BattleTech 25: Die Kriegerkaste
befindet, an einem Ort, an dem Ulric all das, was er getan hat, in Wirklichkeit nicht getan hat. Folgt man diesem Denken, sieht man, daß der Khan, der die meisten Welten erobert hat, die wenigsten eingenommen hat.« Phelan machte eine Pause, um diesen Widerspruch einsinken zu lassen. »Indem er euch auffordert, eure Sicht der Dinge zu verändern, führt Elias euch in die Irre, weitab von dem, was euch zu Khanen gemacht hat. Er nimmt euch die Kontrolle und die Gewalt über euren eigenen Verstand. Er fordert euch auf, ihm euer Urteilsvermögen unterzuordnen. Er will euer Vertrauen, dieser Mann, dieser Khan, dessen Truppen auf Twycross von einem einzelnen Krieger der Inneren Sphäre abgeschlachtet wurden.«
Phelan klopfte mit den Knöcheln auf das Rednerpult. »Laßt euch den Verstand nicht vernebeln. Benutzt ihn. Seht euch sein Szenarium an. Er bietet nicht den geringsten Beweis für eine Verschwörung zwischen Anastasius Focht, Khanin Natascha und mir mit ilKhan Ulric an. Wie könnte er auch, da er sie frei erfunden hat. Und was er an Indizien vorbringt, verfälscht er. Er erwähnt, daß Victor Davion und ich verwandt sind, vergißt aber darauf hinzuweisen, daß wir schon seit Jahren nur Verachtung füreinander empfinden. Zu dem Zeitpunkt, als ich Khan Crichell zufolge mit Victor ein Komplott zur Gründung eines neuen Sternenbundes geschmiedet haben soll, herrschte Victors Vater, Hanse Davion, über das Vereinigte Commonwealth. Victor war so weit von den Korridoren der Macht entfernt, daß er auf ein Himmelfahrtskommando tief ins Innere der Nebelparder-Besatzungszone geschickt wurde. Und seit ich hier bei den Wölfen bin, hatten die angeblichen Verschwörer ganz offensichtlich keine Gelegenheit mehr, sich zu verschwören. Außer in Khan Elias Crichells furchtbaren Fieber träumen.«
Phelan breitete die Arme aus. »Es ist kein Geheimnis, daß die Jadefalken die Wölfe hassen. Es ist ebensowenig ein Geheimnis, daß sie Kreuzritter sind und die Tatsache hassen, daß ein Bewahrer alle Kreuzritter-Clans bei ihren Anstrengungen, die Innere Sphäre zu erobern, übertroffen hat. Und ganz besonders schmerzhaft ist es für die Jadefalken, daß die Wölfe diesen Triumph mit Truppen erreichten, die nach derselben Methode ausgebildet waren, nach der wir sie auch heute ausbilden. Die Jadefalken haben zu Recht wenig Zutrauen in ihre Ausbildungsmethoden. Wahrscheinlich hat Khan Elias Crichell Angst, die Innere Sphäre könnte dabei sein, Kader aus einzelnen Kriegern darin auszubilden, ganze Jadefalken-Einheiten innerhalb von Sekunden auszulöschen. Wäre ich ein Jadefalke, und hegte ich solche Ängste, würde ich mich auch in eine Spiegelwelt flüchten, in der eine Niederlage ein Sieg ist und ein Sieg als Versagen verachtet wird.« Phelan deutete auf den ilKhan. »Ihr alle wißt, daß Ulric uns zum Sieg über die Innere Sphäre geführt hat. Ihr alle wißt, daß es der Hunger nach persönlichem Ruhm war, der die Clans auf Tukayyid verraten hat, und keine fiktive Verschwörung von seiten des ilKhan. Das ist die Wahrheit, und wir alle hier wissen es. Ihr könnt mit euren Stimmen diese Wahrheit negieren und euch Khan Crichell in seinem Spiegelkabinett aus Verfolgungswahn und Wunschträumereien anschließen. Wenn ihr das tut, vernichtet ihr Ulric, und ihr vernichtet die Clans. Stimmt mit Ulric, und ihr werdet Anteil an der Wahrheit unserer ruhmreichen Zukunft haben.«
Phelan setzte sich, und Natascha lehnte sich zu ihm hinüber.
»Gute Arbeit, Phelan. Du hast den Video-Khanen Stoff zum Nachdenken gegeben.«
»Keine Chance, daß wir gewinnen?«
»Du warst gut, Phelan, aber so gut hätte keiner sein können.« Natascha lächelte. »Doch erwarte ich eine erhebliche Reduzierung der Stimmen gegen uns, und das könnte auf lange Sicht entscheidend sein.«
Ulric rief zur Abstimmung. Vier der Invasorenclans – Jadefalken, Nebelparder, Novakatzen und Stahlvipern – stimmten geschlossen für einen Schuldspruch. Geisterbären und Wölfe stimmten für einen Freispruch. Die übrigen Clans waren in Kreuzritter und Bewahrer gespalten, und in manchen Fällen hoben sich die Stimmen der beiden Khane gegenseitig auf. Das Endresultat betrug neunzehn Stimmen gegen und fünfzehn Stimmen für Ulric.
Nachdem die letzte Stimme abgegeben war, stand Ulric auf. »Der Antrag ist angenommen. Ich bin nicht länger ilKhan, aber ich teile euch hiermit mit, daß ich einen Widerspruchstest verlange. Das Verhältnis von Schuld- zu Freispruchstimmen beträgt eins komma
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