BattleTech 22: Fernes Land
nicht aus eigener Erfahrung, sondern nur durch Erzählungen anderer wußte. Es hatte Gewaltausbrüche zwischen den verschiedenen Gruppen gegeben und eine wachsende Anzahl Toter, seit sich die Menschen auch in Richtung der Waldgebiete ausdehnten. Die Menschen schienen das Brutverhalten kleiner Nager zu besitzen, und die einzige Möglichkeit, die sie zur Bevölkerungskontrolle hatten, bestand darin, einander umzubringen. Sie hatten noch nicht wie die Tetaetae gelernt, wenige Kinder in langen Abständen zu bekommen. Aber das war ein rein menschliches Problem ohne Bedeutung für die Tetaetae, solange es keine direkten Auswirkungen auf die Stämme hatte. Deswegen waren die Mitglieder seines Stammes so zurückhaltend gewesen, Kontakt mit den Menschen aufzunehmen, als sie diesmal vom Himmel fielen. Viele von ihnen waren der Meinung gewesen, es sei besser, die Menschen einander umbringen zu lassen, als sich einzumischen.
Während Dakodo seine Geschichte erzählte, was den größten Teil des Tages in Anspruch nahm, traten immer wieder DEST-Mitglieder und Söldner in den Kreis der Zuhörer oder verließen ihn, wie es ihnen ihre Pflichten erlaubten. Nur Horg und Takuda blieben die ganze Zeit über da. Der Sho-sa und der Go-cho saßen schweigend nebeneinander, nickten nur gelegentlich, ohne Dakodo einmal zu unterbrechen. Dakodo beendete seinen Vortrag mit den Sätzen: »Wie ihr auf manche Weise sind sie, aber auch nicht. Tragen sie den Ring des Drachen wie ihr und erweisen ihm Ehre. Wie ihr sie sind. Dessen sicher ich bin.«
»Vor wie langer Zeit sind sie gekommen?« fragte Takuda.
»Dakodo weiß es nicht. Als Käteo Häuptling des Stammes war. Nach ihm kam Dikäkä, und nach ihm Totito, der Häuptling jetzt ist. Nicht weiß, wie lange, aber glaube, ihr sagt fünfhundert Jahre.«
»Fünfhundert Jahre?« unterbrach Kendall Pesht, einer der Söldner, der gegen Ende der Erzählung in den Kreis getreten war. »Das ist unmöglich! Sie wären längst alle tot!«
»Im Biologieunterricht geschlafen, was?« schnaufte Andi Holland, die ebenfalls den größten Teil der Geschichte mitgehört hatte. »Sie können überlebt haben, wenn Frauen dabei waren.« Sie sah Pesht vielsagend an. »Sie können überlebt haben, wenn sie die Frauen gut behandelt haben. Das ist etwas, das ihr noch lernen müßt.«
»Wir behandeln unsere Frauen so, wie sie es verdienen«, erwiderte Pesht. »MechKrieger haben freie Auswahl, und die anderen nehmen, was übrigbleibt. So war es schon immer, so wird es bleiben, und so gehört es sich.«
Takuda sagte nichts zu diesem Wortwechsel. Er nahm ihn nicht einmal wahr. Die Geschichte von anderen Menschen konnte stimmen, dachte er. Es gab genug Geschichten von Schiffen, die durch einen Fehler im Hyperraumfeld während des Sprungs verlorengegangen waren, und »Die vom Himmel gefallen waren« konnten Überlebende eines solche Unfalls gewesen sein, so wie seine Leute auch. Alles deutete darauf hin. Dakodo hatte gesagt, daß die Mitglieder der anderen Gruppe das Drachensymbol des Draconis-Kombinats getragen hatten. Und auf dem Sturzflug in die Atmosphäre hatten sie ein Sprungschiffwrack passiert. Reston Bannin und Davud Parker hatten es beide erwähnt. Aber Takuda verstand nicht, warum die früheren Überlebenden sich untereinander bekämpft hatten. Der von Haus Kurita etablierte Verhaltenskodex des Kombinats beruhte auf Harmonie.
Andererseits würden sicherlich alle Menschen mit Gewalt auf eine Existenzbedrohung reagieren. Seiner kleinen Gruppe konnte das gleiche passieren, wenn Garber Vost sich durchsetzte, eine Möglichkeit, die Takuda auf jeden Fall verhindern würde. Seine Überlebenden hatten Kontakt mit freundlichen Einheimischen geknüpft. Es bestand sogar die Chance, die anderen Menschen zu finden.
Die Verbindung mit den Tetaetae konnte von Vorteil sein, überlegte er. Die Tatsache, daß andere Mitglieder des Stammes unter den anderen Menschen lebten, gab ihnen die Möglichkeit, mehr über sie in Erfahrung zu bringen. Es war nicht schwer, sich vorzustellen, wie sorglos die menschlichen Herren in Gegenwart ihrer einheimischen Dienstboten sein würden. Wahrscheinlich würden sie ihre Anwesenheit häufig genug gar nicht bewußt wahrnehmen. Er hatte in verschiedenen Militärhauptquartieren ein ähnliches Verhalten beobachtet. Einerseits unternahm das Militär enorme Anstrengungen, um seine Geheimnisse vor dem Feind zu schützen, aber andererseits dachte sich niemand etwas dabei, Dokumente der höchsten
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