BattleTech 22: Fernes Land
beiden anderen. Er versuchte, sich zu beherrschen, aber das konnte er einfach nicht. »Die sind so etwas von reich«, stieß er aus. »Sie glauben es nicht, wie reich sie sind. Sie haben mir das hier einfach in die Hände gedrückt.« Er hielt Vost ein paar der Goldutensilien hin, die er mitgenommen hatte.
Vost starrte auf das Gold. Was Seagroves sagte, ergab einen Sinn. Die Usugumi waren offensichtlich reich, aber was war mit den anderen? Sie mußten ebenso reich sein. Es bestand kein Grund, die Lanze jetzt schon auf einen Auftraggeber festzulegen. »Hast du einen Handel abgeschlossen?« fragte er Seagroves.
Der FLUM-Pilot schluckte. Nein, dachte er, ich glaube nicht. Oder doch? Ich kann mich nicht erinnern. »Natürlich nicht«, stellte er betont fest. »So etwas würde ich nie tun.« Er war sich allerdings nicht annähernd so sicher, wie er klang.
»Lüg mich nicht an, Seagroves«, sagte Vost. Sein Mund war verkniffen, und seine Augen sprühten Feuer. »Wenn ich herausbekomme, daß das nicht wahr ist, ziehe ich dir bei lebendigem Leib die Haut ab.«
Dann sollte ich darauf achten, daß du es nicht herausbekommst, dachte Seagroves. Er sah dem Söldnerführer in die Augen. »Ich sage die Wahrheit«, erklärte er.
An der Besprechung zwischen Takuda und Vost in dieser Nacht nahmen alle Gestrandeten teil. Selbst die Wachtposten waren schweigend bis an den Rand des vom Lagerfeuer erleuchteten Kreises herangekommen. Die Nachricht von den Enklaven und dem Gold war zu bedeutend, um geheimgehalten zu werden. Die Gerüchte waren zuerst unter den Söldnern aufgetaucht, hatten sich aber wie ein Lauffeuer zu den DESTlern ausgebreitet. Die Raumschiffsbesatzungen sahen ohnehin keinen Grund, irgend etwas davon geheimzuhalten, und als die beiden Kommandeure sich trafen, war allgemein bekannt, daß Seagroves in mindestens einer Enklave gelandet war. Auch Takuda hatte den Bericht gehört, oder zumindest einen Teil davon, und als Vost nach einer höflich formulierten, aber entschiedenen Aufforderung zur Unterredung erschien, kochte der Draconier trotz seines gelassenen Äußeren.
Takuda verlor keine Zeit mit Erklärungen. Er konnte nicht wissen, daß Seagroves seine Anweisungen auf Befehl Vosts mißachtet hatte, ebensowenig ahnte er, daß Seagroves selbst die Grenzen dessen, was der Söldnerführer von ihm verlangt hatte, überschritten hatte. Beide Männer waren steif und angespannt.
»Wir müssen Kontakt mit allen Enklaven aufnehmen«, schloß Takuda, nachdem er die Situation umrissen hatte. »Den Bildern nach zu urteilen, die ich von den Verteidigungsanlagen gesehen habe, scheinen die drei Enklaven einander feindlich gesonnen. Das Ganze ist mir ein Rätsel. Sie stammen offensichtlich von einem alten draconischen Schiff – entweder von einer Militärexpedition oder einem Kolonistenschiff, das vor rund fünfhundert Jahren verlorenging. Wie konnten sie sich derart fehlentwickeln? Wie konnten sie einander fünfhundert Jahre bekämpfen? Sie hatten die Chance, eine perfekte BushidoGesellschaft aufzubauen.«
»Wen kümmert's, was sie getan haben?« entgegnete Vost, dem die philosophischen Anwandlungen des DEST-Kommandeurs auf die Nerven gingen. »Das ist unsere große Chance. Wir können einmarschieren und alles übernehmen.«
»Oder wir können ihnen helfen, Frieden zu schließen. Nach dem, was ich gesehen habe, sind diese Leute recht primitiv. Wir könnten sie dazu bringen, einander zu akzeptieren. Wir könnten ihre Lehrer werden.«
»Lehrer? Takuda, Ihnen ist nicht zu helfen. Ich habe kein Interesse daran, der Lehrer einer friedlichen Gesellschaft zu werden. Ich will befehlen! Ich sage, wir verpflichten uns dem Höchstbietenden und machen die anderen platt. Das ist die Arbeit von Soldaten!«
»Das ist die Arbeit von Söldnern«, bemerkte Takuda gleichmütig. »Nicht die von Soldaten. Soldaten dienen dem Koordinator und dem Draconis-Kombinat. Wir kämpfen, wenn es von uns erwartet wird, und wir sind bereit, für den Drachen zu sterben, aber der Kampf ist nicht Sinn und Zweck unseres Daseins. In unseren Händen ruht die Kampfkraft des Staates, und wir sollten diese Macht nicht mißbrauchen.«
»Nehmen wir jetzt Kontakt mit den Enklaven auf?« Vost war aufgestanden und hatte die Fäuste in die Hüften gestemmt. Er berührte Takuda fast.
Der DEST-Kommandeur regte keinen Muskel. »Natürlich werden wir das tun, Pilot Vost. Das war schon meine Absicht, seit Ihr FLUMPilot zurückgekehrt ist. Seinen Aufzeichnungen zufolge befinden sich die
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