BattleTech 25: Die Kriegerkaste
wurden. Francesca hob den Deckel vom Inkubator und setzte ihn für fünf Minuten unter eine starke Lichtquelle. Dann legte sie eine mit einem Gitter markierte durchsichtige Plastikfolie über die Schale und verdunkelte das Zimmer. Nachdem sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte sie an bestimmten Punkten des ebenfalls im Dunkeln schwach leuchtenden Gitters leuchtende Linien. Sie notierte sorgfältig die Gitterkoordinaten: X, 3, 25; Y, 12, 24; 1.1, 2, 9, 20, 31; 1.2, 4, 15, 37, 43; 1.3, 7, 16, 30, 42.
Wieder an ihren Computer zurückgekehrt, rief sie die mitgelieferten Daten auf und verglich die Werte:
Chromosom
Joshua
Probenvorgabe
X
3,25
2,18
Y
12,24
15,45
1.1
2, 9, 20, 31
3, 7, 23, 39
1.2
4, 15, 37, 43
12, 17, 31, 33
1.3
7, 16, 30, 42
2, 14, 19, 37
Francesca lachte. Sie war zwar erst sechsundzwanzig und hatte ein normales Leben auf New Avalon geführt – abgesehen von ihrer Rekrutierung als Agentin durch ihre Großeltern -, aber sie war alles andere als naiv. Während sie die Lösungen gekocht und vermischt und eingefärbt und inkubiert hatte, hatte sie sich die ganze Zeit gefragt, warum ihre Vorgesetzten in der Liga Freier Welten einen Genotypentest Joshuas in Auftrag gegeben hatten. Und als das Plastik ihren Kamin verklebt hatte, war ihr die Lösung eingefallen: Nach dem Tod Sophina Mariks mußte jemand aufgetaucht sein und behauptet haben, Joshuas wirklicher Vater zu sein. Um zu verhindern, daß die Medien die Sache zu einem Skandal aufbauschten, brauchte der Generalhauptmann eine Möglichkeit, diese gemeine Verleumdung zu widerlegen. Also hatte er sich entschlossen, eine Blutprobe besorgen und diesen simplen Test durchführen zu lassen.
Francesca studierte das Ergebnis. Es bestand keinerlei Übereinstimmung zwischen den beiden Datensets. Die beiden Spender konnten unmöglich verwandt sein. Der Mann, der behauptete, Joshuas Vater zu sein, war ein Betrüger. Mit einem Wattebausch, einem Oberstufen-Experimentierkasten und etwas Geduld hatte sie, Frantiska Jirik, die Liga Freier Welten vor der größten Bedrohung ihrer Souveränität gerettet, der sie je gegenübergestanden hatte.
In der Gewißheit, ihrem Volk einen historischen Dienst erwiesen zu haben, verschlüsselte sie die Daten und bereitete das Codeblatt vor, das sie im toten Briefkasten hinterlegen würde. Anschließend vernichtete sie den Rest der Laborutensilien und verteilte die Abfälle auf verschiedene Müllcontainer weitab von ihrer Wohnung.
Dann kehrte sie bis auf eine sehr kurze Beichte in St. Andrews auf direktem Weg zurück zur Klinik, um ihren Freiwilligendienst fortzusetzen. Es gab ihr ein gutes Gefühl, in Joshuas Nähe zu sein, ihm helfen zu können, wenn er es brauchte. Und obwohl sie nie wieder ein Wort mit ihm wechselte, wenn sich ihre Wege kreuzten, glaubte sie daran, daß er sie instinktiv als loyale Freundin erkannt hatte.
15
Wer den Frieden will, sollte sich auf den Krieg vorbereiten.
- VEGETIUS , De Re Militari
Charleston, Woodstock
Mark Sarna, Vereinigtes Commonwealth
21. Juli 3057
Hoch oben im Cockpit seines Kriegshammer-Battle Mechs fühlte Larry Acuff sich sicher und geborgen. Obwohl er auf der Pilotenliege fest angeschnallt war, mit Sensorpflastern auf der bloßen Haut und einem schweren Neurohelm auf den Schultern, fühlte er sich frei wie ein Vogel. Seine behandschuhten Hände betätigten die Steuerknüppel an den Armlehnen der Pilotenliege und zogen beide Fadenkreuze über die Computergrafik eines Kreuzritter. Ein goldener Lichtpunkt pulsierte im Zentrum des Fadenkreuzes und bestätigte die Zielerfassung. Larry stieß beide Daumen auf die Feuerknöpfe der in den Armen des Kriegshammer montierten PPKs.
Der Kriegshammer war ein humanoider Kampfkoloß, aber anstelle modellierter Hände besaß er PPK-Mündungen. Aus beiden zuckten weißblau leuchtende, energiegeladene Partikelströme. Die synthetischen Blitzschläge der Partikelprojektorkanonen flossen kurz vor dem Ziel zusammen und schlugen krachend in den Kreuzritter ein. Das holographische Bild in Larrys Cockpit zeigte, wie sich die Blitzstrahlen auf die linke Hüfte des Mechs senkten, sich den Weg durch die Panzerung zum Titanstahl-Oberschenkelknochen fraßen und das Bein amputierten.
Der Computer hatte das Zielbild über einen alten Hochspannungsmast gezeichnet, und die beiden Partikelstrahlen schnitten durch die Stahlträger, als bestünden sie aus Spinnweben und Seidenpapier. Mit einem ohrenbetäubenden Kreischen geriet der Mast ins
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