BattleTech 21: Kalkuliertes Risiko
Lee, daß Kai eine große Bereicherung für unsere Sache wäre. Aber dazu brauchten wir wahrscheinlich auch eine Möglichkeit, etwas Druck auf ihn auszuüben. Wir müssen seine Geheimnisse ergründen, um ihn überreden zu können, sich dem Freien Capella anzuschließen.« Tormano senkte die Lider. »Könnten Sie ihn verführen und seine Vertraute werden, wenn Ich es von Ihnen verlangte?«
»Ihr würdet eine Spionin ins Bett Eures Neffen legen?«
»Es gibt Gerüchte, denen zufolge Quintus Allard auf Hanse Davions Wunsch hier auf Solaris eine Spionin ins Bett seines Sohnes Justin legte. Dadurch ist es eine Art Familientradition, meinen Sie nicht auch?« Er legte die Fingerspitzen aufeinander und beobachtete sie aufmerksam. »Würden Sie den Auftrag annehmen?«
Nancy hob den Kopf. Ihre Augen funkelten wie Eiskristalle. »Ihr wißt, was ich bereits im Dienst des Freien Capella getan habe, Gebieter.«
»Das weiß ich allerdings, aber mir mitzuteilen, daß Ihr Vorgänger von Sun-Tzus Maskirovka angeworben wurde, ist eine Sache. Ich bitte Sie, für mich Informationen über einen Mann zu beschaffen, der möglicherweise der loyalste Sohn ist, den das Freie Capella jemals hatte. Es gibt ein altes Sprichwort: Die einzige Voraussetzung für den Sieg des Bösen ist die Untätigkeit des Guten. Sind Sie bereit, das Instrument zu werden, das Kai Allard zum Handeln zwingt?«
»Ich lebe, um Euch – in welcher Eigenschaft auch immer – zu dienen.« Sie neigte den Kopf. »Ich nehme an, Ihr besitzt eine Akte über Euren Neffen, die ich zur Vorbereitung studieren kann?«
»Sehr schön, Nancy, sehr schön. Ja, die besitze ich.« Tormano stand auf und legte sanft die Hand auf die schmälste Stelle ihres Rückens. »Sie sollten ins Büro zurückkehren und mit der Vorbereitung beginnen. Ich werde meinen Neffen abholen. Wenn Sie soweit sind, werde ich eine Begegnung arrangieren.«
Sie lächelte ihn verführerisch an. »Ich werde mit Freuden tun, was das Freie Capella von mir erwartet, Gebieter.«
»Das Freie Capella wird immer Patriotinnen wie Sie benötigen«, erwiderte Tormano freundlich. »Wir werden eng und gut zusammenarbeiten, vereint durch unsere Sache und ruhelos in ihrer Durchsetzung.«
8
Solaris City, Solaris VII
Mark Tamarind, Vereinigtes Commonwealth
19. Januar 3056
Obwohl er müde und zerschlagen vom Flug und der Landung war,grinste Kai Allard-Liao freudig, als er die drei Männer sah, die ihn in der Empfangshalle erwarteten. »Ich bin überrascht, daß euer gestrenger Aufseher euch freigegeben hat, damit ihr mich hier abholen könnt.«
Der älteste der drei verneigte sich tief, und auf seinem fast kahlen Schädel rutschten weiße Haarsträhnen nach vorne. »Sie haben natürlich recht, aber unser Aufseher ist fair genug, uns Freizeit zu gönnen, wenn über Solaris City die Sonne scheint.«
Kai lachte. »So fair ist er, Fuh Teng? Es ist ein Wunder, daß er einen loyalen Diener wie Sie noch nicht gefeuert hat, so fair wie er ist.«
Der alte Mann lächelte großväterlich. »Er ist ein überaus großzügiger Mann und übersieht meine schweren Fehler.«
»Er hat von seinem Vater gelernt, daß Sie selten Fehler begehen und diese niemals schwer sind.« Kai schüttelte dem alten Mann die Hand und drückte ihn an seine Brust. Mit der Hilfe Fuh Tengs war es Kai gelungen, den Zenotaph-Stall zu einer erfolgreichen und profitablen Organisation auszubauen.
Aber bei allem wirtschaftlichen Geschick Fuh Tengs hatten die Clankriege Zenotaph doch geschadet. Im Gegensatz zu anderen Ställen hatte Zenotaph den dort unter Vertrag stehenden Kriegern erlaubt, gegen die Clans in den Krieg zu ziehen. Ja, der Stall hatte sie geradezu dazu ermutigt. Diese Politik hatte dem Stall den Dank der VCRegierung eingetragen, aber auch vielen seiner talentiertesten Mitglieder das Leben gekostet. Als die Meldung eingetroffen war, daß Justin Allard und Kai beide im Krieg gefallen seien, hatten die Zocker auf Solaris den Stall abgeschrieben.
Aber Kai hatte den Krieg überlebt. Indem er seine Energie mit Fuh Tengs Wissen und Erfahrung kombiniert hatte, war es den beiden gelungen, den Stall wiederaufzubauen. Sie stimmten darin überein, daß MechKrieger, die den Clans gegenübergestanden hatten, denen überlegen waren, für die das nicht galt, und begannen Veteranen anzuheuern, selbst wenn diese auf Solaris völlig unbekannt waren. Das bot ihnen die Möglichkeit, aus ihrem Kampfgeschick mehr Geld zu schlagen, als es in Friedenszeiten irgendwo anders möglich
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