BattleTech 21: Kalkuliertes Risiko
tun kann, um es dir leichter zu machen, dann laß es mich wissen. Mehr Geld, andere Arbeitszeiten, speziellere Aufgaben…«
Deirdre schüttelte den Kopf. »Du hast schon mehr getan, als du ahnst, Dad. Mich aufnehmen, mir einen Teil der Praxis übertragen, mir einen langen Urlaub genehmigen, all das. Du warst großartig, und du darfst nicht glauben, daß ich das tue, um dich irgendwie zu verletzen. Du hättest nicht großzügiger und verständnisvoller sein können.«
Ein Lächeln trat auf Dr. Lears breite Züge. »Ich weiß, daß ich nicht dein wahrer Vater bin…«
»Doch, das bist du. Das ist einer der Punkte, der mir da draußen auf Alyina klargeworden ist.« Einer der Punkte, die mir Kai klargemacht hat. »Was ich hier und jetzt bin, verdanke ich ganz dir.«
Roy kratzte sich an der Nasenspitze. »Deirdre, ich bin stolzer auf dich, als ich auf jede biologische Tochter sein könnte. Als du Medizin studiert hast, dachte ich, mein Herz müßte bersten vor Stolz und Freude. Und als du zurückkamst und in meine Praxis eingestiegen bist… nicht einmal dein Abschied kann mir die Freude darüber wieder nehmen. Und du weißt natürlich, daß du jederzeit zurückkommen kannst. Die Tür wird immer offenstehen für dich, das weißt du.«
Deirdre nickte stumm. Der Kloß im Hals machte es ihr unmöglich, etwas zu sagen.
Ihr Stiefvater senkte die Stimme. »Als wir die Mitteilung erhielten, daß du auf Alyina vermißt wurdest, hat das deine Mutter schwer getroffen. Deine Mutter – sie ist eine starke Frau, aber ihre Gefühle sind tief, und der Gedanke, ihr einziges Kind möglicherweise überlebt zu haben, war vernichtend für sie. Als du zurückkamst, war es für uns beide wie ein Wunder. Sicher, du warst depressiv und mußtest erst den ganze Streß verarbeiten, aber wenigstens warst du am Leben. Dann kam David, und du bist in die Praxis eingetreten, und alles schien wie im Märchen.«
»Aber so war es nicht, Dad.« Deirdre beugte sich vor, verschränkte die Hände und stützte die Ellbogen auf die Knie. »Als ich da draußen auf Alyina war, zwischen Leuten, die Mühe hatten, ihre einfachsten menschlichen Bedürfnisse zu stillen, ist etwas in mir geschehen… Ich bewundere dich mehr, als du dir je vorstellen kannst, weil deine Fähigkeiten zahllose Leben gerettet und so vielen Menschen geholfen haben.« Sie lehnte sich zurück und breitete die Arme aus, um den Reichtum des Zimmers zu umfassen. »Und ich weiß zu schätzen, was deine Fähigkeiten und dein Wissen uns erworben haben. Ohne all das hätte ich wahrscheinlich nicht der Mensch werden können, der ich heute bin. Und doch fühle ich mich jetzt unwohl hier in dieser Pracht, wenn ich weiß, daß auf so vielen Welten dort draußen Massen von Menschen ohne die einfachste medizinische Versorgung auskommen müssen. Ich kann mit diesem Widerspruch nicht leben. Ich muß etwas dagegen tun… irgendwas.«
Roy Lears Miene wurde weich. »Ich verstehe dich, wirklich. Ich weiß nicht, wie gut du dich noch daran erinnern kannst, aber ich habe deine Mutter getroffen, nachdem ich meine Dienstzeit bei den Truppen abgeleistet hatte, die die halbe Konföderation Capella erobert haben. Ich habe die Bedingungen gesehen, von denen du sprichst, und ich habe alles versucht, um zu helfen, als ich die Gelegenheit dazu hatte. Ich bin nie nach Zürich gekommen, aber ich kann mir die schwierigen Lebensumstände vorstellen, von denen du sprichst. Und ich stimme dir zu, daß das unverzeihlich ist.« Er hob die Hand und blockte ihre Antwort ab. »Wir beide haben eine Vorstellung davon, wie es in anderen Teilen des Weltraums aussieht. Es ist kein Fehler deiner Mutter, daß sie nur das Leben auf Bell und hier auf Odell kennt. Sie hat nicht sehen müssen, was wir gesehen haben. Sie ist eine gute Frau – die beste – und sie hat Angst, ihre Tochter ein zweites Mal zu verlieren.«
»Ich weiß. Aber das wird nicht geschehen. Zürich ist nicht Gefechtsgebiet.«
Roys Miene verdüsterte sich. »Das System liegt nahe genug an der Konföderation Capella und der Liga Freier Welten, um jederzeit ein Angriffsziel werden zu können. Es gibt sogar Berichte über Liaofreundliche Terroristen, die gegen die Regierung kämpfen. Terroristen suchen sich häufig Zivilpersonen als Opfer aus, und du wärst ein erstklassiges Ziel.«
»Aber ich bin Ärztin. Ich bin unbeteiligt. Ich werde für die TristarStiftung arbeiten. Wir sind neutral. Ich werde jeden behandeln, der eine Behandlung benötigt, und deshalb wird niemand
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