BattleTech 22: Fernes Land
Davud und Holly Goodall hatten alle Hände mit dem beschädigten Mech zu tun, Fullerton und Dakodo mußten sich um ihre Leute kümmern. Takuda folgte ihnen in die Dunkelheit.
Der Mond stand fast senkrecht über dem Lager, und seine fleckige blaugrüne Oberfläche reflektierte das Licht der untergegangenen Sonne. Eigentlich handelte es sich gar nicht um einen Mond, sondern um einen anderen Planeten dieses Sonnensystems. Takuda blickte sehnsüchtig zu ihm hoch und fragte sich, ob seine Oberfläche Leben trug, ob sie nicht vielleicht einen besserer Ort für seine experimentelle Gesellschaft abgeben würde.
Wie einzelne glühende Augen starrten die zwischen den Bäumen lodernden Lagerfeuer in die Nacht. Takuda wanderte zwischen ihnen umher und lauschte den leisen Gesprächen ringsum. Die Stimmen gehörten zum größten Teil den vor kurzem eingetroffenen Flüchtlingen, die von ihrem Marsch noch zu aufgeregt waren, um zu schlafen. Ihre Haltung war ebenso verschieden wie ihre Herkunft.
»Ich wollte einfach nur weg. Ich will eine bessere Zukunft für meine Kinder. Der Gedanke, unter einem religiösen… na, einem religiösen Führer zu leben. Man bekommt keine Chance, einen selbstständigen Gedanken zu formen.«
»Sie sollten mal Osio erleben. Da ist alles dermaßen reguliert, daß man überhaupt keine Chance hat, seine Kinder zu erziehen.«
»Es wäre besser, sie alle zu zerquetschen. Dann hätten wir das Sagen. Wir wüßten, was zu tun ist.«
»Ich bin so müde. Und hungrig. Für ein wenig Ocha würde ich alles tun.«
»Zerquetschen. Jawohl. Nach diesem Sieg steht uns nichts mehr im Weg.«
»Sie sollten mal versuchen, in Usugumo zu leben. Nur die Reichen dürfen über irgend etwas mitreden. Uns anderen bleibt gar nichts. Und es wird nur immer schlimmer.«
»Wir sollten die ganze Bande verrotten lassen. Wir können woanders hingehen und von vorne anfangen. Wir brauchen nur zusammenzuarbeiten.«
»Brennt sie nieder, das ist meine Meinung.«
Takuda stand am Rand der Feuer, vor der undurchdringlichen Schwärze des Waldes. Er drehte sich um und schaute über die rotorangefarbenen Lichtpunkte der Feuer. So viele Menschen. Nichts war so gekommen, wie er es geplant hatte. Die Situation geriet außer Kontrolle. Als er hinter sich eine Bewegung spürte, wirbelte er herum. Die rechte Hand fiel auf das Holster an seiner Hüfte.
»Guten Abend, Sho-sa Takuda«, drang Dakodos Stimme aus der Dunkelheit. »Sie sind weit entfernt von Ihrem Hauptquartier heute nacht.«
»Guten Abend, Dakodo. Ich wollte ein wenig Spazierengehen. Ich muß nachdenken. Aber ich mußte aus der Nähe des Hauptquartiers verschwinden, damit nicht ständig Leute mit Fragen zu mir kommen, auf die ich keine Antwort weiß.« Takuda war überrascht über seine Antwort. Kommandeure beschwerten sich nicht über ihre Aufgaben, und Samurai-Kommandeure schon gar nicht. Vielleicht, überlegte er, hatte ihn diese Situation mehr verändert, als ihm bisher klargeworden war. Er fragte sich, ob es eine Veränderung zum Besseren war.
»Kommen Sie in unseren Kreis, Sho-sa. Heute nacht unser Essen wir nehmen spät. Wir so beschäftigt waren. Sie sind willkommen bei uns. Niemand wird Fragen stellen Ihnen bei den Tetaetae. Schon Sie haben so viel getan. Gegeben uns eine Zukunft Sie haben.«
»Soviel ist das nicht, Dakodo. Die Zukunft, die ich euch gegeben habe, könnte schlimmer sein, als eure Vergangenheit oder Gegenwart je waren oder sein konnten.«
»Nein, eine Zukunft haben Sie uns gegeben. Von der wir träumen können. Das ist viel wert. Kommen Sie, setzen Sie sich und hören Sie zu.«
Takuda ließ sich von dem kleinen Kaetetöäner am Ellbogen in die Dunkelheit führen. Der Tetaetae bewegte sich leichtfüßig durch die Nacht und umging Felsen und versteckte Fallen, während er seinen vergleichsweise blinden Freund durch den Wald lotste. Plötzlich traten sie in einen Kreis von Tetaetae. Das Blätterdach über ihnen sorgte für eine stygische Finsternis, aus der abrupt ein Kreis am Boden hockender Gestalten um ein winziges Feuer auftauchte. Dakodo deutete auf einen freien Platz, und Takuda hockte sich ebenfalls hin. Er verzichtete auf die traditionelle Lotusposition und zog die Knie unters Kinn.
Keiner der Tetaetae reagierte auf sein Erscheinen. Es gab keine erkennbare Veränderung in der Konversation oder dem Verhalten der Vogelwesen. Takuda beobachtete sie. Er war unfähig, diese Fremden zu verstehen. Er schüttelte den Kopf. Er war der Fremde hier, sie waren hier zu
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