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BattleTech 29: Pflichtübung

BattleTech 29: Pflichtübung

Titel: BattleTech 29: Pflichtübung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William H. Keith
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TNZ Kalender benutzte, und nicht den unter der Zivilbevölkerung Glengarrys üblichen. Soweit Grayson es überblicken konnte, waren rund zweihundert Anforderungsformulare Nummer 1920 mit automatischen Bestelldaten ausgefüllt und ins System eingegeben worden, und alle basierten auf dreiwöchigen Glengarry-Monaten statt vierwöchigen Standardmonaten.
Grayson rieb sich abwesend den einstmals braunen, inzwischen aber buschig weißen Bart. Er hatte den größten Teil der Nacht – und den gesamten gestrigen Tag – mit dem Versuch verbracht, dieses Tohuwabohu auszubügeln, von dem er vor zwei Tagen erfahren hatte. Natürlich arbeitete auch in der Buchhaltung und im Nachschubbüro ein kleines Heer von Programmierern an dieser Aufgabe, aber irgend jemand mußte ihre Anstrengungen koordinieren und verhindern, daß die Verwirrung nicht durch neue Fehler bei dem Versuch, sie zu beseitigen, noch verschlimmert wurde. Weder Oberleutnant Dobbs noch sein Vorgesetzter, Hauptmann Levinson, der Nachschuboffizier des Regiments, besaßen die Erfahrung, die Carlyle sich jetzt gewünscht hätte, und er wollte die gesamte Operation kritisch im Auge behalten.
Normalerweise wäre so etwas Sache seiner Stellvertreterin gewesen, aber Lori Kalmar Carlyle war zur Zeit nicht auf Glengarry, sondern bei einer Konferenz auf Tharkad und wurde erst am Siebzehnten zurückerwartet. In ihrer letzten HPG-Nachricht hatte sie ihm für ihre Rückkehr eine Überraschung angekündigt. So wie er Lori kannte, konnte das alles sein. Sie war ebenso unberechenbar, wie sie – nach all den Jahren noch immer – schön war.
Wehmütig wünschte er sich, ihre Überraschung wäre ein Urlaub – etwa sechs Monate, Standardmonate, nicht diese vermaledeiten Viertelliter-Glengarry-Monate, in einem tropischen Paradies einer Welt, das in den letzten fünfhundert Jahren einen BattleMech oder ein Landungsschiff nicht einmal gesehen hatte…
Das Niederschmetternde war das Wissen, daß unvermeidlich die nächste Krise auftauchen würde, sobald diese gemeistert war. Und danach eine weitere. Und noch eine im Anschluß daran. Zur Hölle, er verwandelte sich zusehends in einen glorifizierten Bürohengst im Rang eines Obersten, und das machte ihm weit mehr zu schaffen als die mühselige Waterei durch diese verwirrenden und inkompatiblen Zahlen.
Die Türglocke erklang.
Er fühlte so etwas wie Erleichterung. Im Moment war ihm jede Unterbrechung willkommen. »Herein.«
Eine Tür am anderen Ende des Raums glitt auf, und der Waffenmeister der Legion kam herein. WM Vernon Artman war ein muskulöser, streitlustig wirkender Schwarzer, der vor zweiundzwanzig Jahren auf Galatea zur Legion gestoßen war. Er hatte als Munitionsarbeiter begonnen und sich auf seinen jetzigen Posten hochgedient, auf dem er nicht nur die Munition des Regiments, sondern auch die gesamte Kampfausbildung verantwortete. Obwohl der Waffenmeister ein eigenständiger Spezialist auf Unteroffiziersebene war, zog er die Anrede ›Spieß‹ vor. Ihn zierte das harte Gesicht eines Drillsergeanten – verständlich, denn eine seiner Aufgaben war die Ausbildung der Rekruten. Vom exakt getrimmten, sauberen schwarzen Schnurrbart bis hinunter zur Bügelfalte seiner Uniformhose war kein Staubkorn zu entdecken, kein Haar, wo es nicht hingehörte, und er bewegte sich mit der selbstsicheren und präzisen Art eines Militärveteranen.
»Haben Sie eine Minute Zeit, Herr Oberst?«
»Für Sie immer, Spieß. Worum geht's?«
»Dasselbe wie immer, Oberst. Ärger.«
»Setzen Sie sich. Ich höre.«
Artman deutete auf den Computerschirm, auf dem sich die Zahlenkolonnen drängten. »Scheint, daß ich einen schlechten Augenblick erwischt habe.«
»Eine Ihrer letzten Rekrutinnen«, meinte Grayson. »Hat planetarische Zeitrechnung statt TNZ benutzt.«
»Lassen Sie mich raten: Callaway.«
»Stimmt. Julia Callaway. Woher wußten Sie das?«
Artman zuckte kaum merklich die Achseln. »Das war mir sofort klar. Sie hat es nie geschafft, sich wirklich auf TNZ umzustellen.« Er zögerte einen Moment, als wolle er Graysons Stimmung einschätzen. »Es geht um Ihren Sohn, Sir.«
Genau das hatte Grayson vermutet. Irgendwie hatte er es sofort gewußt…
»Was hat er jetzt angestellt?«
»Oh, er steckt nicht in Schwierigkeiten. Jedenfalls noch nicht. Aber ich finde, Sie sollten sich das hier ansehen.« Er schob eine schmale Speicherkarte über den Tisch. Grayson nahm sie und schob sie in den Leseschlitz des Schreibtischs. Auf dem Bildschirm öffnete sich ein Fenster

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