BattleTech 28: Ritter ohne Furcht und Tadel
ab, aber gleichzeitig rollte sie zur Seite und sah nicht, wo er aufkam. Als sie sich dorthin umdrehte, wo sie ihn vermutete, war er nicht zu sehen. Im selben Augenblick traf sie sein Tritt am Hinterkopf.
Der Hieb hob sie von den Füßen und schleuderte sie nach vorne. Sie hatte das Gefühl, in einen langen, dunklen Tunnel zu blicken, und in ihren Ohren war ein lautes, bösartiges Summen. Sie fühlte den harten Aufprall ihres Gesichts auf dem Boden, aber ihre Gliedmaßen weigerten sich, den Sturz zu bremsen. Sie hatte einen salzigen Geschmack im Mund, als sie ihre letzte Kraftreserve dazu benutzte, sich herumzuwälzen und zu den Scheinwerfern hochzustarren. Schwindelgefühl und Schmerz tobten in ihrem Kopf, als sie schwankend auf die Füße kam.
Stern Chapman drehte sich um und versetzte ihr den Gnadenstoß. Sie sah den Schlag kommen. Ihre einzige Reaktion bestand darin, sich der lebenden Mauer von Haut und Muskelgewebe entgegenzuschleudern. Sie stürzte halb, halb schlug sie aus, als Chapmans wütender Hieb ihren rechten Wangenknochen traf. Ihr Schlag hatte keinerlei Wirkung. Der seine riß ihr Gesicht auf, und sie hörte etwas krachen. Unter der Gewalt des Hiebes war ein Zahn abgebrochen. Sie fiel wie eine Stoffpuppe zu Boden, bei Bewußtsein, aber nicht länger in der Lage zu kämpfen.
Das Brummen in ihren Ohren schien mit jedem schmerzhaften Atemzug ein wenig nachzulassen. Ihr Mund tat weh, und die kalte Luft auf dem freiliegenden Nerv des abgebrochenen Zahns bohrte sich wie ein glühendes Messer in ihr Gehirn. Sie wurde hochgezogen, in eine halbstehende Position. Warmes Blut rann ihr Gesicht herab, und ihr wurde klar, daß es vorbei war. Sie atmete tief ein, schmeckte ihr Blut und roch den in der Luft hängenden Schweißgeruch. Sie stand vor Khan Perigard Zalman, geschlagen und verloren, aber ungebrochen.
Ich bin unschuldig. Das hier ändert daran nichts.
»Dieser Widerspruchstest ist beendet«, stellte der Khan in seiner Stahlvipernmaske fest. In Dawns benebeltem Zustand schien er, mehr Geistererscheinung denn Mensch, vor ihr aufzuragen. »Du bist in den Augen dieses Konklave schuldig gesprochen, Dawn. Ich verkünde nun für aller Ohren das Urteil. Du wirst von diesem Tage an deines Ranges und deiner Kaste entkleidet und verbannt aus den Reihen des Clans Stahlviper. Deine Name wird nicht mehr erwähnt und dein Genmaterial aus dem Genfundus entfernt werden. Ich könnte dir den Tod anbieten, aber das wäre ein zu schnelles Ende. Diese Verbannung wird dich für immer an die Krieger erinnern, die durch deine Hand gestorben sind. Eines unser Händlerschiffe wird dich zum nächstgelegenen System außerhalb unserer Territorien schaffen, und kein Mitglied dieses Clans wird deinen Namen jemals wieder in den Mund nehmen. Von heute an existierst du in unseren Gedanken und unserer Erinnerung nicht mehr.«
Die Blutnamensträger der Stahlvipern erhoben sich von ihren Plätzen und sprachen mit einer Stimme, während Dawn die Düsternis absuchte. »Seyla!« sprachen sie und wandten sich körperlich von ihr ab. Das Zeichen der Verbannung. Die Blutnamensträger weigerten sich, sie wahrzunehmen. Nur Sterncolonel Ivan SinClaire wandte den Blick nicht augenblicklich ab. Dann drehte auch er sich langsam um und konnte sie nicht mehr sehen.
Lehrmeister Arthur Stoklas trat an das Kodax-Lesegerät und hob den Armreif heraus, der Dawns Leben als Stahlvipernkriegerin symbolisierte. Er ließ ihn zu Boden fallen, zog die Laserpistole und zerschmolz den Kodax in einem blutroten Strahl gebündelter Lichtenergie. Dawn starrte vor sich hin, zu geschockt und geschwächt, um zu reagieren. Ihr Leben als Stahlviper war vorbei. Man hatte sie ausgelöscht, als hätte sie nie existiert.
Sie kämpfte um ihr Gleichgewicht, aber das Schwindelgefühl übermannte sie. Dawn brach unter Schmerzen zusammen.
Hauptquartier der 6. Crucis-Lancers RKG
Aux-Huards-Ebene, Valexa
Mark Capella, Vereinigtes Commonwealth
»Das ist etwas, das wir selbst erledigen müssen, Garth«, meinte Lieutenant General Mel Aleixandre. »Du hast die Geheimdienstberichte gesehen. Das MGUO will die Sache den Rittern der Inneren Sphäre anhängen, einfach, weil die Angreifer deren Farbschema trugen, aber in Wirklichkeit will man die Sache nur schnell vom Tisch haben. Irgend jemand will die Sache ablegen können, sich nicht mehr drum kümmern müssen, weil unsere Geheimdienstler im Moment kaum den Kopf über Wasser halten können. Sie haben absolut keinen Bedarf an einer weiteren Spur,
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