BattleTech 22: Fernes Land
Reservefunkkapazitäten wäre ihnen kaum in den Sinn gekommen – und selbst wenn, dann war die Wahrscheinlichkeit, daß sie die korrekte Frequenz fanden, äußerst gering. Hinzu kam, daß alle Sprechverbindungen zerhackt waren, so daß selbst in dem unwahrscheinlichen Fall, daß jemand die Verbindung abhörte, ein Verstehen des Gesagten unmöglich war. Und wie erwartet hatte die Verbindung sich als sicher erwiesen.
Arsenault meldete sich sofort zum Bericht bei Takuda, aber er hatte kaum begonnen, als bereits die ersten Söldner den Kommandobunker betraten. Takuda hätte sie daran hindern können, aber er entschied sich dagegen. Die Informationen würden sie ohnehin bald erreichen, und er wollte eine offene Beziehung zu den Söldnern aufrechterhalten.
Der erste Teil des Berichts bestand aus einer Übersicht über die Patrouille, die benutzte Route und das durchquerte Gelände. Für Takuda, der die Reise nach Westen planen mußte, war das hochinteressant, aber den Söldnern erschien es sterbenslangweilig. Sie brauchten nur in ihre Mechs zu klettern, und kamen schnell wie der Wind voran. Die Söldnertechs hingegen hörten aufmerksam zu, denn sie würden ebenfalls zu Fuß gehen müssen.
Dann kam der Teil, auf den besonders Vost gewartet hatte: der Bericht über die Enklaven und mögliche Beziehungen zu ihnen. Er war kurz und klar. Arsenault meldete, daß er die Informationen durch Beobachtungen aus angemessener Entfernung und begrenzten Kontakt mit Menschen gesammelt hatte, die sich aus der unmittelbaren Umgebung der Städte entfernt hatten. Arsenault hatte die meisten Gespräche selbst geführt und dabei einige, wenn auch nicht sehr detaillierte Informationen gewonnen.
Es gab drei Enklaven. Die nördlichste hieß Osio und schien eine vollkommen zentralisierte Diktatur. Das Ganze wirkte wie ein ins Extrem gesteigertes Abbild des Draconis-Kombinats unter der Dynastie von Rohrs. Die Osioaner waren offensichtlich eine Gruppe mit all den Eigenschaften jener lange untergegangenen Diktatur. Sie hatten die Erfahrungen der McAllister-Jahre entweder gar nicht mitgemacht oder nicht verarbeitet. Jedenfalls hatten sie nichts gelernt.
Die zweite Enklave hieß Amatukaze und war eine religiöse Gemeinschaft, die sich auf eine reine shintoistisch/buddhistische Philosophie zurückgezogen hatte. Ihre Bewohner waren Fundamentalisten, in deren Augen die beiden anderen Enklaven von Ketzern bewohnt wurden. Während Osio seine Nachbarn beherrschen wollte, wollte Amatukaze sie ausrotten. Es herrschte ein ins Extrem gesteigerter religiöser Fanatismus.
Als dritte Stadt blieb noch Usugumo, eine von einer Händleroligarchie kontrollierte Enklave, in der alles dem Streben nach Profit untergeordnet war. Diese Enklave besaß das meiste Geld, wurde aber von Familien dominiert, die alles, was sie anrührten, ausbeuteten.
Arsenaults Zuhörer reagierten auf seine Ausführung mit unterschiedlichen Graden von Begeisterung. Vost war ekstatisch. Takuda war deprimiert. Der Söldnerführer hatte jetzt eine Basis für Verhandlungen. Die Militaristen von Osio würden mehr als bereit sein, ein Waffensystem zu kaufen, das ihrer Diktatur zum Sieg verhelfen würde. Die Tatsache, daß sie die personifizierten von Rohrs waren, störte Vost keine Sekunde. Der einzige Haken an der Sache war ihr möglicher Wunsch, die Söldner in ihre rigide Hierarchie einzugliedern. Eine alles andere als angenehme Vorstellung.
Der Haß der Amatukaze auf die beiden anderen Enklaven würde sie mehr als bereit machen, für die Vernichtung ihrer Gegner teuer zu bezahlen. Aber Vost hatte schon früher mit religiösen Fanatikern zu tun gehabt. Sie würden von den Söldnern erwarten, auch nach Beendigung der Mission ihre Sache zu vertreten. Das war ganz in Ordnung, was Vost betraf, solange diese Sache auch seinen Interessen diente, aber das erschien in diesem Fall als höchst unwahrscheinlich.
Die wirkliche Chance bot sich bei den Usugumi. Sie klangen amoralisch und bereit, für das, was sie wollten, bar zu bezahlen. Und Vost konnte die Angebote der anderen als Ausgangspunkt für seine Verhandlungen verwenden. Das würde lustig werden. Er rieb sich erwartungsfroh die Hände.
Takuda sah die Lage anders. Er hatte sich mit dem Problem beschäftigt, seit er durch Dakodo von den anderen Menschen erfahren hatte. Hier hatte ein Gruppe von Kriegern die perfekte Chance erhalten, weitab vom Tumult der Inneren Sphäre auf den Grundlagen des Bushido eine perfekte Gesellschaft aufzubauen. Sie
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