BattleTech 28: Ritter ohne Furcht und Tadel

ließen manche auf den Rängen aufspringen, bereit, gegen sie zu kämpfen. Sie wußte, daß sie verloren hatte. Es wurde Zeit, ein Ende zu machen.
Der Inquisitor grinste breit und nickte. »Ich verzichte auf abschließende Bemerkungen, die Beweise sprechen für sich. Laßt uns abstimmen.«
Die Stimme des Lehrmeisters war getragen und überzeugt. »Die Beweisführung in dieser Angelegenheit ist in Übereinstimmung mit unseren Traditionen abgeschlossen und beendet. Ich fordere die hier versammelten und zugeschalteten Konklavemitglieder auf, nun ihre Stimmen abzugeben. Möge das Recht sich durchsetzen.«
Die Abstimmung und deren Auswertung dauerten nur knapp dreißig Sekunden. Die hallende Stimme des Lehrmeisters ließ Dawn das Blut in den Adern gefrieren. »Sterncaptain Dawn, du wirst mit einem Stimmenverhältnis von neun zu eins schuldig befunden.«
Das Urteil überraschte sie nicht. »Ich verlange einen Widerspruchstest«, erklärte sie laut und deutlich. »Hier und jetzt!«
Sie hatte das Recht auf einen Kampf, um das Urteil umzustoßen, aber die Gegenseite konnte entsprechend des Stimmenverhältnisses bieten. Das Gemurmel von den Rängen bestätigte, daß viele der Krieger bereits damit begonnen hatten. Khan Perigard Zalman überwachte das Bieten auf seinem Monitor. Dawn stand auf dem rotierenden Podium und starrte in die Dunkelheit.
Nach einigen Minuten hektischer Aktivität ringsum ergriff er das Wort. »Du wirst einen Test im Kräfteverhältnis drei zu eins ablegen. In der Tradition unseres Volkes wählt der Inquisitor die Verteidiger des Urteils. Er hat Sterncaptain Stern Chapman und Sterncaptain Mitch Thibaudeau als Vertreter des Konklaves bestimmt. Wir akzeptieren deine Wahl von Ort und Zeit. Bist du bereit, Kriegerin Dawn?«
Sie bemerkte, daß der Khan ihren Rang bereits nicht mehr benutzte. Und sie kannte beide genannten Krieger sehr genau.
Ein Elementar und ein MechKrieger.
Sie erwartete nicht, den Test zu gewinnen, aber sie würde es auf jeden Fall versuchen. Sie sah zum Khan hoch und nickte mit der ganzen Ruhe und Selbstsicherheit, die sie aufzubringen in der Lage war.
Sie werden keine Anzeichen von Furcht bei mir entdecken, denn ich habe keine, trotz dieses Urteils.
Als Dawn vom Podium trat, um sich Stern Chapman zu stellen, wurde es etwas heller. Chapman war unzweifelhaft der beste Elementar der Stahlvipern. Sein Generbe und Kodax waren mit zahllosen Siegen geschmückt. Selbst im Teufelsbad hatte er drei ComStarBattleMechs ausgeschaltet, bevor er das Bewußtsein verloren hatte. Er ließ seine zeremonielle Robe zu Boden gleiten und stand in der Unterwäsche vor ihr, die seine enorme Größe und Muskulatur noch unterstrich. Bei seiner Größe und seinem Gewicht entsprach dieser Elementar zwei Kriegern. Hinter ihm stand, beinahe ein Zwerg, MechKrieger Mitch Thibaudeau. Falls Dawn den Kampf gegen Chapman überlebte, würde er vortreten, um sie zu bezwingen.
Der Elementar, verglichen mit Dawn ein wahrer Muskelberg, verlor keine Zeit. Mit einer für einen Mann seiner Größe beinahe unglaublichen Geschwindigkeit brach er seitlich aus und zwang Dawn, sich nach rechts zu drehen, um seinem Angriff zu begegnen. Aber sie war schnell genug, und ihr Handkantenschlag traf seine rechte Schulter mit einem lauten Krachen. Der Hieb hätte einen normalen Krieger zu Boden gestreckt, aber gegen Chapman erzeugte er mehr Geräusch als Schaden. Der Elementar, wie sie selbst ein Produkt genetischer Manipulation, ragte hoch über sie auf. Und mit seiner doppelt so großen Masse und Kraft steckte er den Hieb einfach weg. Von ihrem Schlag zur Seite geworfen, stieß er mit dem Ellbogen nach hinten. Die Schmerzen durch den Treffer waren schlimm genug, aber vor allem beeinträchtigte er ihre Balance.
Sie sah sein linkes Bein kommen, konnte aber nicht schnell genug ausweichen. Der Tritt traf ihr rechtes Schienbein und schleuderte sie nach hinten weg. Reflexartig rollte sie zur Seite und entkam um Haaresbreite einem Hammerschlag seiner beiden Fäuste. Der Hieb schlug wie eine Dampframme neben ihr in den Boden, und Chapman verzerrte vor Schmerz das Gesicht, ließ aber nicht locker. Dawn riß den Arm zu einem zweiten Handkantenschlag herum, der ihm für einen Augenblick die Sicht im rechten Auge nahm. Aus einer Platzwunde am Auge blutend, hob er die verschränkten Fäuste und warf sich auf sie, das gesamte gewaltige Körpergewicht in den Angriff legend.
Dawn trat hart mit beiden Beinen aus, traf ihn an der Brust und lenkte den Angriff