BattleTech 25: Die Kriegerkaste
nach Clanbegriffen ein Greis, aber er war ein so erfahrener Politiker, daß er die Macht bei den Jadefalken noch immer fest im Griff hatte.
»IlKhan Ulric Kerensky, meine Eidgeschwister und Mit-Khane hier und in der Ferne, die Anklage gegen Ulric Kerensky ist die schwerste, die je gegen einen ilKhan oder Clan erhoben wurde. Die bei weitem schlimmste, denn Ulric Kerensky hat sich nicht verschworen, das genetische Erbe eines Clans auszulöschen, sondern das aller unserer Clans. In seiner exzentrischen Sicht des Universums scheinen wir Clans zum Inbegriff alles Bösen geworden zu sein. Er hat Schwarz und Weiß vertauscht, uns hinter den Spiegel geschoben, so daß alles, was wir bisher wußten, in sein Gegenteil verkehrt ist, und jede Maßnahme, die er im Einklang mit unseren Traditionen trifft, ist darauf gerichtet, eben diese Traditionen zu zerstören.«
Crichells blaue Augen funkelten, als er sich in der Kammer umsah, dann fixierte er eine der Kameras, die seinen Monolog zu den in der Ferne mithörenden Khanen übertrug.
»Der Wahrheitsgehalt dieser Anklage steht außer Zweifel, denn unsere bloße Existenz ist bereits ein Beweis. Wenn der Waffenstillstand von Tukayyid nach fünfzehn Jahren ausläuft, werden wir alles vergessen haben, was wir über die Kriegführung in der Inneren Sphäre wissen. Nicht nur wird unseren Truppen diese Erfahrung abgehen, die Armeen der Inneren Sphäre werden ihre Taktiken modifiziert haben, so daß wir ihnen nichts entgegenzusetzen haben. So stellt sich die Lage dar: Wir werden keine erfahrenen Kommandeure mehr besitzen, und diese werden ebenso unerfahrene Truppen ins Feld führen müssen. Die enorme Schwere von Ulrics Verbrechen ist offensichtlich. Fragt euch, so wie ich es getan habe, warum sollte Ulric sein eigenes Volk zum Untergang verdammen wollen? Was hat ihn verändert? Warum verrät er uns? Was waren die Warnzeichen, die wir offensichtlich übersehen haben?« Crichell strich sich das dachsgraue Nackenhaar glatt und fuhr fort. »Die Wölfe waren schon immer nur allzu gerne bereit, die von unserem Gründervater Nicholas Kerensky eingesetzten Traditionen zu revidieren. Sie haben das Recht dazu beansprucht, weil Nicholas einer der ihren war, und wir haben ihnen lange gestattet, sich hinter diesem Anspruch zu verstecken. Aber auch wenn wir früher blind waren, kann heute niemand unter uns mehr daran zweifeln, daß ihre angebliche Flexibilität nie etwas anderes als ein Deckmantel für Revisionismus und Revolution war. Von Anfang an durch diese Neigung zur Veränderung infiziert, ist Ulric unter den Einfluß dreier bösartiger Individuen gefallen. Zwei von ihnen wurden auf Posten weit über ihre Qualifikation berufen. Natascha Kerensky, falls es sich tatsächlich um dieselbe Frau handelt, die vor einem halben Jahrhundert die Clans verließ, ist von der Inneren Sphäre verführt worden und hat einen verderblichen Einfluß auf den Khan. Mit Phelan Ward hat Ulric für Informationen, die es ihm gestatteten, während der Invasion schneller vorzustoßen, seine Seele verkauft. Durch Phelan gelang es der Inneren Sphäre, einen der ihren – jemanden, den sie kontrollieren kann – in eine unserer Machtpositionen einzuschleusen, und der Waffenstillstand war ihre Belohnung.«
Der ältere Jadefalken-Khan machte eine Pause, so daß niemandem der Ausdruck tiefster Verachtung auf seiner Miene entging. »Ulrics dritter Mitverschwörer war die Person, bei der er sich während der Invasion Rat holte und mit der er diesen Waffenstillstand aushandelte. Präzentor Martialum Anastasius Focht wurde mit einem Sieg belohnt, der ihn in den Augen der Inneren Sphäre zu einem Krieger machte, der an Statur dem legendären Aleksandr Kerensky gleichkommt. Und als wäre diese Obszönität noch nicht schlimm genug, wird Ulric vor Focht kniefällig und ersucht um seine Erlaubnis dafür, daß ClanMitglieder über die Grenze zur Inneren Sphäre bewegt werden dürfen. Daß ein Clansmann so zum Bittsteller erniedrigt wurde, ist eine Blasphemie reinsten Wassers. Diese vier, Ulric Kerensky, Anastasius Focht, Phelan Ward und Natascha Kerensky, sind ein geheimes Bündnis eingegangen, dessen Ziel nichts minder als die Gründung eines neuen Sternenbundes ist. Phelan Ward ist ein Vetter Victor SteinerDavions, der den Thron des Ersten Lords besteigen wird, sollte dieser Plan gelingen. Er wird Omi Kurita heiraten, und ihre Reiche werden sich vereinigen. Als sein Feldherr wird Kai Allard-Liao fungieren, der Schlächter von
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