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BattleTech 25: Die Kriegerkaste

BattleTech 25: Die Kriegerkaste

Titel: BattleTech 25: Die Kriegerkaste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael A. Stackpole
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schreckte mit vor Schweiß brennenden Augen auf. Er sah auf seine zu Krallen verkrampften Hände hinab und stellte überrascht fest, daß sie nicht bluteten. Ohne die wahre Bedeutung dieser Tatsache zu verstehen, riß er sich die Bettdecke vom Leib und sprang in die Ecke des Schlafzimmers, wo er nackt vor dem bodenlangen Spiegel stehenblieb. Er zog und zerrte an seinen Wangen und starrte auf sein Spiegelbild, während langsam die Wirklichkeit seine Träume verdrängte.
    Es ist mein Gesicht im Spiegel, nicht das meines Vaters. Es ist meines, wirklich meines.
    Er zitterte, hauptsächlich vor Erleichterung, aber auch wegen der kalten Luft. Er strich sich das nasse Haar aus dem Gesicht – und starrte in den Spiegel, um sich zu überzeugen, daß es weißblond war, nicht rot wie das seines Vaters.
    Was für ein Alptraum.
Victor stolperte zurück zum Bett und rutschte weiter in die Mitte, wo die Laken noch trocken waren. Ihre Kälte war unbequem, aber er klammerte sich daran fest und verdrängte das letzte Unbehagen, das
    sein Traum in ihm hinterlassen hatte. Er schloß einen Moment die Augen, wußte aber bereits, daß er nicht würde schlafen können. Also zog er ein paar Kissen hinter seinen Rücken und setzte sich auf. Der Traum – der Alptraum – war aus dem Widerspruch zwischen
    Thomas' Friedensangebot und der Victor angemessen erscheinenden Antwort entstanden.
    Sein Vater hätte das Angebot rundweg ausgeschlagen. Durch dieses Friedensangebot hatte Thomas gezeigt, daß er nicht Manns genug war, den Konflikt auszufechten. Schlimmer noch, Thomas hatte seine Erfolge überhaupt nur erringen können, weil er Katherine gegen Victor ausgespielt hatte. Ohne die Schiffe, die Katherine ihm jetzt zum Kauf angeboten hatte – unter Hanse hätte das Tormano den Kopf gekostet! , hatte Victor kaum eine Möglichkeit gehabt, gegen die Liga Freier Welten vorzugehen.
    Nicht, daß das Hanse Davion aufgehalten hätte. Er hätte jedes Frachtschiff des Vereinigten Commonwealth requiriert und in einen Truppentransporter verwandelt. Er hätte mehr als genug Truppen eingeschifft, um Thomas' Söldner zu bloßen Erinnerungen zu zerblasen und Sun-Tzus Truppen zu schwabbligem Protoplasma. Hatten nicht Thomas und Sun-Tzu durch die Art und Stärke ihrer Angriffe bewiesen, daß sie die Kunst der Kriegsführung durch das Studium der Methoden Hanse Davions gelernt hatten? Hanse hätte ihnen die wahren Schrecken des Krieges gezeigt und sie für ihr kleines Spielchen teuer bezahlen lassen…
    Genau das hätte sein Vater getan. Victor wußte es. Er war sogar so weit gegangen, die alten Unterlagen seines Vaters durchzusehen, um festzustellen, wie er im Vierten Nachfolgekrieg den Transport seiner Truppen organisiert hatte. Obwohl seit dem Ende dieses Konfliktes fünfundzwanzig Jahre vergangen waren, waren die Strategien noch immer solide und die Mittel verfügbar. Es hätte Entbehrungen für das Volk des Vereinigten Commonwealth bedeutet, wäre er erneut in die Mark Sarna eingefallen, wie es sein Vater damals getan hatte, aber nur Opfer wie dieses konnten das Reich intakt halten.
    Obwohl Victor bereit war, so zu handeln, hielt ihn jedesmal etwas zurück, wenn er sich dieser Entscheidung näherte. In seinem Traum hatte er Thomas gesehen, der ihm einen Olivenzweig anbot, aber Victor hatte ihm den Zweig aus der Hand geschlagen. Daraufhin hatten sich die Augen des Generalhauptmanns in Spiegel verwandelt, in denen Victor das Gesicht seines Vaters reflektiert gesehen hatte. Als er Thomas einen Hieb ins Gesicht versetzt hatte, war die Maske, die Thomas getragen hatte, zerbrochen, und darunter war Hanses Gesicht zum Vorschein gekommen. Dann hatte sich Hanse in eine Kristallstatue verwandelt, die unter Victors Schlägen zerborsten war, und jedes ihrer Bruchstücke hatte in seinem Innern ein Hologramm des kompletten Hanse-Standbilds erhalten. Aber auf dem Sockel hatte der Name >Victor< gestanden.
    »Ich bin nicht mein Vater.« Victor schlug mit der Faust in seine offene Hand. »Ich habe nie versucht, mein Vater zu sein. Ich habe mir nie gewünscht, mein Vater zu sein!«
    Aber es waren seine Methoden, die dich hierher gebracht haben. Willst du sie jetzt aufgeben? fragte eine leise Stimme in seinen Gedanken.
    Victor schauderte.
Habe ich wirklich nachgeäfft, was mein Vater getan hätte?
    Die Stimme antwortete nicht, aber Victor gab ihr auch kaum eine Chance dazu. Seine Gedanken rasten, analysierten seine Maßnahmen, schätzten ihre Effektivität ab, suchten nach

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