BattleTech 25: Die Kriegerkaste
diese Erniedrigung zufügte, sondern die Davion-Arroganz, in der er aufwuchs. Sein Vater, Hanse Davion, hat meinen Sohn als Geisel gehalten, um sich meiner Hilfe bei der Produktion von Kriegsmaterial gegen die Clans zu versichern. Wie kann jemand, der von einem solchen Mann aufgezogen wurde, den Schmerz verstehen, den ein Vater beim Verlust seines Kindes fühlt? Ich gebe nicht Victor die Schuld, sondern dem Mann, der ihn gezeugt hat.«
»Aber Ihr werdet ihn bestrafen.«
Thomas nickte zögernd. »Hanse kann ich nicht mehr strafen, doch Victor muß aus dem Fehler seines Vaters lernen. Aber diese Strafe wird Vorbereitungszeit erfordern. Grenzüberfälle und Reparationsforderungen sind nicht genug. Meine vorrangige Pflicht besteht nicht darin, meine verletzte Seele durch den Tod von VerCommies zu salben – meine Pflicht ist es, unsere Landsleute vom Joch einer Nation zu befreien, die ein derart obszönes Verhalten zulassen kann. Diese Befreiung wird Zeit und Planung erfordern.« Thomas sah das Licht des Verstehens in Malcolms dunklen Augen aufflackern, aber der Präzentor konnte nicht einmal einen Bruchteil seines Vorhabens erahnen. »Du bist mein Verbindungsmann zu Blakes Wort, Präzentor Malcolm. Schick Blane eine Botschaft mit meiner Signatur – er wird die Entscheidung bestätigen. Du wirst mir die Informationen liefern, die ich verlange, sobald ich sie verlange, und zwar ohne Fragen. Du wirst sie mir vollständig liefern, und du wirst sie nicht kommentieren, es sei denn, ich fordere dich dazu auf. Diese Berichte werden alles enthalten, was du in Erfahrung gebracht hast.«
»Ihr habt doch bereits die SEKURA und den Rest Eures Sicherheitsapparates, um solche Berichte zu erstellen.«
»Ja, aber sie haben Möglichkeiten, die ihr nicht habt und umgekehrt. Eure Berichte werden sich ergänzen und gleichzeitig als Kontrolle dienen.« Thomas lächelte und fühlte ein kaum merkliches Ziehen der Narben. »Als erstes wirst du mir einen Bericht über den Feind liefern.«
»Victor?«
Thomas schüttelte den Kopf und dachte an seine eigene Familie. »Nein, Victor verstehe ich ziemlich gut. Jetzt will ich mehr über Katrina Steiner herausfinden.«
»Katrina Steiner. Ich verstehe.« Malcolm neigte den Kopf. »Wünscht Ihr sonst noch etwas?«
Thomas wollte den Mann schon entlassen, als ein weiterer Webfaden seinen Platz fand. »Ja. Sun-Tzus Nachricht an seine Agenten auf New Avalon. Hast du noch eine Kopie?«
»Ja.«
»Könntest du sie noch abschicken?«
Malcolm dachte einen Augenblick nach, dann nickte er zögernd. »Der Davion-Geheimdienst hat die Codesequenz abgefangen, die zur Herstellung der Botschaft benutzt wurde. Die Maskirovka-Agenten auf New Avalon haben den Codeschlüssel nie erhalten.«
»Du könntest ihn also noch einmal senden, anstelle des Codeschlüssels, den sie in einer gegebenen Woche eigentlich erhalten sollten?«
»Die Maskirovka wechselt den Codeschlüssel nur einmal im Monat, aber, ja, wir könnten ihn austauschen.«
»Gut. Bereite alles vor, um Codeschlüssel und Botschaft abzuschicken.« Thomas verschränkte zufrieden die Hände. »Es könnte sein, daß meine Pläne es notwendig machen, Victor Davion abzulenken, und wenn ich Sun-Tzu dazu benutzen kann, schlage ich möglicherweise zwei Fliegen mit einer Klappe.«
16
Diplomatie ohne Waffen ist wie Musik ohne Instrumente.
- FRIEDRICH DER GROSSE
Tamar
Wolfsclan-Besatzungszone
8. August 3057
Khan Phelan Ward von den Wölfen stand neben Natascha Kerensky, als der ilKhan seinen Platz am hohen Podium der Großen Konklavekammer einnahm. Weder Phelan noch Natascha trugen ihre emaillierten Wolfsmasken, aber sie hatten ihre Clan-Ledermontur in Grau beziehungsweise Schwarz angelegt. Auch Ulric trug graues Leder und seinen Helm, den er nun würdevoll abnahm und neben sich legte.
»Ich, Ulric Kerensky, ilKhan im sechsten Jahr des Waffenstillstands von Tukayyid, eröffne diese Versammlung des Großen Konklave. Wie in unserem Konklave vom zwölften Juni 3052 festgestellt, unterliegen wir noch immer den Regeln des von Nicholas Kerensky aufgestellten Kriegsrechtes. Diese Angelegenheit wird in einer diesen Umständen entsprechenden Weise geregelt werden.«
»Seyla«, antworteten alle anwesenden Clanner im Chor. Der alte Eid wurde in einem Akzent ausgesprochen, der in der normalen Aussprache der Clanner nicht wiederzufinden war.
Wäre das Große Konklave zu Friedenszeiten einberufen worden, hätten sie sich im Großen Konklavesaal auf Strana Metschty versammelt,
Weitere Kostenlose Bücher