen wir, daß es reicht.«
Wie ihre Teamkameraden vor ihr machte sich auch Esmeralda auf den Weg zu ihrer Maschine. Rose folgte ihr.
Als er aus dem Tunnel in die riesige Hangarhalle trat und seinen neuen Mech sah, erhellte sich seine Miene zum erstenmal seit Wochen in purer Freude. Er trottete über den Hallenboden und strich mit der Hand über den frischlackierten Fuß der Maschine. Dann ging er hinüber zum Gerüst und fuhr mit dem Aufzug zum Cockpit hoch. Dort angekommen, öffnete er die rückwärtige Luke und stellte vorsichtig seinen Koffer in die Kanzel, bevor er sich duckte und durch die dunkle Öffnung stieg. Die Kanzel war kleiner als in seiner Erinnerung, aber trotzdem hatte er beinahe das Gefühl, nach Hause zu kommen.
Wie sein Großvater und seine Mutter hatte auch Rose an den Kontrollen eines Dunkelfalke gelernt. Später war er auf einen schwereren Mech umgestiegen, aber der Dunkelfalke hatte immer einen ganz besonderen Platz in seinem Herzen gehabt. Vergeblich versuchte er, sich an das Gesicht seines Großvaters zu erinnern. Er war gestorben, lange bevor Rose seiner Heimat und den Highlanders den Rücken gekehrt hatte. Es wurmte ihn, daß er sich nicht besser erinnern konnte, aber dann schüttelte er das Gefühl ab. Hier schien ihm die
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