BattleTech 24: Auge um Auge
werden: Versenkung in Bushido, all dieses Jarajara über den Weg des Kriegers.
»Wieviel Ehre können sie besitzen, wenn sie sich von einer Frau anführen lassen?« fragte er verächtlich. Und dann setzte er, als er erkannte, daß er voll in ein Fettnäpfchen getappt war, hastig hinzu: »Ich meine, von einer Radfahrerin.«
Tai-sa Shimazus Augen waren groß und schön und hatten einen erstaunlichen kastanienbraunen Ton. Wenn sie heftige Gefühle empfand – üblicherweise Zorn -, wurden sie rötlichbraun wie die Augen eines exotischen Tiers. Die Augen, die auf den purpurhaarigen verstoßenen Samurai herabstarrten, waren dunkelrot.
»Sie hat die Holle gesehen«, sagte Lainie Shimazu. »Ganz im Gegensatz zu dir, Namenloser.«
Der Neue kochte. Namenloser war die schlimmste Beleidigung für jemanden seiner Klasse. Er öffnete den Mund, um ihr zu widersprechen…
Und fiel in sich zusammen. Der Kolonel – Tai-sa – hatte seine Absicht ganz klar erkannt und lächelte. Auf Widerspruch gegen einen vorgesetzten Offizier stand bei den Vereinigten Soldaten des Draconis-Kombinats nicht nur für den Übeltäter, sondern für jedes Mitglied seiner engeren Familie der Tod.
Wie durch eine plötzliche Erleuchtung wußte der junge Samurai, daß er sich darüber keine Sorgen machen mußte. In der Heruzu Enjeruzu, die aus Kreti und Pleti, aus Dörflern und anderem Abschaum bestand, machte sich niemand die Mühe, jedesmal zur Versammlung des Hohen Inquisitors zu rennen, wenn jemand an der falschen Stelle furzte. Was geschehen würde, wenn er das Maul aufriß, war, daß die Frau, die man die Rote Hexe nannte, sich ihm mit jeder Waffe stellen würde, die er wählte – Mechs, Klingen oder bloße Hände; und was dann noch von ihm übrig war, würde ohne Zeremonie außerhalb der Stadt in einem Frühstücksbeutel bestattet werden. Ein toller Abgang für einen Samurai.
Der Augenblick verging. Der Riese in der Mönchsrobe streckte eine große weiche Hand aus und stieß den jungen MechKrieger, der jetzt unwiderruflich als der Namenlose bekannt war, hart vors Brustbein. Der Neue stolperte rückwärts in eine Traube Zivilisten, die in respektvoller Entfernung standen. Sie quäkten und spritzten entsetzt auseinander, und der Samurai fiel auf seinen dürren Hintern.
»Schau mal da drüben, bancho«, sagte Shig Hofstra und deutete mit dem spitzen Kinn zwischen den Beinen eines vorbeimarschierenden Steppenwolfs durch, auf den der merkwürdige Name Hautwandler gemalt war. »Die Bonbonfarbenen dort werfen ein Auge auf uns.«
Lainie sah hinüber. Ein Paar Beamte der als Freundliche Berater bekannten Polizeitruppe beäugten die Enjeruzu und fingerten an ihren Anti-Aufruhr-Waffen herum. Sie achtete darauf, daß sie sie sahen, als sie über sie lachte.
»Laß sie kommen«, sagte sie. »Laß sie all ihre Freunde mitbringen. Und wir werden sie am Leben lassen, damit der Hohe Inquisitor sie auseinandernehmen kann, weil sie es gewagt haben, Mitgliedern der ruhmreichen Vereinigten Soldaten in die Quere zu kommen.«
Die Geister lachten dann alle über die Bullen. Als sie verpflichtet worden waren, hatten Theodore Kuritas Agenten keinen Zweifel gelassen: Ihr seid Abschaum, sagten sie, und dafür geboren, zum Ruhm des Drachen und des Hauses Kurita zu sterben, amen. Aber wenn ihr auf der gepunkteten Linie unterschreibt, dürft ihr warten, bis die Feinde des Kombinats euer Urteil vollstrecken. Dennoch brachte es Vorteile mit sich, ein Geist und lebenslanges Mitglied des Ordens der Goldenen Kugel zu sein. Einer, den viele Jungs und Mädchen genossen, war, daß die Zugochsen vom Zivilen Führungscorps einen nicht in die behandschuhten Finger bekamen.
Die Bullen sahen es. Und schauten böse. Und verdrückten sich. Die BattleMechs marschierten vorbei wie metallgewordene Riesen aus der Legende.
Ein Mann mittleren Alters mit dem Körperbau eines Backsteins streckte dem gefallenen Samurai eine vernarbte, derbe Hand hin. Der Namenlose starrte sie einen Augenblick lang angeekelt an. Der Mann hieß Mond. Er war Sabu, Unterführer, bei Lainies Bancho. Er war Mitglied der Toseikai gewesen, der Bande der Stimme des Ostens, ehe er zum Regiment kam. Das bedeutete, er war sowohl koreanischer Abstammung als auch ein schmutziges eta-Yak.
»Mujo«, sagte der ältere Mann. Es war ein alter buddhistischer Ausdruck für die Vergänglichkeit des Lebens. In der Einheit bedeutete er so ungefähr ›macht nichts‹. Er bedeutete auch: ›Das Leben ist vergänglich – also paß darauf
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