BattleTech 28: Ritter ohne Furcht und Tadel
verstehe.«
»Gut. Du fliegst morgen früh ab.« Aleixandre verabschiedete Hawkes mit einem festen Händedruck. »Viel Glück, mein Junge. Dein Vater wäre stolz auf dich.«
Hawkes nickte, aber er konnte das Gefühl nicht loswerden, daß er Lieutenant General Mel Aleixandre nie wiedersehen würde.
6
Winterpalais, Dormuth, Marik
Marik-Commonwealth, Liga Freier Welten
16. April 3057
Im eleganten Salon des weitläufigen Winterpalais im Herzen Dormuths wurde Duncan Kalma plötzlich die ganze Bedeutung dieser Begegnung klar. Er würde Generalhauptmann Thomas Marik treffen. Den Mann, der geschafft hatte, was vor ihm noch niemandem gelungen war – die Liga Freier Welten zumindest ansatzweise zu einen. Damit hatte er sich den Respekt seines Volkes verdient, auch den von Männern wie Duncan, der seine Heimat verlassen hatte, um niemandem Gehorsam schulden zu müssen.
Duncan sah sich mit echter Neugier in dem reich ausstaffierten Raum mit der glänzenden dunklen Walnußtäfelung an den Wänden und den Regalen voller Bücher um. Der Saal wurde von einem Kronleuchter mit einigen Dutzend Kerzen und flackernden Fackeln in reichverzierten Wandhalterungen erhellt. Am hinteren Ende steuerte ein hell loderndes Feuer seinen warmen Schein bei. Überall standen Antiquitäten – terranische Tische und Stühle, alte Karten, echte Ölgemälde, farbenprächtige andurianische Teppiche und leuchtende Shastagobelins, Porzellanfiguren von Tieren, die auf keiner von Menschen besiedelten Welt noch existierten und dergleichen mehr. Die Faszination und Bewunderung, die Thomas der Vergangenheit entgegenbrachte, waren berühmt.
Eine Ironie, daß dieser Mann solche Höhen erklommen hat, nicht nur in der Liga Freier Welten, sondern sogar darüber hinaus, eine Macht und ein Prestige erreicht hat, die in der gesamten Inneren Sphäre Anerkennung finden.
Das war nicht immer so gewesen. Als ComStar-Präzentor, Mitglied des quasireligiösen Ordens, der lange Jahrhunderte alle interstellaren Kommunikationswege kontrolliert hatte, mußte er ein recht zurückgezogenes Leben geführt haben. Dann war das Bombenattentat gekommen, das seinen Vater, Janos Marik, das Leben gekostet hatte. Auch Thomas galt damals zunächst als tot, als man seinen Körper nach der Explosion nicht hatte bergen können.
Achtzehn Monate später hatte er das Parlament mit seinem Erscheinen geschockt, geheilt und bei vollen Kräften, und seinen Anspruch auf den Thron erhoben. Er hatte bei der Explosion schwere Verbrennungen erlitten, aber die Flammen, die sein Gesicht verwüsteten, schienen seiner Seele ungeahnte Kraft eingeflößt zu haben. Obwohl er in Krieg wie Politik unerfahren war, hatte Thomas Marik das Amt des Generalhauptmanns übernommen, selbst in den besten Tagen eine äußerst knifflige Aufgabe. Und er hatte es nicht nur geschafft, sein oftmals chaotisches Reich zusammenzuhalten, unter seiner Herrschaft blühte und gedieh die Liga Freier Welten, während der Rest der Inneren Sphäre es kaum schaffte, die Clan-Invasion zu überstehen.
Ohne Zweifel würde man Thomas als einen der großen Mariks in Erinnerung behalten. Er war bei der Bevölkerung noch beliebter als es selbst der alte Janos auf dem Höhepunkt seiner Karriere gewesen war.
Als er Schritte hörte, drehte Duncan sich um, und sah die schlaksige Gestalt des Generalhauptmannes Thomas Marik in den Raum treten. Er wurde auf der einen Seite von einem ebenso großen Mann mit langem, fließendem weißen Haar begleitet und auf der anderen von dem Ritter, der drei Tage zuvor den Hof aufgesucht hatte. Harrison Kalma verneigte sich. Duncan tat es ihm hastig gleich und versuchte sich an die wenigen Fetzen des höfischen Protokolls zu erinnern, die er als Kind gelernt hatte. Er hatte für dergleichen nie viel übrig gehabt, war auch nie sonderlich gut darin gewesen, und jetzt fühlte er sich steif und ungelenk.
»Bei einem alten Freund ist solche Förmlichkeit nicht vonnöten«, meinte Marik, legte die Hand auf Harrison Kalmas Schulter und bedeutete ihm, sich aufzurichten.
»Schön, dich wiederzusehen, Thomas«, sagte sein Vater. »Ich muß zugeben, es hat mich überrascht, als ich gehört habe, daß du auf Marik bist.«
Thomas lächelte, aber er wirkte müde. »Eine Angelegenheit großer Tragweite hat sich ergeben, und ich wollte mich ihr ungestört von den Amtsgeschäften auf Atreus widmen können.« Er wandte sich Duncan zu, der sich hastig wieder verneigte. »Und du mußt Duncan sein. Ich habe von General Milik
Weitere Kostenlose Bücher