BattleTech 25: Die Kriegerkaste
Wanken, dann kippte er langsam um. Die Außenmikrophone übertrugen das Getöse des Aufpralls in Larrys Helmlautsprecher. Auch das Computerbild des Kreuzritter kippte zur Seite, und die reale Staubwolke des Aufpralls lieferte dem Computer die Gelegenheit, das Bild zu löschen.
»Guter Schuß, Zwo.« Bei Phoebes Lob mußte Larry grinsen. »Hast du auf Solaris gelernt, die Strahlen zu verschmelzen, oder war das Glück?«
»Reines Glück – eine Chance von eins zu einer Million. Aber ich scheine heute sowieso das Glück gepachtet zu haben.«
»Vierhundertfünfundneunzig Punkte von fünfhundert möglichen… das war nicht bloß Glück.«
»Es kann nichts anderes gewesen sein, Eins. Als ich hier meine Ausbildung absolvierte, habe ich so ein Ergebnis nie erreicht.«
»Larry, das war vor sieben Jahren.« Er hörte Phoebe leise lachen. »Inzwischen hast du gegen die Clans gekämpft und bist auf Solaris in der Arena angetreten. Das ist kein Glück, du bist besser geworden, durch Übung.«
Larry dachte einen Moment darüber nach. Es stimmte schon, er hatte eine ungeheure Kampferfahrung gesammelt, seit er zum letzten Mal auf Woodstock in einem Mech gesessen hatte. Die Lernkurve für den BattleMechkampf war reichlich steil, und alles Training der Welt konnte einen Krieger nicht auf das absolute Chaos des Schlachtfelds vorbereiten. Wer damit nicht fertig wurde, bekam keine Chance, es ein zweites Mal zu versuchen.
»Du hast wahrscheinlich recht, Phoebe, aber gegen etwas Glück ab und zu hätte ich auch nichts einzuwenden.«
»Ich würde jederzeit eine Tonne Panzerung gegen etwas Glück eintauschen. Machen wir Schluß?«
»Sind wir schon fertig?«
»Larry, für deine Qualifizierung hätten dreihundertfünfundsiebzig genügt. Du warst schon nach dem zehnten Ziel fertig. Die übrigen fünf waren nur für den Platzrekord.«
»Tatsächlich? Hab ich ihn gebrochen?«
»Ja, mit Gruppe dreizehn, den Savannah Masters. Du hast ihn weit übertroffen.«
Blake! Als er noch auf Charleston in der Ausbildung gewesen war, hatte ein Rekrut dreihundertfünfundzwanzig Punkte benötigt, um sich für den aktiven Dienst zu qualifizieren. Der Clankrieg hatte die Anforderungen etwas erhöht, so daß heute fünfzig Punkte mehr gefordert wurden. Seine Fähigkeiten hatten sich in der Zwischenzeit natürlich verbessert, aber Larry hatte keine Möglichkeit gehabt, die Verbesserung zu messen, da seine Kämpfe auf Solaris nur Duelle zwischen zwei Mechs waren. Verglichen mit seinem besten Ergebnis vor sieben Jahren hatte er sich von einem durchschnittlichen zu einem Elitekrieger entwickelt. Der Gedanke verursachte in ihm ein Hochgefühl.
»Ich hätte nicht gedacht, daß ich den Rekord brechen kann. Aber das muß ich nicht veröffentlichen, nur weil ich PR-Offizier werden soll, oder?«
Phoebe lachte. »Ich dachte mir, wir setzen eine Presseerklärung auf und schicken sie an die Clans. Dann würden sie es sich zweimal überlegen, ob sie wieder gegen uns kämpfen wollen, meinst du nicht?«
»Computersimulierte Ziele abschießen hat wenig Gemeinsamkeiten mit einem Kampf gegen die Clans.«
»Ich weiß. Ich war dabei. Erinnerst du dich?«
»Sicher.« Larry runzelte die Stirn, als er den Kriegshammer wendete und Phoebes Marodeur II in Richtung Hangar folgte. »Bist du wild darauf, noch einmal gegen sie anzutreten?«
Einen Augenblick hörte Larry nichts außer dem Krachen der Statik in seinen Helmlautsprechern, bis Phoebe zögernd Antwort gab. »Ich würde wieder gegen sie antreten, aber ich kann nicht sagen, daß ich mich darauf freue.«
»Auf Solaris habe ich Elementare gesehen«, meinte Larry. Die Elementare waren die riesigen genmanipulierten Infanteristen der Clans. »Taman Malthus, der Elementar, der Kai dabei geholfen hat, uns zu befreien, kam nach Solaris, um Kais Titelkampf zu sehen. Sie können einem selbst dann noch angst machen, wenn sie auf deiner Seite stehen. Trotzdem, wenn der Waffenstillstand morgen auslaufen würde, wäre ich als erster zurück an der Front.«
»Die Hochzeit hat meine Sicht der Dinge verändert. Vorher war die Armee meine Zukunft. Jetzt, wo ich George habe, ist es unsere Zukunft, nicht mehr nur meine.«
»Das verkompliziert die Lage, was?«
Phoebes nervöses Lachen hallte durch seinen Neurohelm. »Was kommt zuerst, du selbst oder der Staat?«
»Im Draconis-Kombinat und in der Konföderation Capella eindeutig der Staat. Bei den Clans genauso, soweit ich es sehe. Aber überall sonst ist das wohl eine individuelle Entscheidung.
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