BattleTech 22: Fernes Land
versammelten.
Zuerst waren es nur vereinzelte Gesichter in den Fenstern gewesen, in denen, die durch die Druckwelle der Landung zerstört worden waren, ebenso wie in den noch heilgebliebenen. Dann waren Gestalten in den Türrahmen erschienen, und schließlich schlichen sich die Menschen aus den Gebäuden, immer mit dem Rücken zur Wand. Leere Gesichter starrten zu der riesigen Maschine auf, die plötzlich und ohne Vorwarnung über sie hereingebrochen war. Angst und Ehrfurcht spiegelten sich in ihren Augen. Niemand wagte es, sich dem FLUM zu nähern.
Schließlich konnte Seagroves die Spannung nicht länger ertragen. Er mußte zu diesem Gold. Nicht mehr durch den abgekoppelten Neurohelm behindert, kroch er durch die linksseitige Öffnung des Kanzeldaches. Erst jetzt wurde er sich der Menschen auf dem kleinen Platz bewußt, und das auch nur, weil sie zu schreien begannen.
Die Menschen wichen vor dem FLUM zurück, preßten sich an die Hauswände oder zurück in die Eingänge. Fenster wurden zugeschlagen. Und sie kreischten, schlugen die Hände vor die Augen und kreischten. Einige fielen auf der Straße in Ohnmacht. Seagroves beachtete das Chaos kaum, das er unter den Bewohnern dieser kleinen Enklave angerichtet hatte. Er stand auf den Schultern des Mechs, die Arme locker an den Seiten, und starrte auf das Gold.
Nach und nach wurde er sich eines Mannes bewußt, der direkt vor dem FLUM stand. Hinter ihm befanden sich noch andere, die am Boden kauerten und durch die vor das Gesicht geschlagenen Finger lugten, aber dieser Mann war offensichtlich gekommen, um mit ihm zu kommunizieren. Er begann zu sprechen. Zunächst murmelte er nur unverständliches Kauderwelsch, aber dann wurden seine Worte klarer. Oder vielleicht hörte Seagroves auch nur konzentrierter zu. Der Enklavenbewohner hatte einen starken Akzent, aber der Pilot erkannte die Worte als Japanisch. Er sah den Mann aufmerksam an.
»Wir heißen Euch willkommen in unserem Heim. Wir sehen, daß Ihr uns erwählt habt. Wir segnen Eure Anwesenheit.«
»Wie war das?« fragte Seagroves. »Was haben Sie gesagt, wo ich bin?«
Ein Aufschrei stieg aus der Menge auf, gefolgt von fernem Geplapper. Es war beinahe, als würde jemand einen Stein ins Wasser werfen, wenn Seagroves sprach. Die Wellen der Kommentare und Reaktionen breiteten sich bis in die Ferne aus. Irgend jemand rief dem Sprecher von hinten etwas zu, und er hob antwortend die Hand. Genau wie das Gemurmel zuvor breitete sich jetzt Stille aus.
»Dies ist Usugumo«, erklärte der Mann, den Namen deutlich artikulierend. Er verneigte sich tief, und sah zu Seagroves auf. »Und wir existieren, um Euch jeden Wunsch zu erfüllen.«
Zwei Stunden später stieg der FLUM wieder von den Straßen Usugumos in den Himmel auf. Seagroves verstand noch immer nicht so recht, was geschehen war. Es war wie im Traum. Aber es war keiner. Die Staufächer des Cockpits waren gefüllt mit Gold, das man ihm in Usugumo geradezu aufgedrängt hatte. Er mußte dreihundert Kilo an Bord genommen haben. Dreihundert Kilo. Es war ein Vermögen. Er würde sich alles kaufen können, was sein Herz begehrte. Noch ein paar Beutezüge dieser Art, und er konnte sich zur Ruhe setzen. In zwei Stunden hatte er so viel verdient wie eine extrem erfolgreiche Mechlanze in einem Jahr. Und er brauchte es mit niemandem zu teilen.
Das holte ihn zurück in die Wirklichkeit. Er würde sowohl Takuda als auch Vost Bericht erstatten müssen, und das hieß, er mußte eine Lücke von zwei Stunden in den Aufzeichnungen des Flugrecorders erklären. Ein Triebwerksschaden bot sich an. Nur um seine Geschichte glaubwürdiger zu machen, landete er den FLUM irgendwo im offenen Gelände und stampfte eine Weile umher. Das bewies, daß er den FLUM hatte landen müssen. Danach flog er zurück zur Absturzstelle.
Der Bericht für Takuda, den er zusammen mit den Aufzeichnungen des Flugrecorders ablieferte, war knapp und präzise. Es gab nicht viel, was Seagroves den Bild- und Sensordaten der Aufzeichnung hätte hinzufügen können. Unter anderem umfaßten sie einen Ausdruck der möglichen Wärmequellen und ihrer wahrscheinlichen Art. In allen drei Enklaven gab es eine Menge von fossilen Brennstoffmotoren. Takuda zog sich zurück, um die Aufzeichnungen zu studieren und die Lage zu überdenken.
Der Bericht an Vost war ganz anders. Seagroves hatte nur über eine Enklave etwas zu berichten. Der angebliche Triebwerksschaden diente ihm als Entschuldigung für die fehlenden Informationen über die
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