BattleTech 22: Fernes Land
das leise Warnklicken im Helmlautsprecher. Und er hörte die Entwarnung, als man sie erkannte. Niemand stand aus den Gefechtsstellungen auf, um sie zu begrüßen, und sie gingen geradewegs auf den neuerrichteten Befehlsstand zu. Sho-sa Takuda kam ihnen entgegen.
Takuda sah den Verband auf dem Rücken des Fremdwesens, als die Gruppe sich näherte. Er gab einen scharfen Befehl, der Saitan Yura mit dem Medokit des Trupps heraneilen ließ. Der Tetaetae seinerseits war zwischen den beiden Menschengrüppchen zusammengebrochen. Yura ging in die Knie und riß Knytes Bandagen ab, um sich die Wunde anzusehen. »Projektilwaffe«, stellte er für keinen speziellen Adressaten fest. »Keine von unseren.« Er warf einen Blick auf den Haufen gröhlender Söldner.
»Ungezielter Schuß«, erläuterte Knyte. Er sah Horg direkt an. »Es war keine Absicht.« Dann erstattete er Bericht.
Takuda hörte ihm aufmerksam zu und wandte sich schließlich an Horg. »Du hast nicht geschossen.« Es war eine Feststellung und Frage zugleich. Der Sho-sa sah den Soldaten an und wartete auf Antwort.
»Es schien nicht richtig«, erwiderte Horg. Der Go-cho sah seinem Kommandeur in die Augen. »Er machte weder Anstalten mich anzugreifen noch zu fliehen. Es wäre falsch gewesen.«
»Gut gemacht, Go-cho Swalen Horg. Gut gemacht. Ihr hattet den Auftrag, Kontakt mit den Fremdwesen aufzunehmen, sofern dies möglich war, und einen von ihnen zu erschießen, hätte uns außer einem Untersuchungsobjekt wenig eingebracht. Jetzt haben wir ein lebendes Exemplar. Gut gemacht.«
»Ich weiß nicht, was ich machen soll«, unterbrach Yura. »Ich habe das Gerinnungsmittel an einer kleinen Stelle der Wunde ausprobiert, aber es zeigt keine Wirkung. Ich fürchte, wir verlieren ihn.«
Im ersterbenden Tageslicht sah Holland, daß das Farbenspiel unter dem Daunenpelz verschwunden war. Auch die braune Hautfarbe hatte ihren Glanz verloren und wirkte jetzt aschen. Als sie auf die seltsam geschrumpfte Gestalt hinunter sah, fühlte sie, wie sich ihr Hals zuschnürte. Ein Gefühl der Wut stieg in ihr auf. So ähnlich mußte es Horg gehen. Vielleicht hatte er recht; die Söldner brauchten eine Lektion. Vost und Brank waren gute Kandidaten dafür. Sie sah hinüber zu den feiernden Söldnern.
»Gib ihm einen Schuß hiervon«, sagte Takuda. Er öffnete die Medikamententasche am linken Oberschenkel seiner Uniform und holte die zwölf Spritzen mit Aufputschmittel heraus. »Wenn nötig, haben wir noch mehr. Gib ihm eine, und wenn er nicht reagiert, noch eine. Mach weiter, bis er tot oder wach ist.«
»Das können Sie nicht tun, Herr«, protestierte Bustoe. »Die Verwendung von Notfallmedikamenten bei nicht-draconischem Personal ist verboten.«
Die fünf anderen DEST-Mitglieder, die um den am Boden liegenden Tetaetae versammelt waren, sahen Bustoe an. Was er gesagt hatte, war völlig korrekt, aber seine Worte hatten ihnen abrupt die Wahrheit ihrer Situation vor Augen geführt. Sie würden sich nie wieder mit jemand im VSDK-Hauptquartier auseinandersetzen müssen.
»Ich werde mich zu entsprechender Zeit darum kümmern«, stellte Takuda fest. »Aber Sie haben völlig recht, diese Frage aufzuwerfen, Kashira Bustoe. Völlig recht.« Takuda nickte Yura zu. »Weitermachen.«
Bustoe gab sich noch nicht geschlagen. »Die Medizin ist nur für den menschlichen Organismus gedacht. Wenn wir sie diesem… Ding… verabreichen, bleibt nichts für uns. Das ist eine furchtbare Verschwendung.«
Yura brach die Packung mit Spritzen auf und stieß eine davon direkt in die Wunde. Die reglose Gestalt zeigte keinerlei Reaktion. Er setzte eine zweite Spritze an, wieder ohne Wirkung. Er versuchte es ein drittes und ein viertes Mal. Erst nach der siebten Dosis begann der Fremde leicht zu zittern. Eine schillernde Farbwelle glitt über seinen Körper auf die Wunde zu. Nach der achten Spritze öffnete Dakodo die Augen.
»Teode«, murmelte er.
Holland beugte sich dicht an seinen Schnabel, um zu verstehen, was er sagte. »Sag uns, was wir tun müssen«, bettelte sie. »Was sollen wir tun?« Dakodo murmelte etwas. »Die Violetten«, meinte Holland und sah zu den anderen hoch. »Es hat etwas mit den Violetten zu tun.«
Horg suchte in seinem Tornister, bis er eine der übelriechenden Früchte gefunden hatte, die ihnen der Tetaetae im Sumpf gegeben hatte. »Was mach ich damit?« fragte er.
»Brich sie auf, Horg«, meinte Holland. »Brich sie auf und reib sie über die Wunde.«
Horg tat, wie geheißen. Der Gestank, der aus der
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