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BattleTech 22: Fernes Land

BattleTech 22: Fernes Land

Titel: BattleTech 22: Fernes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Rice
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hätte die traditionelle Samuraigesellschaft aus Kriegern und Arbeitern errichten und alle Traditionen zu deren natürlichem Endstadium fortentwickeln können. Aber das hatte sie nicht getan. Nein, ihre kleine Gemeinschaft war in verfeindete Grüppchen zerbrochen. Er und die anderen würden als spirituelle Vordenker der Erstankömmlinge fungieren und sie zurück auf den rechten Weg, den Weg der Harmonie, führen müssen.
    Er sah zu dem Kreis von Gesichtern auf, der ihn im Kommandobunker umringte. »Wir müssen vorsichtig agieren«, erklärte er. »Wir können hier viel erreichen, aber wir müssen diese Menschen aus ihrer Verfeindung zurück auf den rechten Weg der Harmonie führen. Wir müssen zu den moralischen Vorbildern werden, die ihnen zu fehlen scheinen. Aber wir müssen langsam vorgehen. Wir werden eine Gesellschaft aufbauen, die das Draconis-Kombinat, sollte es uns jemals finden, mit Stolz als sein eigen erkennen würde.«
    Seine Worte lösten schockiertes Schweigen aus.
    »Den Teufel werden wir tun«, bellte Vost, drehte sich auf dem Absatz um und stampfte hinaus.
18
    Der Morgen brach grau und düster an, teils aufgrund tiefhängender Wolken und Nieselregens, teils wegen der im Lager vorherrschenden düsteren Stimmung. Nicht einmal die Lagerfeuer schienen die Kraft für ein aufmunternd helles Lodern zu haben. Alles war naß und trübsinnig und grau.
    Das Wetter entsprach Takudas Stimmung. Er saß zwischen den Lehmwänden des Befehlsbunkers, in die hinterste Ecke gerückt. In die düsterste Ecke, wie es seiner Stimmung entsprach.
    Die Ereignisse des vergangenen Abends hatten ihn überrascht, nicht nur Vosts Reaktion, die er hätte vorhersehen müssen. Selbst die Reaktion der anderen wäre vorhersehbar gewesen. Was Takuda am meisten überrascht hatte, war er selbst gewesen. Er hatte keine Ahnung, wieso er auf einmal verkündet hatte, sie hätten die Aufgabe, den Bewohnern dieser Welt als moralische Vorbilder zu dienen. Die Worte, die da aus seinem Mund gedrungen waren, hatten ihn selbst schockiert. Nie in seinem ganzen Leben hatte er sich so gesehen. Es widersprach seiner Herkunft und seiner Ausbildung. Er saß im Kommandobunker und fragte sich, was geschehen war.
    Seine Gedanken wurden von Sho-ko Saitan Yura unterbrochen, der vor ihm stand und darauf wartete, daß sein Kommandeur ihn zur Kenntnis nahm. Aber Takuda fühlte keinen Drang, das zu tun. Er würde dem Unteroffizier Sprecherlaubnis erteilen, wenn es ihm paßte. Wäre der Sho-ko aus einem wichtigen Grund gekommen, hätte er sich schon gemeldet. Takuda sah auf und betrachtete den Berufssoldaten.
    Saitan Yura hatte sein gesamtes Erwachsenenleben bei den Streitkräften des Draconis-Kombinats zugebracht. Sein Alter war unmöglich einzuschätzen, sein Gesicht so glatt wie das eines Jünglings. Aber ein Teil seiner Orden stammte aus Feldzügen, die vierzig Jahre zurücklagen. Yura war schon Soldat gewesen, als Takuda geboren worden war. »Ja, Sho-ko. Sie wollten mich sprechen?«
    »Pilot Vost bittet um ein Gespräch.«
    »Er bittet? Pilot Vost hat sich noch nie um Formalitäten geschert.
    Das muß wichtig sein. Hat er gesagt, worum es dabei gehen soll?« »Nein, Sho-sa«, meldete Yura. »Die Lichter an Bord des Landungs
schiffes brannten gestern bis spät in die Nacht, aber es war kein Arbeitslärm zu hören.«
Es war typisch für den Sho-ko, Informationen anzubieten, ohne sie
zu kommentieren. Die Söldner mußten beraten haben, aber der Sho-ko
konnte das nicht mit Gewißheit sagen, und er verkniff sich jede Spekulation. Er teilte nur mit, was er wußte. »Wartet er?« fragte Takuda. »Ja, Sho-sa. Er und die übrigen Söldner sind draußen.« Takuda nickte. Als er aufstand, fühlte er, wie steif seine Glieder waren. Er wurde allmählich alt. In seiner Kultur wurde von Männern erwartet, stundenlang im Lotossitz verbringen zu können, ohne daß es ihnen unbequem wurde, aber dazu war Takuda nicht einmal in jüngeren Jahren fähig gewesen. Schon als junger Mann hatte er Stühle weit komfortabler gefunden als den Boden. Er wartete eine Weile, bis seine Gelenke nicht mehr schmerzten. Er wollte Vost nicht humpelnd gegenübertreten.
Der Söldnerkommandeur wartete auf Takuda, der sofort sah, daß diese von Vost formell beantragte Begegnung zu einer Konfrontation führen würde. Der Söldnerführer hatte all seine Leute mitgebracht, um seinen Argumenten Nachdruck zu verleihen. Der Sho-sa sah sich nach seinen Leuten um. Es wäre ein Eingeständnis von Schwäche

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