BattleTech 22: Fernes Land
Frucht drang, raubte ihm fast den Atem, und die anderen wichen angewidert zurück, aber er machte weiter. Ein häßlicher grauer Saft tropfte aus dem fauligen Fruchtfleisch in die Wunde. Die Reaktion erfolgte beinahe sofort. Die Flüssigkeit floß die von der Pistolenkugel aufgerissene Verletzung entlang, und das aufgerissene Fleisch wurde weich und halb flüssig.
»Da«, sagte Dakodo. »Dada.«
Das Gefühl der Erleichterung war mit Händen zu greifen. Besonders Horg war froh; der Fremde würde überleben, und zum erstenmal seit dem Unfall im Wald konnte er sich wieder freuen. Er lächelte sogar, als Kendall Pesht sich der Befehlssektion näherte. Der Söldnerpilot blickte auf den am Boden liegenden Tetaetae hinab. »Sie haben also auch einen erwischt. Sie schmecken gar nicht schlecht. Probieren sie's ruhig auch. So ähnlich wie Hähnchen.« Er drehte sich um und kehrte zurück zu seinen Kameraden.
Später in dieser Nacht saß Horg unter dem fremden Sternenhimmel und dachte nach. Gun-sho Ariake Sanae saß neben ihm. Horg kam häufig zu ihr, wenn ihn etwas belastete, und jetzt offenbarte er ihr seine Gefühle den Söldnern gegenüber. Die beiden saßen eine Weile schweigend da. Schließlich drehte sich Sanae zu ihrem Freund um und legte sanft die Hand auf seine Schulter. »Du könntest recht haben, Swalen Horg. Du hast Grund genug für eine Vendetta. Du hast Grund genug, aber sieh dich vor. Der Zeitpunkt ist noch nicht gekommen.«
11
In den Enden der breiten Cephatusblätter, mit denen die Dächer der Tetaetaehäuser gedeckt waren, spiegelte sich weich das durch die Baumwipfel gefilterte Sternenlicht. Auf dem festgetretenen Boden zwischen den Blockbauten regte sich kein Leben, denn der gesamte Stamm hatte sich im langen Nisthaus versammelt, wie immer, wenn es galt, eine schwerwiegende Entscheidung zu treffen. Außerhalb der Geburtszeit war das Haus bis auf Versammlungen dieser Art verlassen.
Der Große Rat saß im Kreis um Häuptling Totito und Dokaepi, den Schamanen und geistigen Führer des Stammes. Es waren nur elf Ratsleute anwesend; ein Platz war frei für das fehlende Mitglied. Der lange Innenraum des Hauses war von leisem Raunen erfüllt, als der Stamm sich auf eine lange Sitzung vorbereitete.
Wenn ein Tetaetae-Stamm vor einer wichtigen Entscheidung stand, versammelten sich alle Stammesmitglieder, um der Diskussion zu lauschen. Das Thema wurde vom Häuptling des Stammes verkündet, und alle Mitglieder des Rates erhielten reihum Gelegenheit, sich zu äußern. Die Reihenfolge der Sprecher wurde durch eine Tradition festgelegt, die weiter zurückreichte, als sich irgendein lebendes Ratsmitglied erinnern konnte. Das neueste Ratsmitglied, das gleichzeitig auch das jüngste war, ergriff zuerst das Wort. Die zwölf Tetaetae waren die Ältesten ihres Stammes, ohne Rücksicht auf ihr Geschlecht, und wenn eine Lücke entstand, rückte automatisch das älteste nicht dem Rat angehörende Stammesmitglied nach. Diese Situation war jetzt gegeben, und der Stamm wartete darauf, daß der Häuptling die Lücke bekanntgab.
Lücken im Rat entstanden nur durch den Tod eines Mitglieds. Unter normalen Umständen hätte der ganze Stamm diesen Tod miterlebt. Wenn ein Tetaetae die eisigen Finger des Todes fühlte, gab er dies dem Stamm bekannt. Er wurde ins Nisthaus getragen und von seinem Stamm umhegt. Der Sterbende nahm Wasser zu sich, das ihm gereicht wurde, aber keine Nahrung, bis er friedlich entschlief. Dann wurden seine Überreste an einen geweihten Ort gebracht, wo er zwischen Blumen, Kräutern und einzelnen Gegenständen, die er selbst angefertigt hatte, bestattet wurde. Da die Tetaetae kaum Privatbesitz kannten, enthielten die Gräber nicht allzuviel. In ihnen ruhten die Toten bis in alle Ewigkeit.
Das Religionssystem der Tetaetae war von lockerer Art. Sie waren sich der Existenz einer Macht bewußt, die größer war als sie selbst, und sie waren sich gewiß, daß sie ihnen ähnelte. Aber sie waren sich nicht sicher, was deren Macht betraf und wie sie nach dem Tod mit den Tetaetae umsprang. Sie glaubten an ein Leben nach dem Tod, schienen aber für dessen Einzelheiten kaum Interesse zu entwickeln. Das Leben war eine Fortsetzung des gegenwärtigen Zustands, das war gut genug. Und sie besaßen ein Konzept, das gute Taten in diesem Leben zu einer Voraussetzung für ein gutes Leben im Jenseits machte, so daß es für einen Tetaetae wichtig war, sich dem Stamm in irgendeiner Weise als nützlich zu erweisen. Im Rat zu sitzen
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