BattleTech 22: Fernes Land
zusammengearbeitet.«
Takuda nickte, sagte jedoch nichts. Er spürte, daß Vost seinen Gedankengang in eine völlig andere Richtung weiterführte. Irgendwo im Hintergrund lauerte ein anderes Motiv.
»Harmonie ist so wichtig«, stellte Vost fest, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, statt wie sonst üblich in die Hüften gestemmt.
»Wir alle sollten in unseren persönlichen Beziehungen ebenso wie in den höheren Beziehungen zwischen Städten und Staaten danach streben. Sie ist das edelste aller Lebensziele.«
»Ich stimme Ihnen zu, Pilot Vost. Harmonie ist wichtig, auch wenn das Leben von uns zusätzlich Pflichterfüllung, Ehre und Loyalität verlangt. Aber trotzdem, Harmonie ist ein hehres Ideal.«
»Wenn wir den Menschen von Osio, Amatukaze und Usugumo Harmonie vermitteln wollen, wäre es dann nicht angemessen, daß auch unter uns, die wir sie auf diesen Weg führen wollen, Harmonie herrscht?« Auf Vosts Miene stand ein sanftes, gewinnendes Lächeln, die pure Essenz seiner Worte.
»Ein höchst nobler Gedanke, Pilot Vost.«
»Bitte, nennen Sie mich Garber, Sho-sa Takuda.«
»Danke, Pilot Vost.« Takuda hatte kein Verlangen, allzugroße Vertraulichkeit zuzulassen. Vost war ihm schon vertraulich genug. »Es freut mich, daß Sie sich entschieden haben, die Wünsche des gesamten Trupps bei unseren Beziehungen mit den anderen Menschen zu respektieren. Und die der Einheimischen ebenso.« Takuda brachte die Tetaetae ins Spiel, um Vost klarzumachen, daß mehr auf dem Spiel stand als nur die Enklaven. Er sah Vost bei der Erwähnung der Tetaetae zusammenzucken. Gut, dachte Takuda. Vielleicht bringt ihn das etwas aus dem Gleichgewicht.
Vost schien ungerührt. »Und Sie werden mir sicher zustimmen, daß wir, um diese Harmonie zu erreichen, dem Wohl der Mehrheit Rechnung tragen müssen. Nicht wahr?« Vost nickte, während er es sagte.
Es war ein alter rhetorischer Trick, und ob Vost sich dessen bewußt war oder nicht, er wendete ihn perfekt an. Der erste Teil des Tricks bestand darin, dem Zuhörer zu sagen, was er hören wollte. Dies wurde durch das zustimmende Nicken zu den eigenen Aussagen noch verstärkt.
»Das Wohl der Mehrheit ist wichtig.« Takuda kannte sich mit rhetorischen Tricks aus, selbst wenn Vost es nicht tat. Er ging zum Angriff über. »Worauf wollen Sie hinaus?«
»Wenn wir das Beste für die Mehrheit erreichen wollen, sollten wir sie vielleicht vorher fragen, was sie will. Ich schlage vor, das Programm, das Sie gestern abend vorgeschlagen haben, zusammen mit beliebigen anderen Vorschlägen zur Abstimmung zu stellen. Dann lassen wir die Betroffenen entscheiden.«
»Ich stimme zu«, erklärte Collis Brank und trat einen Schritt vor. »Wir sollten uns alle Vorschläge anhören und dann darüber abstimmen, was wir tun.«
»Gibt es vielleicht noch andere Punkte, über die wir abstimmen sollten, Pilot Vost?« Takuda kniff die Augen zusammen. Allmählich erkannte er, worauf diese Unterredung hinauslief.
»Na ja, wenn Sie es schon ansprechen. Vielleicht sollten wir auch entscheiden – natürlich durch eine Abstimmung -, wer unsere Gruppe anführen soll.«
»Haben Sie da jemand bestimmten im Sinn?«
»Ich möchte Reston Bannin vorschlagen.«
»Und ich möchte Garber Vost vorschlagen«, unterbrach Brank. »Und Sie natürlich ebenfalls, Sho-sa Takuda«, fügte Vost lächelnd hinzu.
»Und dann würden wir uns alle zur Wahl stellen«, meinte Takuda.
»Ist das Ihr Plan? Und der neue Anführer würde uns sagen, was wir bezüglich der Menschen und der Einheimischen tun sollten. So haben Sie es sich doch vorgestellt?«
»Ich denke, Sie haben es verstanden«, erwiderte Vost. Er stützte die Hände in die Hüften.
Ein geschickter Plan, dachte Takuda. Es gab elf DEST-Mitglieder und nur zehn Söldner. Das schien Takudas Sieg bei einer Abstimmung zu garantieren. Aber die Söldner hatten sich bei Vost verpflichtet, weil sie glaubten, er könne ihre Interessen fördern, und es bestand kein Anlaß zu glauben, sie würden diese Entscheidung nicht wiederholen.
Damit lag die Entscheidung bei den Schiffsbesatzungen. Mit Bannin als Kandidat bestand die Möglichkeit, daß sie für ihn stimmten, aber dessen konnte sich Takuda nicht sicher sein. Die Besatzungsmitglieder würden abstimmen, aber ihre Stimme kaum auf einen sicheren Verlierer verschwenden. Vost brauchte nur zwei Stimmen, um zum neuen Anführer der Gestrandeten zu werden. Offensichtlich hatte sich der Söldner im Laufe der Nacht auf Stimmenfang begeben und wußte genau,
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