BattleTech 26: Robert Thurston - Ich bin Jadefalke
bis zur Spitze des Arms vor und schob sich in die Beuge zwischen Daumen und Fingern. Als sie hochsah, bemerkte sie schwere Sturmwolken, die aus der Ferne näher kamen. Auf Sudeten brachen Gewitter plötzlich und ohne Vorwarnung los.
Sie sah nach unten und suchte das Gelände nach Ronan ab, der noch immer seine grellfarbige Geschkoschärpe trug.
Der Trottel hätte sich nicht auffälliger ausstaffieren können, wenn er in einen Kübel mit Neonleuchtfarbe gehüpft wäre.
Joanna warf einen Blick auf die Armbanduhr und stellte fest, daß sie noch etwa vier Minuten Zeit hatte, mit Ronan fertigzuwerden, bevor ihr nächster Gegner den Kreis betrat. Sie durfte keine Zeit damit vertrödeln, einen BattleMechdaumen festzuhalten. Ronan mußte so schnell wie möglich erledigt werden. Eine kleine Überraschung und ein kurzer, schmutziger Kampf.
Obwohl ihr nur wenig Zeit blieb, wartete sie auf eine günstige Gelegenheit. Es dauerte nicht lange, bis Ronan vorbeikam und ohne größere Vorsicht unter Joanna durch die Trümmer schlenderte. Sie packte die Oberseite des Mechdaumens und arbeitete sich nach vorne, bis sie frei herabhing. Als der Daumen leise unter ihrem Gewicht knirschte, blieb Ronan stehen und sah nach oben. Der Anblick Joannas, die gute sechs Meter über ihm in der Luft hing, überraschte ihn sichtlich.
Im selben Augenblick ließ Joanna sich fallen und erwischte ihn mit ihren schweren Stiefeln mitten im Gesicht. Ronan schrie vor Schmerz, als der Aufprall ihn nach hinten zwischen die Metalltrümmer warf. Joanna rollte zur Seite und arbeitete sich krabbengleich herum, bis ihre Beine neben dem Kopf des jüngeren Kriegers lagen. Ronan kroch seitwärts davon. Sie setzte sich auf und rutschte ihm auf dem Hintern nach, wie ein Kind, das sich noch nicht so recht zu gehen traut.
Aus verkniffenen, blutunterlaufenen Augen stierend, hob Ronan den Kopf, um sie zu suchen. Das gab Joanna eine Gelegenheit, seinen dicken Hals in eine Beinschere zu nehmen. Sie preßte die kräftigen Schenkel zusammen und hielt Ronans Kopf fest eingeklemmt. Er wedelte mit den Armen, aber Joanna war außer Reichweite. Er konnte sich nur ergebnislos in ihrem Beingriff winden und nach Luft japsen. Als Joanna den Druck weiter verstärkte, grunzte Ronan schließlich leise und schloß die Augen. Sie lockerte den Druck sofort, gerade genug, um ihn am Leben zu lassen. Als kein Zweifel an seiner Bewußtlosigkeit mehr bestand, gab sie ihn frei und starrte auf ihn hinab. Es wäre so einfach gewesen, ihn zu erdrosseln, aber die Regeln gestatteten es nicht.
Ein Blick auf die Uhr. Ihr zweiter Gegner hatte vor etwa zwei Minuten den Kreis betreten. Sie hatte sich mit Ronan zuviel Zeit gelassen.
Aus dem Augenwinkel nahm Joanna eine entfernte Bewegung wahr und schaute nach rechts, zur Fabrik. In der Nähe eines Fensters hatte sich jemand bewegt. Sie sprang auf und rannte auf das Gebäude zu. Vor ihr lockte eine offene, halb aus den Angeln gerissene Tür. Aber das schien ihr eine zu gute Möglichkeit für einen Hinterhalt. Zwei Fenster links von der Tür sah sie eine Bewegung. Vielleicht nur ein optische Täuschung, aber vielleicht auch ihr nächster Gegner, der sich in Richtung Tür aufgemacht hatte, um sie zu überraschen.
Sie entschied sich, durch das zweite Fenster rechts der Türöffnung ins Haus einzudringen. Unangenehmerweise war dessen Scheibe noch ganz.
Joanna rannte, immer schneller werdend, auf das Fenster zu. Im Sprung nahm sie den Kopf nach unten und fing den größten Teil des Aufpralls mit Schultern und Rücken ab. Durch einen Sprühregen von Glassplittern flog sie ins Gebäude, kam nach einem schnellen Salto auf die Füße und wirbelte zur halboffenen Tür herum. Dort stand Haline, die sich gerade zu ihr umdrehte.
Der Muskelmann hat versagt, und sie schicken die Muskelfrau. Geschickte Strategen sind diese Trottel nicht, soviel steht fest.
Haline ging in die Hocke, als sie Joanna auf sich einstürmen sah. In der Hand hielt sie ein langes Metallstück. Zweifelsohne hatte sie es aus irgendeinem Abfalleimer gefischt. Großartige taktische Überlegungen waren hier verschwendet. Joanna rannte geradewegs auf Haline zu, die ihre improvisierte Waffe ruhig hielt. Sie wirkte durchaus nicht abgeneigt zu töten, Regeln hin, Regeln her. Joanna konnte ihre Entschuldigung förmlich hören: »Ich wollte sie nicht umbringen, aber in der Hitze des Gefechts, und als Joanna auf mich zustürzte…«
Im letzten Moment knickte Joanna ein und sprang nach vorne. Unter dem Stahlrohr
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