BattleTech 25: Die Kriegerkaste
Wolfsformation standen, war der 341. Sturmsternhaufen wieder vorgerückt und hatte sie zerschlagen. Unter dem Druck der Falkengarde hatten die Silberblizzards die Formation aufgegeben und waren durch die Reihen der Wolfsspinnen in die Schneise ausgewichen. Auch die Silberteufel und Silberwölfe hatten sich in die Schneise zurückgezogen, während die 13. Garde langsam zurückgewichen war, bis sie den Paß blockierte.
Nataschas letzte Einheit, die Bronzelanciers des 11. Gefechtssternhaufens – die einzige Einheit, die in diesem Feldzug noch nicht zum Einsatz gekommen war -, stand an beiden Seiten der Schneise auf den Berghängen, bereit, den Paß mit ihrem Geschützfeuer einzudecken. Natascha wartete darauf, daß die Garde sie in diese Falle verfolgte, aber Marco zufolge kam sie nicht.
»Laß die Überlebenden an Bord der Landungsschiffe gehen, Marco. Sie sollen sofort starten.«
»Halten wir uns an den ursprünglichen Plan, oder sollen sie hinter den Falken abgeworfen werden?«
Natascha überlegte kurz, dann entschied sie sich dagegen. »Wir haben sie angeschlagen, aber nicht so schwer, wie ich es wollte.« Ravills Gesicht mit seinem selbstsicheren Grinsen trat vor ihr inneres Auge. »Wir haben es nicht geschafft, den Körper auszubluten, also müssen wir ihm den Kopf abschlagen.«
»Könntet Ihr euch bitte so ausdrücken, daß es einen Sinn ergibt, Natascha?«
Sie lachte. »Sie kommen nicht, Marco. Sie wissen, daß es eine Falle ist. Hol die 11. von den Hängen in die Landungsschiffe. Sie sollen sich auf den Weg nach Wotan machen. Die Überlebenden der Kämpfe dort und die Verwundeten schließen sich Phelan an.«
Sie hörte die Besorgnis in Marcos Stimme. »Warum erzählt Ihr mir das alles, Khanin Natascha? Diese Befehle könnt Ihr doch auch selbst geben.«
»Nein, Marco. Ich bleibe hier.«
»Was?«
»Du hast jetzt den Befehl über die 13. Wolfsgarde. Zieh sie ebenfalls zurück. Gebt mir auf Wotan Grund, stolz auf euch zu sein.«
»Habt Ihr einen Hitzeschlag, Natascha? Das ist Irrsinn!«
»Nein, ist es nicht. Ihre Furcht, die Furcht der Kreuzritter, war, daß ihre kampferprobten Kommandeure zu alt für den Einsatz sein würden, bis die Invasion wiederaufgenommen wird. Sie haben unrecht, aber ich werde diese Angst benutzen.« Als der Plan in ihren Gedanken Gestalt annahm, fühlte Natascha eine Gewißheit, die sie nicht mehr gefühlt hatte, seit Joshua Wolf, ihr Geliebter, vor vierzig Jahren im Marik-Bürgerkrieg ermordet worden war. »Ich werde die FalkenOffiziere einen nach dem anderen hier zum Zweikampf herausfordern. Sie werden hier in der Schneise sterben, und das wird den Jadefalken nicht nur ihre Kampfmoral nehmen, sondern auch alle einigermaßen kompetenten Offiziere.« Natascha winkte Marco Halls Höllenbote hinauf in die Schneise. »Setz dich in Bewegung, Marco. Vernichtet Wotan, und dann kommt wieder und holt mich ab.«
Sie hatte einen schnellen Seitenhieb Marcos erwartet, aber seine Antwort war unangenehm gedrückt. »Sie könnten Euch töten.«
»Die? Kaum anzunehmen. Sie bilden sich ein, Jugend und frische Gene wären alles. Ich werde ihnen beweisen, daß Alter und Erfahrung weit besser sind.« Natascha zwang sich, sicherer zu klingen, als sie war. Die Schmerzen in Rücken und Beinen machten ihr klar, daß sie sich keineswegs in Topform befand. »Außerdem, wenn ich schon sterben muß, dann besser hier im Kampf als in irgendeinem Kindergarten, während ich Geschkowelpen die Rotznasen putze.«
Marcos Mech marschierte davon, aber seine Stimme antwortete ihr. »Wenn Ihr hier den Tod findet, Natascha, komme ich nicht wieder. Ich werde mich hüten, irgendwo aufzutauchen, wo Ihr herumspuken könntet.«
Natascha lachte schallend. »Keine Angst, mein Freund. Hier gibt es zahllose Jadefalken-Geister, denen ich angst machen kann. Jetzt geh, Sterncolonel, und zeig Khan Chistu keine Gnade.«
Als sein Mech im blutroten Sand verschwand, fühlte Natascha sich allein. Aber diesmal war es anders als sonst. Sie hatte schon früher allein großen Gefahren getrotzt, und immer hatte sie das Gefühl einer Leere in ihrem Innern gehabt. Sie hatte nie gewußt, woher es kam, aber jetzt war es verschwunden.
Ihr fehlte nichts.
Sie war die Schwarze Witwe.
Natascha schaltete das Funkgerät auf die taktische Frequenz der Jadefalken. Sie hörte das Knarren und Quietschen ihrer verzerrten Signale, kümmerte sich aber nicht darum. Ihre unverzerrte Stimme würde Zuhörer finden.
»Hier spricht Khanin Natascha Kerensky von den Wölfen.
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