BattleTech 25: Die Kriegerkaste
Konsequenzen einer Ablehnung weit weniger bedrohlich.
Diese schwere Fehleinschätzung ließ Katrina an ihrem Bruder und seiner Fähigkeit, das Vereinigte Commonwealth zu führen, zweifeln. Besonders beunruhigte sie, daß sie von Victor niemals einen Fehler dieser Art erwartet gehabt hätte. Es paßte überhaupt nicht zu ihm, aber wenn er sich derart irren konnte, war eine enge Bindung an ihn alles andere als beruhigend.
»Ich glaube fast, ich habe dich überschätzt, Bruderherz, aber damit ist es jetzt vorbei.« Katrina machte sich daran, ihre Antwort an Thomas aufzusetzen. »Beruhige Thomas, wenn du kannst, Victor, und ich werde auch weiter deine Verbündete mimen. Aber wenn du versagst, wirst du seinen Zorn allein ausbaden.«
Palast des Marik, Atreus
Marik-Commonwealth, Liga Freier Welten
Thomas sah hoch, als Präzentor Malcolm das Büro betrat. »Was gibt's?«
»Wir haben Meldung von Tharkad, daß Herzogin Katrina Steiner Eure Botschaft erhalten hat.« Der Präzentor zeigte seine leeren Handflächen. »Bisher haben wir keine Antwort bekommen, aber ebensowenig scheint sie Eure Nachricht an ihren Bruder weitergeleitet zu haben.«
»Das ist doch schon was.« Thomas dachte einen Augenblick nach, dann nickte er zufrieden. »Je länger sie für ihre Antwort braucht, um so besser für uns. Sun-Tzu ist noch zwei Wochen von Sian entfernt?«
»Ja. Seine Ankunft wird für den siebten September erwartet.« »Der Codeschlüssel und die Nachricht an seine Agenten sind noch verfügbar?«
»Ja, Generalhauptmann.« Auf Malcolms Gesicht trat ein entspanntes Lächeln. »Wir haben sogar den Alternativweg für Befehle an die Agenten entdeckt. Indem wir von ihm Gebrauch machen, können wir mögliche Zweifel an der Legitimität des Auftrags verhindern.«
»Du übertriffst dich selbst, Malcolm. Schick die Botschaft nach New Avalon ab, und sieh zu, daß sie über Sian läuft. Ich hätte nichts dagegen, wenn die Agenten um den Fünfzehnten herum aktiv werden.«
»Betrachtet es als gegeben, Generalhauptmann.«
»Nein, Präzentor«, erwiderte Thomas. »Damit betrachte ich es als begonnen.«
18
Keine Planung überlebt Feindkontakt.
- HELMUTH VON MOLTKE
Avalon City, New Avalon
Mark Crucis, Vereinigtes Commonwealth
5. September 3057
Ohne die Ausbildung ihrer Großeltern hätte Francesca die Männer nie bemerkt. Vier Stunden zuvor hatte sie ihre Schicht in der Kinderkrebsabteilung begonnen, und sie war damit beschäftigt, die Daten der Kinder, die während der Nacht mit Medikamenten versorgt werden mußten, einzutippen. Die Besuchszeit war gerade zu Ende gegangen, und zum ersten Mal an diesem Tag hatte sie Gelegenheit, ungestört von nervösen Eltern und Verwandten ihre Arbeit zu machen.
Als sie die drei älteren Herren betrachtete, hatte sie zunächst den Eindruck, sie hätten sich verlaufen. Für die ErwachsenenKrebsabteilung galt eine um zwei Stunden längere Besuchszeit, und es kam öfter vor, daß Besucher statt im siebten hier im sechsten Stockwerk ausstiegen. Die Kleidung der Männer und die Blumen in ihren Händen weckten ihr Hilfsbedürfnis.
Die drei lächelten Francesca an, als sie hinter dem Tresen hervorkam, und sie erwiderte ihr Lächeln reflexartig. Um nicht unhöflich zu erscheinen, senkte sie den Blick. Irgend etwas beunruhigte sie, aber sie konnte nicht sagen, was es war. Erst als ihre weißen Schuhe nicht mehr als zwölf Schritte von den Männern entfernt auf dem gefliesten Boden quietschten, wurde ihr schlagartig klar, was hier nicht stimmte.
Ihre Schuhe! Die drei Männer trugen relativ elegante, wenn auch etwas altmodische Anzüge, aber an den Füßen trugen sie brandneue weiche Lederschuhe mit Gummisohlen. Zu etwas weniger formeller Kleidung wären die Schuhe völlig in Ordnung gewesen, aber in Verbindung mit den Anzügen fielen sie auf. Vor Francescas innerem Auge stand augenblicklich das Bild ihrer Großmutter, die ihr erklärte, wie hervorragend sich solche Schuhe für Geheimaktionen eigneten.
Francesca hielt die drei Männer noch nicht ernsthaft für Agenten, aber ihre schnellen, unsteten Blicke und die geflüsterte Unterhaltung zwischen ihnen, während sie näher kam, beschleunigten ihren Puls. Obwohl sie für eine aktive Agententätigkeit viel zu alt wirkten, schienen die drei aufmerksamer und ruhiger als die meisten Besucher, die sich sonst hierher verirrten. Abgesehen von den Schuhen war an ihrem Äußeren nichts auszusetzen. Aber sie fühlte, daß mit diesen Männern etwas nicht
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