BattleTech 28: Ritter ohne Furcht und Tadel
geworfen hatte. Es muß aber einer von Carmodys Leuten gewesen sein. Wer käme sonst in Frage?«
Bovos nahm den Faden auf. »Und dann, während wir im Krankenrevier auf den Bericht des MedTechs über Ihre Verletzungen gewartet haben, hat jemand durch ein Fenster des Wartezimmers auf Hawkes geschossen. Es ist ein Wunder, daß sonst niemand verletzt wurde.«
»Es hat den Anschein, daß die Cavaliere diese Kämpfe ohne Rücksicht auf Verluste gewinnen wollen«, stellte Dawn fest. »Sie sind ohne jede Ehre.«
Während die Kellner ihre Teller abräumten, berichtete Trane, worüber er am Nachmittag auf dem Platz nachgedacht hatte. »Mitten im Kampf heute ist mir etwas aufgefallen. Für eine Einheit, die angeblich Kompaniestärke hat, gibt es eine ganze Menge dieser Cavaliere. Und es tauchen immer mehr auf.«
Goto nickte, wartete aber mit seiner Antwort, bis Trane seine Dessertbestellung, einen Likör auf Honigbasis, aufgegeben hatte.
»Duncan hat mich gestern gebeten, dem nachzugehen. Ich habe festgestellt, daß die Cavaliere seit ihrem großen Erfolg im vorigen Monat neue Mitglieder werben. Sie erzählen den Leuten, daß sie einen neuen Kontrakt haben, aber dafür noch mindestens eine zusätzliche Kompanie aufstellen müssen… oder sogar zwei. Ich würde sagen, sie versuchen auf Bataillonsstärke zu kommen.«
»Und sie probieren ihre neuen Rekruten gegen uns aus?« Trane ärgerte sich nicht nur über die Cavaliere, sondern auch, weil Duncan einen vollen Tag früher als er darauf gekommen war.
»Klingt logisch«, meinte Bovos. »Seit wir damals das Kräfteverhältnis gegen Dawn ausgeglichen haben, stehen wir auf ihrer Abschußliste. Indem sie ihre neuen Rekruten gegen uns ins Feld schicken, können sie überhaupt nicht verlieren. Entweder wir sterben, oder sie eliminieren Rekruten, die kein Gefecht gewinnen können. Eigentlich gar kein schlechter Plan.«
Der Kellner brachte Trane den Drink, und er nahm sofort einen Schluck. Die feurige Flüssigkeit brannte stärker auf seiner Zunge, als er es in Erinnerung hatte, war aber nichtsdestoweniger sehr gut.
»Meinen Berechnungen nach müßten die Cavaliere genug Piloten und Mechs für den Rest der Kämpfe haben. Karl, Sie, Jon und Goto werden ausstreuen, daß die Cavaliere Angst davor haben, sich uns selbst zu stellen und Strohmänner vorschieben. Das sollte garantieren, daß bei den nächsten Begegnungen Carmody und Crew antreten.«
»Gute Idee«, fand Duncan. »Die nächsten vier Kämpfe sind Einzelduelle in der Arena. Zum Schluß kommt dann die große Schlacht der Überlebenden. Dafür sollten sie wenigstens eine oder zwei Lanzen der ursprünglichen Cavaliere haben. Und eines muß euch klar sein, sie wollen unser Blut sehen. Besonders, nachdem Karl und Freunde anfangen, sich laut Gedanken zu machen, ob sie möglicherweise zu feige sind, sich zu stellen. Wir müssen allesamt äußerst vorsichtig sein.«
Trane nahm noch einen Schluck. Diesmal war der Drink schon angenehmer. »Ich hätte noch eine Frage: Wie haben Sie es geschafft, in der Attrappenstadt auf dem Gelände hinter die Cavaliere zu kommen?«
Duncan zuckte die Achseln. »Ich habe es einfach auf einen Versuch ankommen lassen. Deswegen bin ich aus dem Kommunikatornetz ausgestiegen. Niemand sollte wissen, daß ich zu Ihnen unterwegs war, und ich konnte Ihnen nicht erklären, was ich vorhatte. Ich hab einfach in die Richtung geguckt, in die Sie marschierten, und mir den wahrscheinlichsten Punkt für einen Hinterhalt ausgesucht. Hawkes und ich sind dann einfach angeschlichen.«
»Gut gemacht«, stellte Trane fest und stand auf. »Angesichts unserer bisherigen Erfolge… möchte ich einen Trinkspruch ausbringen.« Er hob sein Glas, sah sich unter seinen unwahrscheinlichen Kameraden um und kippte vornüber auf den Tisch.
19
Galaport, Galatea
Mark Skye, Vereinigtes Commonwealth
23. Mai 3057
Wieder wachte Trane mit einem atomaren Brummschädel auf. Für keine zwei Deziliter Schnaps schien ihm das reichlich übertrieben. »Rod, können Sie mich hören?« Das war Duncans Stimme. »Ich höre sie.« Trane öffnete vorsichtig die Augen. Er wartete auf Duncans Vorwürfe darüber, daß ein Ritter der Inneren Sphäre sich sinnlos betrunken hatte, aber statt dessen sah Duncan ihn mit ernster Miene an.
»Sie wurden vergiftet. Es war Goto, der es gemerkt hat. Das Gift war in dem Drink, den Sie bestellt haben.«
Trane nickte. »Jetzt erinnere ich mich. Er schmeckte etwas zu stark, aber in dem Moment habe ich mir nichts dabei
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